BeSTival – Berner Studenten Festival

Tojo Theater

KLICK

Das erste internationale Berner Studentenfestival kurz BeSTival fand vom 11-16. März im Tojo Theater in Bern statt.

Organisiert von dem dortigen Studententheater, reisten Gruppen aus der Schweiz und Deutschland an um ihre Stücke zu zeigen.

Eröffnet wurde das Festival mit einem Theatersportabend, der außer dem Moderator und dem Pianist, leider nichts Spannendes zu bieten hatte. Vier Gruppen sind gegeneinander angetreten und man hatte bei manchen den Eindruck gehabt, dass sie sich eher schämen und sich deswegen ins Drüber-Lustig-Machen flüchten. Aber gut, dass soll hier nicht Gegenstand der Auseinandersetzung sein.

Das erste Stück am nächsten Abend Zu zweit allein+1 von Mehreck, einer Gruppe aus Bern. Regie: Robin Andermatt. Zwei einsame Lehrer in einer Schule finden sich und verlieben sich ineinander, doch sie können ihr Glück nicht ganz alleine genießen, denn da gibt es noch Max der angekettet bei Benedikt in der Wohnung rumhängt. In dieser Version war Max eine Sie, wegen Schauspielerkrankheit. Max ist der einzige Freund von Benedikt, gespielt von Michael Nejedly, und man fragt sich: Warum hängt er dort angekettet im Wohnzimmer rum. Max, gespielt von Christine Schmocker, ist großartig. Man schaut ihr gerne zu, wie sie den imaginierten Max spielt und ihre eigene Existenz in Frage stellt, als sie mitbekommt das sie nur im Kopf von Benedikt existiert. Es ist gut und macht Spaß anzuschauen, schade nur das es am Ende keine Auflösung oder kein Konflikt gibt oder irgendwas. Die Geschichte rutscht einfach weg und zerfließt in so eine nichtssagendes Ende. Das ist wirklich schade.

Am Donnerstag spielten sowohl die Studenten aus St. Gallen als auch eine Gruppe aus Zürich.  Beide Inszenierungen setzen sich mit dem Thema Familie auseinander, leider keine von ihnen wirklich gut. Es wird geschrieen, getrampelt, überdimensionierte Gesten werden dargestellt und Text wird  aufgesagt. Nichts von Spiel, von Ruhe, von Intensität die man ja auch in schnellen und actionreichen Stücken mit einbauen kann. So musste ich mir irgendwann die Ohren zu halten. Durch das Geschreie und rumgehopse der Schauspieler konnte man leider auch dem Text nicht folgen, obwohl beides sehr gute Stücke waren. Großartige Bühnenbilder! Aber was nützen die mir, wenn man keine guten Schauspieler hat.

Am nächsten Tag dann Arts Council aus Bern und die Campus Bühne aus Luzern. Das Arts Council aus Bern bringt mit The Worlds Wife Ehefrauen großer Figuren der Geschichte zum Reden. Endlich erzählen die Frauen mal wie es wirklich war. Was sagt eigentlich Frau Faust zu ihrem irrsinnigen Mann der alles haben will und wie war das eigentlich mit Rotkäppchen und dem Wolf. Auch Eurydike erzählt, dass sie eigentlich in der Unterwelt bleiben wollte und deswegen Orpheus dazu gebracht hat sich umzudrehen. Eine lohnenswerte Inszenierung, so klar im Spiel und so minimalistisch das die Sprache zum Tragen kommt und man die dargestellten Figuren vor seinem inneren Auge sieht. Hier braucht es keine Kostüme und eine Verstellung der Stimme, hier funktioniert es durch Phantasie. In Opferphobie von der Campus Bühne Luzern wird Ödipus verhandelt. Mit Textbüchern auf dem Schoß, wird hier die moderne Einstellung zum Individuum und Ödipus Drama vereint. Irgendwann verschwimmen die Grenzen zwischen den zwei Textebenen und eine Frau schneidet sich zum Schluss ihre Haare ab und übergießt sich mit Kunstblut. Auf der einen Seite eine spannende Inszenierung auf der anderen aber auch nichts bahnbrechendes Neues.

Am letzten Abend dann die Gruppe T.ARTE aus Bern und die Ergebnisse des Workshops, der das gesamte Festival stattfand. T.ARTE zeigte Der Goldene Drache von Roland Schimmelpfennig. Die Regisseurin wurde mit dem Jugendpreis der Burggemeide Bern für diese Inszenierung ausgezeichnet und wie ich finde zu Recht. Es ist eines dieser Inszenierungen die dich ganz langsam mit in ihren Sog ziehen und man merkt es gar nicht, bis man am Ende Tränen in den Augen hat weil der Schluss so traurig ist. Tolle Schauspieler und tolles Konzept. Rasante Figurenwechsel, die den Schauspielern einiges abverlangt haben. Als krönender Abschluss dann die Ergebnisse des Workshops. Thema: Apokalypse! Todernst aber mit einer gehörigen Prise schwarzen Humor wird hier die eigene Apokalypse von dem jeweiligen Individuum dargestellt. Es gibt Wein und Musik und man lacht sich krumm. Trotzdem denke ich am Ende darüber nach, was wohl meine persönliche Apokalypse wäre.

Eine spannende Woche und ein gelungenes erstes BeSTival! Hoffen wir, dass es nächstes Jahr wieder stattfindet.


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