Bewerbung für Lehre und Praktikum

In der Schweiz herrscht allgemein ziemlich akuter Lehrkräftemangel - ja, das hat mich auch überrascht. Es gibt mehr Lehrstellen als Bewerber. Aus irgendeinem Grund haben wir in der Drogerie dennoch einige Bewerbungen sowohl für Schnupperlehren, als auch Lehren danach. Und viele Bewerbungen für Praktikanten in der Apotheke: zum Studium zur Apothekerin ist ein Teil in einer Apotheke zu erfüllen.

Die Auswahl für geeignete Kandidaten ist nicht einfach.

Wir schauen die Bewerbungsschreiben (die wir immer öfter elektronisch bekommen) an. Da grad eine erste Bitte: Mails sind ein Sicherheitsproblem, wodurch Viren und Trojaner auf den Computer gelangen können. Deshalb öffnen wir keine Links in mails und bei den Anhängen auch keine .doc mehr. Wenn ihr (unaufgefordert) eine Bewerbung schickt, dann hängt die Unterlagen als PDF (.pfd) an. Ansonsten kann es sein, dass das nicht angeschaut wird. Die Absenderemail ist am besten die eigene ... und nicht die vom Papa oder ein Fantasyname wie [email protected]

Wie man Bewerbungsschreiben schreibt, lernt man offenbar neu auch in der Schule. Ich finde ein Foto immer nett, so als „Vorschau" - auch wenn das nicht mehr ganz so üblich ist. Das Foto sollte dabei nur die Person selber zeigen - also keine Aufnahmen von Parties etc. oder mehr Landschaft als Foto.

Ganz wichtig ist für uns das Motivationsschreiben. Letztens haben wir grad eine mail mit Bewerbung erhalten, die zwar wahnsinnig gute Schulnoten enthielt, aber nur den Satz: „ich freue mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch für die Lehre zur Drogistin". Wer punkten möchte, schaut sich die potentielle Lehrstelle vorher an (online und vor Ort) und schreibt dazu, weshalb gerade wir ausgesucht wurden.

Auch wichtig: weshalb der Beruf? So eine Lehre geht 4 Jahre für Pharmaassistentinnen, 5 für Drogistinnen - da verpflichtet man sich für eine ziemlich lange Zeit, die man zur Hauptsache in genau diesem Geschäft verbringt.

Beim Studium zur Apothekerin sind es doch immerhin auch 30 Wochen, in denen man ziemlich intensiv nicht nur lernt, sondern auch arbeitet. Da diese Bewerber einiges „reifer" sind als die Lehrlinge: älter und auch lebenserfahrener meistens, ist es hier von Vorteil genau das in der Bewerbung herauszustreichen: Was gibt es für Zusatzqualifikationen? Sprachkenntnisse und Computerwissen und eventuell schon Arbeitserfahrung (auch in anderen Sparten) sind gerne gesehen vom potentiellen Ausbildner.

Die Noten ... Ja, Zeugnisse der Schule gehören in die Bewerbung, allerdings muss ich sagen, dass wir da nicht übermässig viel Wert drauf legen. Genügend ist ausreichend. Ungenügend schauen wir gut, wo. Es ist zum Beispiel ein Irrtum zu denken, dass man in der Apotheke / Drogerie kein Mathe mehr brauchen wird. Auch angeschaut werden die Absenzen. Viele Ausfälle sind schlecht - und man fragt sich, ob das Problem da auch bei der Motivation oder vielen Krankheitsausfällen liegt.

Alte Arbeitszeugnisse, so vorhanden (das betrifft jetzt weniger Bewerber für Lehren). Grundsätzlich sind die Dinger aber heute wenig aussagekräftig. Wohlwollend und nicht codiert müssen sie sein - so weit, dass manch wichtiges gar nicht mehr drinstehen „darf". Wichtiger ist heute Referenzen anzugeben, bei denen man eventuell nachfragen kann.

Erscheint die Person informiert und motiviert, laden wir sie zu einem Vorstellungsgespräch und eventuell einem Schnuppertag ein.

Im Vorstellungsgespräch erhält man einen besseren Einblick in die Persönlichkeit und kann offene Fragen aus der Bewerbung klären.

Dazu gehört zum Beispiel auch die Wohnsituation und Mobilität und das Umfeld. Wenn ich zwei gleichwertige Bewerber habe für eine Stelle (hier jetzt mehr eine richtige Stelle angedacht als eine Lehrstelle) und eine davon gibt an, dass sie täglich zwei Stunden pendeln muss, weil sie nicht in der Gegend wohnt und einen festen Partner hat, der nicht umziehen möchte .... dann bevorzuge ich für ein langfristiges Engagement eher die in der Nähe wohnende Person. Mich interessieren da auch Hobbies und was die Person sonst macht für die „Work-Life" Balance. Wenn feste Termine vorhanden sind, weiss ich das gerne früh, damit ich das vielleicht in die Arbeitspläne einbauen kann. Ich will ja auch, dass die neue Mitarbeiterin zufrieden ist - und mache deshalb noch vieles Möglich.

Wenn auch die „Hürde" genommen ist, dann lassen wir Bewerber gerne probearbeiten. Dabei ist klar, dass das wenig mit der richtigen Arbeit später zu tun hat, aber man sieht dabei doch gut, wie schnell die Auffassungsgabe ist, wie interessiert sie sich zeigt - und vor allem, wie sie mit dem bestehenden Team interagiert. Letzteres ist mir sehr wichtig. Ich höre nach so einem Schnuppertag auf die Rückmeldung der Mitarbeiter bevor ich mich endgültig für oder gegen jemanden entscheide. Die Schnupperlehre ist auch die Gelegenheit für die Bewerberin einen besseren Einblick in das Geschäft zu erhalten. Nochmal: das sind Jahre, die wir dann zusammen verbringen.

Der Rest ist dann nur noch Makulatur. Wenn wir so genug angeschaut haben, melden wir an die Bewerber zurück, dass sie genommen wurden (oder nicht) und bieten sie für den Vertrag auf.

Ausser ... die Bewerberin hat sich umentschieden, respektive ... das äussert sich meist in Unsicherheit. Darüber schreibe ich einen anderen Blogpost, aber in kurz: Wenn auf die Zusage durch das Geschäft nicht (sofort) mit: „Au ja, Danke!" reagiert wird, sondern mit irgendeiner Form von „Kann ich mit der Entscheidung noch warten bis ...", dann kann man auch direkt wieder absagen. Das wird nichts. Ich will motivierte Leute und bin ganz sicher nicht der Trostpreis. In so einem Fall nehme ich die für uns zweite Wahl - und bisher (mind. 2x) mit bestem Ergebnis. Die möchte ich heute nicht mehr missen.

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