Erschienen: Oktober 2017 im LYX Verlag | Spoilergefahr: Nein!
Format: Brochiert/Ebook | Seiten: 400 | Reihen-Info: 1/2 | Bewertung: 4 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:
Allein durch ihre Präsenz auf mehreren Social Media Kanälen ist der Name Laura Kneidl für mich seit geraumer Zeit ein Begriff. Und natürlich ist mir auch nicht entgangen, dass sie bereits einige Bücher veröffentlicht und Leserherzen für sich eingenommen hat. Da sie sich bislang allerdings mehr im Fantasy-Bereich bewegt hat und es Bücher aus diesem Genre inzwischen doch eher selten in mein Regal schaffen, habe ich von ihr noch nichts gelesen - bis jetzt. Mit Berühre mich. Nicht. hat Laura Kneidl nämlich ihren ersten New Adult Roman veröffentlicht und damit war es an der Zeit, dass auch ich mir endlich ein Bild von ihrem Können mache.
Worum geht es genau?
Mit ihrem Umzug von Maine nach Nevada schafft Sage eine Distanz zu ihrer Vergangenheit, die für sie bitter nötig ist. Die tiefen Wunden, die die letzten Jahre in ihr hinterlassen haben und das Misstrauen und die Angst, die sich in ihrem Inneren breit gemacht haben, lassen sich allerdings nicht so einfach auslöschen. Aber Sage gibt nicht auf. Sie will ihre Freiheit zurück, will glücklich sein und Spaß haben und nachdem ihr erster Collegetag weit besser verläuft, als erwartet und sie schon bald Anschluss findet, sieht es auch ganz danach aus, als würde es Sage gelingen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht ewig verdrängen ..
Hier wurden viele Pluspunkte gesammelt
Mein Interesse für dieses Buch war geweckt, seit ich wusste, dass es im New Adult Bereich angesiedelt sein würde. Nachdem ich dann auch noch gelesen habe, dass die Protagonistin an Angst- und Panikattacken leidet, wusste ich, dass ich Berühre mich. Nicht. wirklich unbedingt lesen muss. Als jemand, der selbst seit Jahren mit solchen Attacken lebt, war ich einfach sehr neugierig, wie Laura Kneidl dieses Thema in Angriff genommen hat und ob es ihr gelungen ist, es glaubhaft rüberzubringen. Und das ist es! Sages Angst- und Panikstörung wurde hier nämlich nicht nur angeschnitten und dann wieder vergessen, sondern es wurde dieser Krankheit wirklich Raum gegeben. Und damit meine ich nicht, dass einfach alle paar Seiten eine Panikattacke in Sage hochbrodelte, sondern, dass auch die Auswirkungen der Angst ihren Platz gefunden haben. Und das war wichtig, denn zum einen merkt man als Leser dadurch erst, wie tief Sages Wunden wirklich sitzen und zum anderen wird deutlich, dass krankhafte Angst nichts ist, was man mal eben mit einem Fingerschnipsen wieder in den Griff bekommt, sondern Hilfe bedarf.
New Adult lebt von den Figuren
Wenn ich zu New Adult Büchern greife, weiß ich in der Regel ziemlich genau, was ich bekomme und auch Laura Kneidl hat hier mit ihrem ersten Roman in diesem Genre das Rad nicht neu erfunden. Das finde ich allerdings gar nicht schlimm, denn schließlich habe ich mich überhaupt erst für das Buch interessiert, weil ich mir eben genau diese typischen Dinge erhofft habe. Natürlich weiß man dann schon von vornherein, wie das Ganze in etwa ablaufen wird und ist nur selten von einer Handlung so richtig überrascht, aber auch das ist okay. Solche Geschichten leben, meiner Meinung nach, nämlich hauptsächlich von den Figuren und wenn die gut ausgearbeitet sind und mich als Leser berühren, dann bin ich glücklich und störe mich nicht im Geringsten daran, dass der Ablauf dem anderer Bücher ähnelt. Und hier war ich glücklich. Mit Sage und Luca hat Laura Kneidl nämlich wirklich zwei ganz tolle Figuren geformt, die mich nicht nur gut unterhalten haben, sondern auch mein Herz höher schlagen ließen. Besonders gut gelungen ist ihr dabei Protagonistin Sage, die ein gewaltiges Päckchen zu tragen hat, viel zweifelt, sich schrecklich schämt, das Gefühl hat, nicht ehrlich sein zu können und oft blind vor Angst ist und doch hat sie den Kampfgeist einer Löwin. Mit Megan, April und allen voran natürlich Luca wurden Sage Figuren an die Seite gestellt, die nicht besser hätten gewählt sein können. Sie sind aufgeschlossen, aufmerksam, mitfühlend und zuverlässig und haben Sage damit so manches Fünkchen Hoffnung zurückgegeben. Von Bad-Boys und Arschlochgehabe an dieser Stelle also keine Spur, was ich tatsächlich mal ganz erfrischend fand.
Huch, das ist aber ein ganz schöner Klopper!
Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, hab ich schon ein bisschen über die Seitenzahl gestaunt und im Stillen gehofft, dass es dadurch nicht zu großen Längen in der Geschichte kommen würde. Zum Glück war meine Sorge unbegründet, denn wie sie sich schnell herausgestellt hatte, kamen die vielen Seiten nur dadurch zu Stande, dass es hier keine Knall auf Fall Ich kam, ich sah, ich liebte Liebesgeschichte gibt. Im Gegenteil, Laura Kneidl hat der Liebe wirklich viel Zeit gelassen, sich zu entwickeln und vor allem Sage hat den Raum bekommen, den sie in Anbetracht ihrer Vergangenheit und ihrer Krankheit nötig hat, wodurch die Geschichte nochmal an Glaubhaftigkeit gewinnt.
Kurzum
Berühre mich. Nicht. war mein erstes Buch von Laura Kneidl, aber definitiv nicht mein letztes. Ihre Geschichte rund um Sage und Luca hat mich sehr berührt, an mir gerüttelt und durch Gemeinsamkeiten mit Sage auch so manches Mal schlucken lassen. Der wirklich sehr angenehme Schreibstil der Autorin hat dann sein übriges getan und so habe ich, tief versunken in die Geschichte, gar nicht bemerkt, wie schnell ich vorankam.
Weitere Meinungen zu dem Buch: Literaturliebe | Julias Lesewelten | Romantic Bookfan