Medizynicus hatte mich zu so einem Bioladen geschleppt, den er mir als den absoluten Szenetreff in Bad Dingenskirchen verkauft hatte. In Anbetracht der drei klapprigen Plastikstühle, die da vor dem kleinen Laden rumstanden, wollte ich das nicht so recht glauben, aber der vegane Kuchen war ganz gut und sie hatten wenigstens Yogi-Tee.
Während ich so in meinem Kuchen stocherte, blickte ich über den Bad Dingenskirchener Dorfplatz. Ein Polizeiauto stand etwas abseits geparkt, es schien leer zu sein. Ansonsten gab es in Bad Dingenskirchen wie immer nichts zu sehen. Plötzlich packte Medizynicus mich am Arm. “Guck mal da!” rief er aufgeregt. Ich folgte mit meinem Blick seinem ausgestreckten Finger. Aus der Tür des Krankenhauses kamen zwei Polizisten und schleiften jemanden, der sich vehement zu wehren schien, über den Dorfplatz. Es war mal wieder Balthasar.
“Ah. Kuriert?” fragte ich.
“Sieht so aus. Naja, besser die als seine Import/Export-Freunde…” sagte Medizynicus.
“Was?”
“Ach nichts…” sagte Medizynicus und ließ meinen Arm wieder los. “Ich glaube, den sehen wie so schnell nicht wieder…”
“Wenn du meinst, Benno…” Ich stocherte weiter in meinem Kuchen.
“Was macht eigentlich dein lieber Freund Shanti?” fragte Medizynicus unvermittelt.
“Du, ich weiß nicht… der ist plötzlich abgetaucht. Neulich hat er mir mal eine Postkarte aus irgendsoeinem Kaff geschrieben, Niederlümmelbach oder so. Da ist er wohl an einer Provinzklitsche untergekommen. Den sehen wir wohl auch so schnell nicht wieder…”
Medizynicus lachte laut auf. „Wir sollten es ihnen erzählen!“ sagte er.
Ich lächelte und trank einen Schluck Tee.
„Warte noch ein wenig…“ sagte ich, „morgen vielleicht….“