Wenn man keinen Einfluss auf etwas hat, dann kann man es zumindest beschwören. Während das Deuten von Zeichen und Orakel eher ein passiver Erkenntnisgewinn ist, so ist das Beschwören ein aktives Eingreifen in die Wirklichkeit – so sie denn in sich eingreifen lässt.
Immer wenn die Menschen (früher) etwelche Zusammenhänge nicht kannten, wurden die vermuteten Götter oder Dämonen, die im Hintergrund die Fäden zu ziehen schienen, beschwört. Gerade bei Leiden und Seuchen wurden die personifizierten Krankheiten behext. Es gab dazu sogar spezialisierte Mönche, und dicke Bücher mit Zaubersprüchen und Beschwörungsformeln.
Bei der Beschwörung wird eindringlich, manchmal auch vehement die Bitte vorgetragen.
Eigentlich ist ein flehentliches Gebet auch eine Beschwörung. Man will den eigenen Gott durch inständiges Reden zum eigenen Wunsch und Willen bekehren. Aber beim Gebet verwenden wir dieses Wort nicht – allenfalls beim Gebet von Andersgläubigen. Selbst das Universum beschwört man nicht, man macht Bestellungen dort.
Manchmal ist man auch bei den Reden von Politiker und Wirtschaftsführern nicht ganz sicher, ob das nun eine normale Rede ist, oder eine Beschwörung der Wählerschaft oder der Aktionäre.
Scheint die Beschwörung nicht zu funktionieren, so gibt es eine Steigerungsform: den Tauschhandel. Es wird eine Kapelle gestiftet oder die eigene Seele verkauft. Grabbeigaben legen die Vermutung nahe, dass das schon vor tausenden von Jahren so war. Und Bestechungsskandale deuten darauf hin, dass es heute immer noch zu funktionieren scheint. Zumindest unter den Sterblichen.
Funktioniert richtiges Beschwören? Zaubersprüche?
Manchmal weiß ich die Antwort, manchmal bin ich mir wieder unsicher.
BILD
Beschwoerung / 35cm x 50cm / Glasmalfarben auf Kupfer auf MDF / 2011, Nr.11-017
Das Bild glänzt seinem Thema gemäß im hellen Licht, weil die Kupferplatte durch den transparenten Farbauftrag durchscheint. CHF 400.-
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