Am späten Nachmittag hatte ich K. getroffen, eine Überbrückungsstunde in der Stadt bei Regen und ohne Geld, da kam mir die Einladung zu einem Tee sehr recht. Alle Plätze im Cafe waren belegt.
Meinst du wir können uns irgendwo dazusetzen?
Klar sagte K., wir integrieren so viele Flüchtlinge, da werden wir wohl auch ein paar Deutsche integrieren können.
Bitte nicht, dachte ich…
K hatte ich ein Jahr lang nicht gesehen. Ich schätze ihn als humorvollen, intelligenten Gesprächspartner. Wor konnten nahtlos an das vergangene Jahr anknüpfen, dann tauchte wieder das Flüchtlingsthema auf und ich? Ich schwieg noch immer.
Dann standen wir im Ballettsaal, die Aufführung der Kinder sollte in wenigen Minuten beginnen, da brach der Groll aus K. ein drittes Mal heraus: alles für die anderen, nichts für uns, viel zu viele, nur junge Männer, Angst…
Ich musste aus der Deckung heraus, argumentierte leise mit Mitschuld durch Waffenexporte, Verweigerung einer legaler Einreisemöglichkeiten, dadurch bedingte Selektion der Stärke-es kommt wer es schafft und das wir unseren Wohlstand auch auf dem Rücken der anderen erringen. Ich hätte auch fragen können: was würdest du tun? Würdest nicht auch du deinen ältesten Sohn schicken?
Manchmal bin ich unglaublich müde.