Bestraft die Medien! Oder Denkt an die Säge!

Letzte Woche veröffentlichte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Professor Dr. Michael Hüther ein Kommentar zum Rettungspaket für Griechenenland. Überschrieben war dieser Beitrag mit dem irreführenden Titel: „Bestraft die Märkte für ihre Fehler“. Da dies ja gar keinen Sinn macht wunderte ich mich sehr und dachte darüber nach.

Der Markt

Der Markt ist ein Allokationsmechanismus, also eine Instrument zum Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Geld unter möglichen Verbrauchern. Der große Gegenspieler des Allokationsmechanismus Markt ist die staatliche Planung. Die Mechanismen Lotterie und Windhundprinzip seien hier nur am Rande genannt.

Unabhängig vom gewählten Mechanismus existieren wirtschaftspolitische Ziele: Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit.

Der Niederländer Jan Tinbergen, 1969 der erste Nobelpreisträger für Ökonomie, stellte die Beziehung zwischen wirtschaftspolitischen Instrumenten und Zielen her: Er postulierte, dass jedem Ziel genau ein Instrument zugeordnet werden soll, wobei allgemein angenommen wird, dass der Markt mit dem Ziel Effizienz und staatliche Planung mit dem Ziel Verteilungsgerechtigkeit in Zusammenhang steht.

Ich möchte die Ziel-Instrument-Zuordnung einmal in Bezug auf die internationale Finanzkrise durchspielen.

So könnte ein wirtschaftspolitisches Ziel lauten: Effizienter Einsatz von Investitionen und Liquidität. Als Instrument dient der internationale Finanzmarkt, dessen Leistung sich sogar anhand der Rendite sehr genau bestimmen läßt.

Da dies im schlimmsten Fall aber zu Krise, Bankrott und Zerstörung von Existenzen führen kann, ließe sich ein weiteres wirtschaftspolitisches Ziel formulieren: Die Absicherung gegen solche Risiken. Das Instrument wäre ein Versicherungsmarkt.

Da es hier auch zu Verzerrungen kommen kann – eventuell bietet keine private Versicherung ein solches Produkt anbietet an – könnte der Staat eingreifen und mit staatlicher Planung eine Pflichtversicherung einführen.

Die Liste weiterer Ziele und Instrumente ließe sich weiter munter fortführen.

Die Strafe

Wie könnte nun die Bestrafung eines Verteilungsmechanismus namens Markt aussehen. Ich versuchte mir das bildlich vorzustellen:

Ich mache es mir zur Aufgabe einen Baum zu fällen, dies sei mein wirtschaftspolitisches Ziel. Als Instrument wähle ich dafür einen Hammer. Da mein wirtschaftspolitisches Ziel nicht erreicht wird, gerät meine kleine Volkswirtschaft bestehend aus mir, dem Baum und dem Hammer in eine tiefe Krise. Folgte ich nun der Empfehlung die ich dem Titel des Artikels von Professor Hüther entnehme, müßte ich den Hammer bestrafen. Wie soll eine solche Strafe aussehen: Darf der Markt nun zwei Wochen nicht fernsehen oder darf er morgen nicht mit seinen Freunden ins Schwimmbad gehen?

Somit müßte die Forderung in der Überschrift eigentlich lauten: „Definiert die richtigen wirtschaftspolitischen Ziele und Instrumente“ – allerdings kommt ein solcher Titel wahrscheinlich weder ins Textband von N-TV noch in die Onlineausgabe des SPIEGEL. Denn im Artikel selbst sind die unterschiedlichen Anreizeffekte und der mögliche Instrumenteneinsatz in Bezug auf Griechenland sehr gut analysiert. Deshalb liegt die Namensgebung des Artikels sicherlich weniger an der Expertise Hüthers, sondern mehr an der Effekthascherei der Medien, die Meldungen bringen die cool klingen, aber im Endeffekt doch nur Quatsch sind. Ähnlich ungeeignet wäre an dieser Stelle einfach plakativ zu fordern: „Bestraft die Medien“ und eventuell sogar diesen Artikel so zu betiteln.

Schließen möchte ich mit den Worten des Psychologen Abraham Maslow: „Wenn man als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.“



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