Oma verspricht eine geschenkereiche und vor allem süßigkeitenreiche Zeit.
Donnerstag Nacht kommt sie an. Der Zug hatte fünf (FÜNF!) Stunden Verspätung!! Die Arme! Als Trost hat die Bahn ihr ein Kaltgetränk spendiert.
“Ich habe David zweimal angerufen, aber er ist nicht an sein Telefon gegangen!” beendet die Knaben-Oma den erschütternden Bericht einer traumatischen Bahnfahrt, “ich dachte, er wollte mich am Bonner Bahnhof abholen!”
“Bin eingeschlafen”, brummt der ansonsten beste Ehemann der Welt.
Das glaube ich sofort. Er hätte ja auch seelig schlummernd die Geburt seines ersten Sohnes verpasst, wenn die Nachtschwester sich nicht die Finger wundgewählt hätte.
Zurück zum Knaben-Oma-Besuchsprotokoll:
Der Zwillings-Erstkontakt am Freitag Morgen verlief in süßigkeitentechnischer Hinsicht schon erfolgsversprechend.
Es ist 8 Uhr morgens und die Zwillinge laufen mit einem Bonbon im Mund herum.
8 Uhr 30: Die Zwillinge laufen stolz mit ihren neuen Pullovern herum.
9 Uhr: Juchu, neue Schlafanzüge für alle!
9 Uhr 30: Nur noch EIN Bonbon!
9 Uhr 45: Die Gang stürmt den Supermarkt, Zucker und Eier kaufen – für das anschließende Plätzchenbacken.
9 Uhr 46: Ich liege im Bett. Mir ist alles egal. Mein Kopf fühlt sich an, wie eine faulige Wassermelone. Nasennebenhöhlen. Mal wieder.
12 Uhr 48: Die Zwillinge stürmen mein Krankenlager. Ob ich etwas essen möchte? Sie hätten schon Möhren und Fleis’ gegessen und bald gebe es ein Schokoei. Von Oma.
13 Uhr 37: Die Oma fragt an, wie es denn derzeit mit dem Putzen aussähe?? Komisch. Ich finde, bei uns ist es schon viel besser geworden. Ich sehe sogar den Boden.
13 Uhr 47: Alle sind wieder weg. Ich lege meine Nasennebenhöhlen auf das Sofa. Gähn. Duschen? Nachher.
Der Rest des Tages verschwimmt im Nebel. Dass jedes Kind nur zwei Kugeln bekommt, kriege ich aber noch mit. Das Plätzchenbacken wird auf Samstag vormittag verschoben.
Der Samstag vormittag beginnt ernüchternd. Der ansonsten beste Ehemann von allen war entgegen eigenen Aussagen nicht einkaufen. Begründung: Es wollte kein Kind mit. Ergebnis: Gähnende Leere im Kühlschrank.
Dafür reagiert er sauer, als ich ihn am Samstag um acht Uhr morgens aus dem Bett werfe: “ALDI ISS AUF!!!” gröle ich sportlich zwei Treppen hinauf. Immerhin ist der Rest der Gang inklusive Oma seit sechs Uhr morgens auf. Glücklicherweise macht das Café gegenüber um acht Uhr auf. So haben wir wenigstens Brot.
Den Rest des Samstags verbringe ich mit Nasennebenhöhlen und Melek im Kinderzimmer, vorwiegend schlafend. Auch Melek hat es voll erwischt. Die Oma verwandelt derweil die Küche in eine Keksfabrik. Die Zwillinge wichteln eifrig mit.
Der Sonntag vormittag wird besser. Für Melek auf jeden Fall. Den dopte ich nachts mit Ibu, damit er schlafen kann. Ibu hält vor bis zum Nachmittag, den er schlafend im Bett verbringt. Abends gibt es noch eine Dosis, weil das viele Narnia-Hören Kopfweh macht. Mara filzt solange Hund und Hummel. Der Marienkäfer ist noch nicht fertig. Die Knaben-Oma legt sich mittags hin. Begründung: Sohni war schon um vier Uhr wach. Weichei.
Nun haben wir drei Kilo Kekse. Zwei davon bemalen die halbwegs gesunden Daheimgebliebenen am Montag mit Vanille-, Kakao- und Himbeerkuvertüre, falls es dann noch so heißt. Himbeer schmeckt wie es aussieht. In Kombination mit Dinkel-Rohrohrzuckerkeksen ist es ein Verbrechen. Aber immerhin haben wir nun eine Dose mit Keksen, die wir der Schule vermachen können, das ist nämlich die Hausaufgabe für die Eltern. Die Kekse werden verkauft und der Erlös ausgegeben für, ja, wofür eigentlich?
15 Uhr am Montag. Ich glaube, ich bin gesund. Melek puzzelt. Zeit, die Zwillinge abzuholen. Tschüß, Knaben-Oma, gute Reise! Und vielen Dank, dass du da warst! Und ehrlich, es tut mir wirklich leid, dass hier immer Krankheit herrscht, wenn du kommst. Ich bin sicher, es gibt keinen kausalen Zusammenhang!! Ich halte es jedenfalls jedesmal für ein Wunder, wenn du wiederkommst. Vielen Dank!