Ich bin weder Pharisäer noch Schriftgelehrter – eine Meinung habe ich dennoch.
Mir wurde einmal erzählt, dass es ganz zu Beginn des Christentums für alle Christen die Erwachsenentaufe gab. Nach ein paar, vielleicht hundert Jahren, bekamen die Eltern Angst, ihre Kinder könnten nicht in den Himmel kommen, wenn sie nicht getauft wären. Man hatte wohl vergessen, dass den Kindern das Himmelreich so oder so gehört. Die besorgten Erwachsenen wichen also von der Praxis einer Erwachsenentaufe ab und ließen kurzerhand alle kleinen Kinder taufen. Ist ja auch nichts Schlimmes, nur ein bißchen Wasser auf den Kopf.
Allerdings, Menschen, die dann nicht getauft war, bekamen sehr lange auch nicht alle Segnungen einer christlichen Beerdigung. Ich erinnere mich noch gut an die kleinen Kindergräber am Rande des dörflichen Friedhofes und das ich als Kind schon komisch fand, was mir meine Mutter erklärte. Mir wäre eine solch unchristliche Beerdigung beinahe auch zuteil geworden, weil ein schwerwiegender Krankheitsverlauf im Säuglingsalter eintrat. Meine Eltern entschieden sich jedoch kurzerhand zu einer ´Nottaufe´ und ich wurde wieder gesund.
Man kann geteilter Meinung zu dem religiösen Ritual der christlichen Taufe sein. Kindstaufe, Erwachsenentaufe, keine Taufe? Wir leben viele Varianten. Und dann sind da auch noch die Komunion und die Konfirmation und allerlei anderes. Die Taufe ist ein religiösen Ritual von vielen.
Es gibt genügend Möglichkeiten Kinder auf ihrem religösen Weg zu begleiten, Nichts davon sollte ihnen aber Angst machen oder Schmerzen bereiten. So verstehe ich jedenfalls das Ansinnen ´eines liebenden Gottes´ und so würde ich es mir für meine Söhne und Töchter und mich selber wünschen.
Wenn in die körperliche Unversehrtheit eines Kindes/Jungen eingegriffen wird, dann könnte das mit Angst und Schmerz verbunden sein. Bei mir ist das jedenfalls so und ich beschränke mich persönlich in diesem Sinne deshalb auf das medizinisch Notwendige.
Könnte es, mit ein bißchen gutem Willen, möglich werden, sich auf eine symbolische Beschneidung von Jungen im Kindesalter zu verständigen? Soviel religiöse Kreativität dürfte bei Gott wohl erlaubt sein und nicht gleich das Ende der Religion bedeuten.
Es sollte doch möglich sein, nach dem mutigen Urteil eines weltlichen Richters, Rat beim Schöpfer einzuholen, bei demjenigen, mit dem sich der Mensch einmal auf die Beschneidung verständigt hat. Könnte Gott seine Meinung auch ändern? Hat er das nicht des öfteren bereits getan? Wäre Gott bereit zu akzeptieren, was weise und gottesfürchtige Frauen und Männer in der modernen Zeit für ´gut und richtig´ befunden haben? Nämlich die körperliche Unversehrtheit und damit das Recht eines Kindes auf Religionsfreiheit zu achten?
Wenn ein Kind im Glauben der Eltern wächst, von ihnen und ihrer Religion angemessen durch die Kindheit geleitet wird, dann müsste es doch Wunsch dieses Kindes sein, diese vorgelebte Religion auch als Erwachsener zu praktizieren.
Wenn das am Ende der Kindheit nicht so ist, dann haben Eltern nicht versagt – ein Mensch hat einfach seine eigene Entscheidung getroffen. Er konvertiert, oder lebt ohne Religion.
Ist das so schwer auszuhalten?