Betreuungsintensiv

Von Beautifulvenditti

Wenn die Kinder allmählich grösser werden, fürchtet man ja zuweilen, man sei zu nichts mehr nutze. Wer braucht denn noch meine Fürsorge, wenn alle sich immer selbständiger durchschlagen können?

Nun, solange wir unsere Heizung im Keller haben, brauche ich wohl nicht zu befürchten, gänzlich in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Seit einigen Wochen verlangt sie nämlich alle paar Stunden nach meiner Aufmerksamkeit. Mal klagt sie, es gelinge ihr nicht, Pellets anzusaugen, mal hat sie Schwierigkeiten mit der Rostklappe, dann wieder fühlt sie sich durch zu viel Sauerstoff daran gehindert, ihre Arbeit zu verrichten. Manchmal reicht es, wenn ich ihr gut zurede und die richtigen Knöpfe drücke, meistens aber verlangt sie dann trotzdem bald darauf laut klagend nach einem Fachmann, der sich ihrer Nöte annimmt. So oder so verbringe ich derzeit unendlich viel Zeit fröstelnd im Heizkeller – entweder, weil ich verzweifelt versuche, die richtigen Köpfe zu finden, oder aber weil ich mir den Mund fusselig rede, um dem Fachmann, in dessen Anwesenheit sich unsere Heizung plötzlich wieder vorbildlich aufführt, begreiflich zu machen, dass wirklich etwas nicht stimmen kann, wenn das Ding alle paar Stunden einen Warnstreik einlegt. Nach einigem Suchen findet natürlich jeder anständige Fachmann eine Fehlerquelle und so weiss ich auch, was ich Ende Monat mit dem Geld, das ich in meinem derzeit ziemlich kühlen Home Office verdiene, anstellen soll.*

Unsere betreuungsintensive Heizung bewahrt mich nicht nur vor allzu viel Beschaulichkeit, sie führt auch unseren ach so selbständigen Kindern vor Augen, wie unverzichtbar ich trotz allem noch bin. Solange „Meiner“ nämlich fast pausenlos unterwegs ist, liegt es ganz in meiner Macht, für halbwegs warme Verhältnisse zu sorgen.

Wenn man die Dinge von dieser Warte betrachtet, müsste ich eigentlich dankbar sein für den ganzen Mist.

* Und das ausgerechnet in einem Winter, in dem wir bislang rekordverdächtig wenig für Heizmaterial ausgegeben haben.