Titel: Bevor du gehst
Autor/in: James PrellerVerlag: Heyne fliegtOriginaltitel: Before you go
Seitenzahl: 224
Preis: 12,99 € (D)
ISBN: 978-3-453-26833-3
Klappentext:
Wenn ein Augenblick alles verändert … Es ist Judes letzter Sommer auf der Highschool. Der Sommer, in dem sein Leben richtig anfangen soll. Und das tut es auch: Er trifft sich mit seinen Freunden, hat seinen ersten Ferienjob und dort lernt er Becka kennen, das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hat. Als das Unglaubliche passiert und Becka sich in Jude verliebt, könnte er nicht glücklicher sein. Doch dann kommt der Abend, an dem alles anders wird: Ein schrecklicher Autounfall reißt einen geliebten Menschen aus Judes Leben und alles, was ihm wichtig war, verliert mit einem Mal an Bedeutung …
Vor Wochen hatte ich dieses Buch in der Programmvorschau gesehen und wusste, dass ich es lesen wollte. Zwar erinnerte mich die Story sehr an Vier Beutel Asche, von dem ich leider eher enttäuscht war, doch ich war trotzdem guter Dinge.
Bücher über den Tod und die Zeit der Trauer sind sicherlich nicht einfach zu schreiben, keine Frage, dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie unterschiedlich man doch an dieses Thema herangehen kann, und wie oft ich mit meinen ersten Hoffnungen (oder Erwartungen, wie auch immer man es nennen mag) daneben liege.
Bevor du gehst handelt nicht unbedingt von Trauer und Finden von Trost, sondern spielt sich hauptsächlich vor dem Unfall und der dazugehörigen Katastrophe ab. Es soll nicht zeigen, wie ein Freund des Toten mit all der Wut und den Erinnerungen umgeht, sondern eher, wie solch ein Ereignis plötzlich alles verändert und vorher so schöne, unkomplizierte Dinge zerstören kann. Zum Beispiel eine frische Liebe, die ganz und gar an Bedeutung verliert.
Dieses Buch macht traurig, das ist wahr, aber auf eine ganz andere Art und Weise, als ich vorerst vermutet hatte. Der Tod ist von Anfang an gegenwärtig und wird im Verlauf der Geschichte eigentlich schon erwartet. Man weiß, dass es passiert, man weiß nur nicht wann. Und so sitzt man und liest, und erlebt den Alltag eines pubertierenden Jungen, der sich das erste Mal richtig verliebt und nach langer Zeit glücklich zu sein scheint.
Wenn dann das Unvermeidliche geschieht, ist es nicht der Tod, der einen schockt und bekümmert, es ist die darauf folgende Apathie des Protagonisten, die man ihm nicht einmal vorwerfen kann. Man sieht all seine Hoffnung zerbrechen, die er sich vor wenigen Tagen noch so mühselig aufgebaut hat und gerät, gemeinsam mit Jude, ins Zweifeln. Kann es noch schlimmer kommen?
Und trotz all dieser positiven und aufwühlenden Punkte muss ich zugeben, dass mich das Buch nicht so erreichen konnte, wie ich es mir gewünscht hatte. Wahrscheinlich lag es an Jude, der mir zwar nicht unsympathisch war, aber durch sein hormongesteuertes Verhalten die erste Hälfte des Werks dominierte und erst später seine nachdenkliche Seite zum Vorschein brachte. Zu spät, so scheint mir, denn auch danach hatte ich keinen guten Draht zu ihm. Irgendetwas fehlte mir.
Die Schulleiterin setzt Margo die Tiara auf den Kopf.
Das Gewicht überrascht sie.
Natürlich sind die Strasssteine keine Diamanten, trotzdem hatte Margo immer gedacht, die Tiara wäre aus Metall.
Ist sie nicht.
Sie ist aus Plastik.
Mit einem Mal wird auch Margo (schönste Schülerin aus der 12. Klasse) bewusst, wie scheinheilig und lächerlich das ganze Aufsehen eigentlich ist. Deshalb auch der Vergleich mit der Tiara.
Sie wusste zwar, dass sie nicht echt ist, aber dass sie dann doch so billig und falsch auf ihrem Kopf thront, hätte sie nicht gedacht. Genauso verhält es sich mit ihrem Platz auf der Liste. Sie wusste, dass es nicht sooo bedeutend ist als Schönste darauf zu stehen, wie einige vielleicht glaubten. Aber dass es so unbedeutend ist, hätte auch sie nicht gedacht.
Ein Buch, welches zeigt, wie allgegenwärtig der Tod ist, wie teilnahmslos er zuschlägt und wie viele Leben er mit in den Abgrund reißt. Wir erfahren nicht viel über die Stufen der Trauer und man mag sich sogar wundern, wie schnell der Kummer doch verflogen zu sein scheint, aber wenn man gründlich darüber nachdenkt, ist auch dieses Buch nicht das, was man zuerst vermuten mag. Es ist einen zweiten Blick wert, zweifellos, aber ob es den Leser auch mitreißen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Ich liebe das deutsche Cover und bin begeistert von seiner Schlichtheit. Dieser einsam junge Mann, der sich auf einer kahlen weißen Fläche befindet und eindeutig den Trauernden darstellt - verlassen von seinem Freund. Und die schwarzen Striche, bei denen ich zuerst glaubte, es wären Fußspuren, die sich aber bei näherem Hinsehen als etwas ganz anderes herausstellen. Wie Bahnen, die sich zuerst kreuzen und dann doch wieder voneinander entfernen. Ich bin interpretationssüchtig.
Naja, und dagegen das Originalcover. Dass es in diesem Buch um einen Autounfall geht, sollte nach Lesen des Klappentextes klar sein. Dass darin allerdings keine Ampel vorkommt, weiß man nur, wenn man auch den Roman dazu kennt. Man könnte natürlich auf das gelbe Licht zusprechen kommen, welches nur alleine leuchtet, wenn es gleich zu rot schaltet. Dann würde rot wohl tot bedeuten und dem Titel wieder einen Sinn geben.
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Der Autor:
James Preller wurde 1961 geboren und hat sechs ältere Geschwister. Er studierte in New York und bald nach seinem College-Abschluss beschloss er, sich dem Schreiben zu widmen. Seither hat er über 80 Kinderbücher geschrieben, die sich in den USA millionenfach verkauften. Bevor du gehst ist sein erster Jugendroman. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Delmar, New York.