[Erstveröffentlichung: 24. März 2007]
Dieses Buch wurde mir von einem Freund empfohlen, nachdem wir uns über die nicht immer so gute alte Zeit in dem Land mit den drei großen Buchstaben unterhalten hatten. So, meinte er, möchte er die Zukunft nicht erleben…
Der Autor Burrhus Frederic Skinner ist – wie dem Buch unschwer anzumerken – kein Schriftsteller. Sondern Psychologe und Verhaltensforscher.
Das Buch bietet kaum Beschreibungen der handelnden Personen. Figuren tauchen auf, sagen Sätze (als Stichwortgeber) und verschwinden ohne weitere Erwähnung. Das Buch besteht zum Großteil aus Dialogen – wovon weit mehr als die Hälfte Frazier, der Gründer der Siedlung “Walden Two” bestreitet. Andere Personen fungieren nur als Stichwortgeber für die Monologe der Hauptperson.
Einiges an der Siedlung “Walden Two” erinnert mich an Kibbuzim in Israel (zumindest, was die basisdemokratische Strukturen betrifft); anderes sehr an die Zeit, in der ich ein Kleinkind und in der Kinderkrippe war. Und genau das – so scheint mir – ist meinem Freund sauer aufgestoßen.
Doch wenn man bedenkt, zu welcher Zeit dieses Buch geschrieben wurde sollte man nicht hochnäsig werten. Logisch, dass wir einiges “besser wissen”, die Erfahrung hat uns Neues gelehrt.
Doch so wenig wie die Geschichte des Unterganges der DDR und des “Sozialismus” für mich das Scheitern der Idee bedeutet; so wenig ist Skinners Buch eine Dystopie – oder nur eine solche. Denn für die von Skinner ernst gemeinte Utopie spricht Einiges. Auch mich spricht die Idee des Buches an – ohne dass mich jedoch die im Buch gefundene Form der Umsetzung überzeugen kann. Im Gegenteil bekomme ich Gänsehaut bei den Kapiteln über die Kindererziehung (und ich weiß, weshalb…)
Jeder von uns befindet sich in einer erbitterten Schlacht gegen die übrige Menschheit.” [...] Jeder von uns hat Interessen, die mit den Interessen von Jedermann kollidieren. [...] diesen Jedermann nennen wir die “Gesellschaft”. Sie ist ein gewaltiger Gegner, der unweigerlich Sieger bleibt. Hier und da behält vielleicht mal ein Individualist für ein Weilchen die Oberhand [...] Aber auf Dauer siegt die Gesellschaft dann doch, denn sie hat die zahlen- und altersmäßige Überlegenheit.
Einen Weg aus dieser Misere heraus findet auch Skinner nicht. Sein “Walden Two” zeigt im Ergebnis eine Idee (die – wie oben erwähnt – sehr an das Leben im Kibbuz erinnert); aber auch Skinner kennt keinen Weg dorthin, der gangbar wäre. Und die Erfahrung aus der Zeit des gewesenen Ländchens lehrt mich Vorsicht mit Versuchen, mit Experimenten in einer Gesellschaft.
Vermutlich werde ich dieses Buch noch einige male lesen müssen…
Nic