Es gibt Argumente, die sind so hanebüchen, dass man sich kaum vorstellen kann, dass erwachsene Menschen diese von sich geben. Im August war das Thema Beschneidung auch bei Sandra Maischberger angesagt. Was Christa Müller am Anfang der Sendung von sich gab, war so unglaublich, dass ich daraus endlich einen Beitrag gemacht habe.
Frau Müller erzählte, dass sie ursprünglich einen Verein gründen wollte, der gegen Genitalverstümmelung von Mädchen und Jungen kämpfen wollte. Allerdings habe man ihr beim Finanzamt gesagt, wenn sie gegen die Beschneidung für Jungen kämpfen wolle, könne man ihr keine Gemeinnützigkeit bescheinigen, da dieses gegen die Völkerverständigung von Juden und Muslimen verstoßen würde. Das abschneiden eines Teils des Geschlechtsorgans bei Jungen ist ein Akt der Völkerverständigung? Ja gehts noch?
In einem Interview mit Change TV, welches auf Youtube eingestellt wurde, berichtet sie ebenfalls darüber. Das erinnert mich doch sehr an den Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Jungen, für den sich einige Vereine einsetzen wollten, denen man ebenfalls die Gemeinnützigkeit aberkennen wollte, wenn sie sich auch für Jungen einsetzen würden.
Christa Müller berichtete außerdem darüber, dass sehr viele Jungen in Afrika nach dem Ritual sterben. Ungezählte Mütter würden tagelang bangen, ob ihre Jungen von dem Ritual überhaupt zurück kommen würden.
Nadja Kellek meinte, das in der Türkei die Mütter einerseits den Raum verlassen, wenn die Kinder beschnitten werden, sich anschließend aber um die Qualen der Jungen kümmern müssten. Andererseits wären die Mütter aber auch diejenigen, die dafür sorgen würden, ihre Söhne zu verheiraten.
Dieter Graumann stellte die Frage, ob wir (die Juden) Kinderquäler oder Kindermisshandler wären, das würde ihn an der Debatte sehr stören und verletzten. Wir würden in einer Gesellschaft leben, die frei und liberal wäre. Gerade deshalb kann ich es nicht nachvollziehen, wieso man seine Kinder dann beschneiden muss. Es kann mir doch keiner erzählen, das es bei Juden noch keine Todesfälle gegeben hat.
Dieter Graumann: Frau Müller, wie können sie das immer wieder zusammen werfen? Dass ist Mädchen- und Menschenverachtend, dass miteinander gleichzusetzen.
Christa Müller: das ist Jungenverachtend.
Dieter Graumann: überhaupt nicht.Bei der Mädchenbeschneidung geht es doch um eine Verstümmelung, um einen Akt der sexuellen Unterwerfung. Bei Jungens kann man das in gar keiner Weise sagen. Das ist einfach verharmlosend, wenn sie die Mädchenbeschneidung so gleichsetzen.
Religiöse Muslime in Afrika behaupten, dass die Beschneidung bei Mädchen entweder ebenfalls ein religiöser Akt oder aber der Tradition geschuldet sei. Wieso sollen die von Dieter Graumann hervor gebrachten Argumente nicht Jungen- und Menschenverachtend sein?
Die maßlose Arroganz von Dieter Graumann hat mich sowieso ziemlich wütend gemacht. Er stellte in der Maischberger-Sendung wie selbstverständlich klar, dass man keine Angst haben brauche, ein Verbot der religiösen Beschneidung werde es nicht geben. Vermutlich hat er vorher schon mit Angela Merkel gesprochen, die ihm vor lauter Schuldgefühlen wegen der Nazizeit eine bedingungslose und sofortige Zusage gegeben hat.
Diese Sendung gibt es mittlerweile auf Youtube. Auch die Beschneidungsdebatte bei Anne Will ist mittlerweile auf Youtube eingestellt.
Dass ein Teil der Linken, SPD und die Grünen ebenfalls gegen Kinderrechte sind, darüber war ich ebenfalls ein wenig fassungslos. Der humanistische Pressedienst hat zur grünen Kinderpolitik und deren Beschneidungspraxis sogar eine Mitteilung heraus gebracht.
Kinderrechte
Grüne Kinderpolitik ade?Es war einmal, da wollten die Grünen weder links noch rechts sondern einfach „vorne“ sein.[..]
Nun, es geht, wie könnte es anders sein, um die Kinderpolitik der Grünen.[..]
Aber dann kam der 7. Mai 2012. An diesem Tag verkündete die erste kleine Strafkammer des Landgerichts Köln etwas, was danach die einen als von historischer Bedeutung, die anderen als ungeheuerlich, als antireligiös, sogar als antisemitisch, bezeichneten: Eltern seien nicht berechtigt, ihren minderjährigen männlichen Kindern die Vorhaut entfernen zu lassen, wenn es dafür keine medizinische Notwendigkeit gäbe, so das Landgericht, das in seinem Urteil allgemeine und unveräußerliche Menschenrechte erwähnte, die auch minderjährigen Knaben zustehen, etwa das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Selbstbestimmung und sogar das eine oder andere mehr.[..]
Aber nun auf einmal – die Farbe auf dem Urteilspapier war kaum trocken – da sahen (führende) grüne Politiker Kinderrechte anders, da ging es schlagartig nicht mehr um das Kind und seine Rechte, da ging es stattdessen um Religionen, um Traditionen und um Elternrechte. Das Kind, jedenfalls das männliche Kind, wurde plötzlich wieder zum zu erziehenden Objekt. Das sagten sie zwar nicht direkt. Sie äußerten sich öffentlich pro Knaben-Beschneidungen um der Bedeutung religiöser Rituale und Traditionen wegen, über die Kinder als Bürger, als in der Politik zu berücksichtigende Wesen mit eigener Würde, schwiegen sie sich vollständig aus. [..] Humanistischer Pressedienst
Aus meiner Sicht ist der Beitrag lesenswert, auch wenn darin die grüne Politik arg beschönigend beschrieben wird.
Zurück zum ursprünglichen Thema. In Deutschland sterben ebenfalls Jungen nach operativen Beschneidungen. Eine Ärztin wurde deshalb sogar verurteilt, wie Welt Online berichtete. Zu dem Franjo-Fall gibt es eine Berichterstattung auf Inaktiv-Online als PDF.
Beschneidungsdebatte
Zentralrat der Juden kritisiert Israel scharfDeutliche Kritik: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Israel mit harschen Worten gerügt. Die “paternalistische Einmischung” im Zuge der Beschneidungsdebatte sei “inhaltlich völlig kontraproduktiv” gewesen, erklärte Generalsekretär Stephan Kramer.[..]
Kramer kritisiert nicht nur die Äußerungen von Metzger, sondern auch die Wortmeldung von Israels Innenminister Eli Yishai. Der habe sich bemüßigt gesehen, Bundeskanzlerin Angela Merkel aufzufordern, sie möge der Kriminalisierung der Beschneidung in Deutschland Einhalt gebieten. Die Intervention des israelischen Ministers sei “völlig überflüssig und kontraproduktiv” gewesen, da die Bundeskanzlerin ihre Freundschaft gegenüber Juden und Israel oft genug und nachhaltig genug bewiesen habe.[..] Der Tagesspiegel
So richtig klar scheint das mit der Völkerverständigung dann doch nicht zu sein
Auf Facebook fand ich folgenden Beitrag gut, der die Symptomatik auf den Punkt bringt.
Stellen Sie sich vor, ein Mann würde auf offener Strasse von vier Familienangehörigen gepackt, festgehalten, in ein Haus geschleppt, wo ihm die Hose runtergezogen wird und – schwupps! – ist die Vorhaut weggeschnitten. Man würde aufschreien. Die Polizei rufen. Die Familienangehörigen verhaften, einvernehmen. Es käme zu einer Gerichtsverhandlung. Die Täter würden wegen wegen Körperverletzung schuldig gesprochen. Zudem müsste man dem Opfer Schmerzensgeld bezahlen und vermutlich auch eine Psychotherapie, um das Trauma zu verarbeiten. All dies wäre absolut selbstverständlich. Bei einem Kind gewähren wir dies nicht….
Es ist also hysterisch sich für den Schutz von kleinen Jungen einzusetzen. Wie ist es, wenn ich gegen die Beschneidung von kleinen Mädchen bin? Da trifft genau das gleiche zu. Bin ich als Deutscher dann auch angehalten mich nicht einzumischen weil es mich nichts angeht und ich nicht gezwungen werde das eigene Kind zu verstümmeln?
Es melden sich immer mehr Männer zu Wort, die teilweise in Vereinen gegen eine Beschneidung von Jungen kämpfen. Das Heute-Journal hat tatsächlich in einer Sendung am 10.10.2012 einen Mann zu Wort kommen lassen, der darüber berichtet.
Tags: Beschneidung, Genitalverstümmelung, Gewalt, Jungenbenachteiligung, Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung, Machtmissbrauch