Irgendwann im November beginnt in Marokko die Regenzeit, in diesem Jahr geschah es vergleichsweise spät. Doch unser guide Ali erwähnte, dass dann das Ourika-Tal, das sich uns noch in gleißender Schönheit darbot, zur gefährlichen Region wird. Übersschwemmungen und Schlammlawinen sind keine Seltenheit. Und auch wenn das Zentrum der diesjährigen Novemberflut noch weiter südwestlich bei Quarzazate lag, wird das Ourika-Tal ebenfalls heftig überschwemmt gewesen sein. Uns zeigte es sich bei einem ersten Ausflug noch in großer Pracht. So grün kann Marokko sein!
Das Ourika-Tal ist eine fruchtbare Region in satten Farben, bevor die Straße weiter ins Gebirge führt. Die landwirtschaftlichen Möglichkeiten, die dies eröffnet, werden mittlerweile von Kooperativen, die vornehmlich von Frauen betrieben werden, genutzt. Wir besuchen eine von ihnen und schnuppern im herrlichen Kräutergarten, lassen uns die Wirkung der üppig wachsenden Heilpflanzen erklären.
Der Kräutergarten der Frauen-Kooperative im Ourika-Tal
Quelle: www.paradis-du-safran.com
Nach dem Genuss zahlreicher weiterer traumhafter Ausblicke im Ourika-Tal, besuchen wir ein noch junges, beeindruckendes Projekt der Schweizerin Christine Ferrari: Le Paradis du Safran. Mit dem selbst organisierten Safrananbau in Marokko erfüllte sich die beherzte und überaus sympathische Betreiberin einen Kindheitstraum, war ihr Leibgericht doch das Safranrisotto ihrer Berner Mutter. Nun hat sie, nachdem sie schon zuvor in Marokko lebte, in ein Grundstück investiert und arbeitet mit marokkanischen Frauen zusammen.
Quelle: www.paradis-du-safran.com
Wir erfahren, warum Safran so teuer ist, obwohl die Krokusknolle, deren Blütenfäden das Märchengewürz bilden werden, fast unter allen Bedingungen wachsen. Drei Fädchen pro Blüte sind zu gewinnen – und das einmal im Jahr. Christine Ferrari erklärt aber auch überaus unterhaltsam, wie man die zahlreichen Safran-Fälschungen erkennt und führt uns durch ihren prächtigen Bestand an tropischen Pflanzen und Kräutern. Wir sind etwas zu früh für die diesjährige Safranernte, die von einem Tag auf den anderen irgendwann im November beginnt. Das muss ein rührender Moment sein, das jährliche Safranwunder: Die erntenden Frauen begrüßen singend die Blüten und der Betreiberin geht das Herz soweit auf, dass sie die Tränen kaum unterdrücken kann, berichtet sie. Und ich wünsche Christine von Herzen, dass die diesjährige Ernte gut verlaufen ist!
Märchenkulisse im Ourika-Tal
Dabei ist die Armut natürlich sichtbar, einfache Lehmhäuser in den Berg gehauen, beherbergen die Familien im Hohen Atlas. Lange blieben die Menschen hier Analphabet(inn)en, viele sind es heute noch. Für die Kinder ist Schulpflicht und Bildung die Option, einmal ein etwas weniger karges Leben zu führen.
Lehmhütten im Hohen Atlas
Touristen sehnsüchtig erwartet
Blick von der Terrasse der Auberge Chez JuJu
Auf der Rückfahrt: Nochmal das traumhafte Ourika-Tal
Der Tipp für die besondere Auszeit in Ruhe und Entspannung: Die Auberge “Chez Juju” nennt sich “höchste Herberge Afrikas” (ob das stimmt?) und liegt mit traumhaftem Blick in erhabener Stille auf 2650 Metern Höhe. Ich habe mir selbst vorgenommen, hier mal zu übernachten…