Besser Präsentieren // Teil 3 von Moderator Martin Kloss: Atmung & Stimme
Hier der dritte Teil der Serie " Besser Präsentieren" mit Analysen, Hintergründen und nützlichen Tipps um die eigene Präsentation vor Publikum zu verbessern (Teil 1: WIE vor WAS // Teil 2: Körpersprache).
Atmung & Stimme
Welche Rolle spielt die Stimme beim Präsentieren und welchen Einfluss hat die Atmung auf die Stimme?
Wie werden wir "besser gehört" und wie kann das unsere Präsentation verbessern?
1. Atmung kommt vor Stimme
2. Sprache transportiert sich über Emotion
Die Stimme ist ein "Muskel"
Wir alle sprechen jeden Tag. Unterschiedlich lang, unterschiedlich laut, unterschiedlich schnell und in unterschiedlichen Tonlagen. Aber anders als bei einer Präsentation sprechen wir meist ohne dabei auf unsere Stimme zu achten.
Aus diesem Grund wird die Stimme oft unterschätzt und zu wenig oder gar nicht trainiert. Das ist verwunderlich, denn kein Mensch würde spontan einen Marathon laufen, nur weil er laufen kann und auch jeden Tag zum Bäcker geht.
Und die Stimme ist genau so ein "Muskel", sinnbildlich gesprochen. Es werden aber in der Tat sehr viele unterschiedliche Muskeln und Muskelgruppen beim Sprechen benötigt, vom Zwerchfell über die Stimmlippen bis zur Kiefermuskulatur. Und genau wie beim Marathonlauf brauchen diese Muskeln Training um bei einem langen oder anspruchsvollen Einsatz entsprechend leistungsfähig zu sein.
Stimme braucht Atem
Wie beim Sport, ist die wichtigste Grundlage beim Sprechen die Atmung. Nur mit der richtigen Atmung werden die "Sprech-Muskeln" optimal mit Sauerstoff versorgt und die Stimme kann das volle Volumen und die richtige Präsenz entfalten. Die Atmung als Grundlage für die Stimme sollte daher ebenso oft und intensiv trainiert werden wie die Stimme selbst.
Hier ist eine einfache Übung: Stellen Sie gerade und entspannt hin und pressen Sie mit einem tonlosen "Ffffff" die Luft vollständig aus der Lunge. Verharren sie 1-2 Sekunden mit "entleerter" Lunge und entspannen dann alle Muskeln, damit die Luft wieder in die Lunge strömen kann. Wiederholen Sie diese Übung ein paar Mal und atmen Sie danach langsam, ruhig und tief ein und aus.
Das "Fundament" der Stimme ist das Zwerchfell. Die Stimme sollte immer vom Zwerchfell "gestützt" sein. Das führt dann zur sogenannten "Bauchstimme", im Gegensatz zur "Kopfstimme". Die Bauchstimme ist in der Regel tiefer, entspannter, voluminöser und damit präsenter als die enge, hohe und oft dünne Kopfstimme.
Eine einfache Übung die eigene Bauchstimme zu hören und zu spüren, ist es sich gerade und entspannt hinzustellen, eine Hand auf das Zwerchfell zu legen und ohne Druck ganz entspannt ein wohliges " Mmmmm... " zu summen. Diese Übung eignet sich auch gut um das Zwerchfell zu entspannen, beispielsweise vor einer Präsentation.
Das Thema Atmung und Stimme ist sehr umfangreich und komplex. Und in diesem kurzen Artikel ist es unmöglich auf alle Aspekte im Detail einzugehen. Stimme und Atmung brauchen langes und möglichst tägliches Training, ein Coaching kann hier sinnvolle Hilfestellung für dieses Training und die Verbesserung der eigenen Atmung und Stimme bringen.
Prosodie, die Melodie der Stimme
Ein wichtiger Aspekt der Stimme, insbesondere bei Präsentationen, ist der Tonhöhenverlauf beziehungsweise die Intonation, die sogenannte Prosodie. Diese "Melodie der Stimme" beim Sprechen wirkt im Zusammenspiel mit dem Inhalt, also der Bedeutung der Worte.
Sie ermöglicht uns das Gesprochene emotional zu bewerten, zum Beispiel Ironie zu verstehen, die erst durch die Prosodie kommuniziert wird, weil die Melodie eine gegenteilige Emotion kommuniziert, als die Bedeutung der Worte suggerieren.
Erst durch die Prosodie, also durch die " Emotionalisierung der gesprochenen Worte", entsteht Kommunikation. Entsprechend entscheiden wir als Zuhörer ob die Bedeutung der Worte bei uns nachhaltig Wirkung erzeugen und gespeichert werden.
Im Gegensatz zu vielen Chefs die immer noch dem Irrglauben anhängen Lautstärke wäre das Mittel um den Zuhörer zu erreichen, kann eine gut eingesetzte Prosodie dazu beitragen die eigenen Inhalte der Präsentationen nachhaltig zu verankern.
Parasprache als Beziehungsaspekt
Dazu trägt auch ein weiterer wichtiger Aspekt der Sprache bei, die Parasprache. Auch die Parasprache setzt sich mit dem emotionalen Anteil von Sprache und Stimme auseinander, sie ist der sogenannte " Beziehungsaspekt ".
Als Parasprache werden alle die Sprache begleitenden vokalen Mittel bezeichnet, die für die Kommunikation von Bedeutung sind. Dazu gehört der Tonfall, die Lautstärke, gefüllte (äh...) und ungefüllte Pausen, Lachen, Seufzen, Dialekt und so weiter...
Eine Diskrepanz zwischen dem Inhalt (gesprochenes Wort) und dem Beziehungsaspekt (Parasprache, aber auch Körpersprache), trägt dazu bei, dass der Zuhörer und Zuschauer sich immer intuitiv für den emotionalen Teil entscheidet. Wir "glauben" also der Körpersprache und der Parasprache & Prosodie mehr als dem reinen Inhalt des Gesagten.
Was bedeutet das für meine Präsentation?
Trainieren Sie Ihre Atmung und Ihre Stimme, am besten mit einem Coach. Ihre Stimme ist Ihr Instrument und das Fundament Ihrer Präsentation. Wenn es die Größe des Raums zulässt, sprechen Sie ohne Mikrophon mit gestützter Stimme.
Achten Sie auf Ihre Parasprache und die Prosodie beim Sprechen. Hören Sie beim Üben Ihrer Rede oder Präsentation mit einem Ohr auf die versteckten Laute wie "Äh...", Seufzen, Schmatzen und so weiter, nehmen Sie sich gegebenenfalls auf Video oder Audio auf. Setzen Sie den Tonhöhenverlauf beim Sprechen bewusst ein, lassen Sie den Zuhörer das Komma, den Punkt und das Ausrufezeichen bewusst hören.
Fazit: Nutzen Sie die Möglichkeiten Ihre Atmung und Ihre Stimme für eine bessere Präsentation. Ein gutes und regelmäßiges Training ist die Voraussetzung für eine gute Performance. Eine trainierte Atmung und Stimme sind die Pflicht, eine bewusst eingesetzte Parasprache und Prosodie die Kür.
Mehr zum Sprechen und wie Sprache und Worte bewusster eingesetzt werden können, gibt es im nächsten Teil dieser Serie mit dem Thema Rhetorik.