Gastbeitrag, mit freundliche Genehmigung und Unterstützung von Steffen Walter: (Original im Utopia-Blog)
Am vergangenen Montag fand im Berliner Museum für Kommunikation die Gedenkfeier für den Vorkämpfer und Vordenker in Sachen Erneuerbare Energien statt.
Ja, der so plötzliche Tod von Hermann Scheer am 14. Oktober und der Verlust schmerzt immer noch tief, und noch ist mein Eindruck von der bewegenden Abschiedsfeier „frisch“: Mehrere hundert Freunde und Mitstreiter kamen am vergangenen Montag ins Berliner Museum für Kommunikation, um dem Visionär und Vorkämpfer für die Energiewende zu gedenken, darunter nahezu das gesamte Spektrum linker Politik in Deutschland – von Renate Künast über Frank-Walter Steinmeier bis zu Gregor Gysi – und zahlreiche Vertreter der Erneuerbare-Energien-Branche.
Man kann gar nicht ermessen, was dieser Mann in den vergangenen 20 Jahren gegen alle Widerstände ins Werk gesetzt hat: von der Gründung von Eurosolar über sein Konzept der solaren Weltwirtschaft bis zur Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), vom Erneuerbare-Energien-Gesetz bis zur größte Beachtung verdienenden Vision der „Energieallee A 7“. So können wir heute sagen: Ja, 100 % Erneuerbar ist möglich und in absehbarer Zeit zu realisieren – gegen alle Verzögerungstaktik und Obstruktionspolitik, die gerade jetzt von der rückwärtsgewandten, atomlobbyhörigen schwarz-gelben Koalition praktiziert wird. Franz Alt verwies in seiner Gedenkrede zu Recht auf Hermann Scheers letztes Buch „Der energethische Imperativ“, in dem er die Brücke schlägt zwischen der Energiewende, die zu einer Demokratisierung der Erzeugung führt, und einer ganzheitlichen Wirtschaftsethik jenseits gnadenloser Profitgetriebenheit. Die Bruchlinien verlaufen heute nicht mehr entlang der Parteigrenzen, sondern zwischen zukunftsfeindlicher und zukunftsfähiger Politik, die sich der Bewahrung der Schöpfung und der Erde als unserem Lebensraum verschreibt.
Und aus ganz persönlicher Sicht: Ich erlebte in diesem Jahr Hermann Scheer auf Veranstaltungen zum Film „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ zum ersten Mal „in persona“ und war tief beeindruckt von seiner „klaren Kante“ und Authentizität. Wenn das jetzt wie eine Vergötterung klingt, dann sei’s drum – wir wissen alle, dass er „auch nur“ ein Mensch war, allerdings einer mit unbestechlichem und unverstelltem Blick fürs große Ganze.
„Nichts ist so unwiderstehlich wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Dass die Zeit für die Idee der vollständigen Umstellung auf Erneuerbare Energien heute mehr als reif ist – dafür haben wir dem Wegbereiter Hermann Scheer zu danken. Ich hätte ihm sehr gewünscht, den Siegeszug der
Erneuerbaren bis zum Erreichen des Ziels 100 % zu erleben und weiter mitzugestalten.