#BesteFreundin(nen)

Von Dani W.

#BesteFreundin(nen)

Ich war 7, da fand ich meine 1. beste Freundin. Sie kam aus Ungarn und ganz frisch in unsere Klasse. Sie war schüchtern und konnte nur wenig deutsch aber wir waren sofort Freunde. Wir gingen jeden Tag zusammen zur Schule, trafen uns nachmittags und verbrachten viel Zeit miteinander.
Als ich 10 wurde, kam noch eine weitere beste Freundin hinzu und dann gleich noch eine und irgendwie waren wir mit 12 eine Clique aus 5 besten Freundinnen.

Freunde sind verwandte Seelen

Wir hatten sogar ein Freundinnentagebuch. Man schrieb einen Eintrag und reichte das Buch weiter. So wussten wir alles voneinander und konnten uns helfen. Das war es doch, was eine beste Freundin ausmacht oder?
Immer da sein, wenn man sich braucht. Über Themen sprechen, mit denen man nicht zu anderen gehen kann. Sich verbunden fühlen und Gemeinsamkeiten ausleben.

Als ich 17 wurde und die Schule als Einzige der Clique verließ, wurde es ruhiger. Ich lernte neue Menschen kennen und mein Leben änderte sich. Ich traf eine neue Liebe und zog 400km weit weg.
Ich tat viel dafür, den Kontakt nicht zu verlieren und einige Jahre klappte das doch irgendwie ganz gut aber eigentlich war es nur noch das Festhalten an etwas, was es schon gar nicht mehr gab.

Ich war nicht mehr die ängstliche, schüchterne und doch dominante Schülerin, die sich so sehr diese Freunde wünschte und demnach auch Dinge tat, die ich eigentlich nie getan hätte. Ich sah einiges klarer. Die Intrigen und das sogenannte Gemeinschaftsgefüge, all das verabscheute ich inzwischen.
Wenige Jahre später brach ich den Kontakt zur letzten besten Freundin ab und schwor mir, nie wieder jemanden so zu betiteln.

Es gab immer Freunde in meinem Leben aber ich wollte mich nie wieder so an jemanden klammern. Ich wollte weder die Rechte noch die Pflichten, die so eine Bindung mit sich brachten.
Das Leben wurde wirklich dadurch einfacher. Wir Frauen sind doch oftmals sehr kompliziert auf Dauer und der Zug fährt einfach immer weiter und manche können nicht mit einem mitfahren.

Freundschaft ist wie eine Zugfahrt. Man fährt ein Stück zusammen und geht dann wieder getrennte Wege.

Doch irgendwann trifft man wieder Menschen, die einem sehr wichtig sind. Die einem Zuhören, die einen so nehmen wie man ist. Man muss sich weder verstellen wenn man wütend ist, noch wenn man traurig ist. Diese Menschen gibt es in meinem Leben aber irgendwie habe ich einfach kein Glück.
Meistens verlassen mich diese Menschen und obwohl ich mir mal geschworen habe, niemanden mehr so tief in mein Herz zu lassen habe ich es doch immer wieder getan, denn irgendwie brauche ich Sie doch, die beste Freundin. Die eine, die alles von mir weiß. Für die ich alles tun würde. Die ich liebe wie eine Schwester.
Ich will gar nicht übermäßig sentimental werden.
Ich möchte einfach nur sagen, ich glaube jeder braucht neben seinem Partner, diese eine Person.
Egal ob beste Freundin oder bester Freund oder Schwester, Bruder oder sonstwas.

Jeder sollte eine Person haben, die alles ist und alles darf und einen alles machen lässt.

Mein Schicksal ist wohl, diese eine Person nie für immer zu haben. Die Zugfahrt endet immer früher als ich es wollte. Vielleicht ist die Entwicklung, die ich mache auch verantwortlich für die unterschiedlichen Freundschaftsabschnitte.

Ich habe nicht Lebensabschnittsgefährte sondern beste- Freundin-Abschnittsgefährte. Ich habe keine Basis oder wirkliche Wurzeln. was Freundschaften angeht. Das finde ich mal mehr und mal weniger gut.

Ändern kann ich es auch nicht mehr. Ich kann nur die Zeit genießen, die ich mit Menschen, die mir gut tun und denen ich auch gut tue.

Das Wichtigste ist wohl, nicht die Masse an wichtigen Menschen sondern die Klasse dieser Personen.

Kari Lessir hat aufgerufen über #BesteFreundinnen zu schreiben und hier könnt ihr alles dazu nachlesen.

Habt ihr diese eine Person gefunden?
Eure Glucke


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