Opa ist beruhigt und besorgt zugleich: Nachdem Oma und Opa kaum noch Vögel in ihrem Garten in Lichterfelde zu Gesicht bekommen und eine Bekannte von Oma etwas von einer witterungsbedingt ausgebliebenen zweiten Brut erzählt, wollte Opa das genauer wissen und hat beim Wildtiertelefon in Berlin nachgefragt, das vom Berliner NABU betrieben wird. Und Katrin Koch, die sich dort meldet, hat erst einmal vorsichtig Entwarnung gegeben: “In dieser Jahreszeit ziehen sich die Vögel gerne still und leise in deckungsreichere Gebiete zurück, vor allem dorthin, wo es immergrüne Pflanzen gibt.” Doch dann zählt die Naturschützerin einige Faktoren auf, die dann doch Anlass zur Sorge geben. Zunächst einmal spricht sie von einem “dramatischen Bestandsrückgang” und “hohen Verlustraten” bei einigen Vogelarten. Als einen Grund nennt sie neben Waschbären vor allem freilaufende Katzen, die ein “enormer Störfaktor” und für “verheerende Auswirkungen” verantwortlich seien. Aber auch die Menschen, nicht zuletzt die Bezirke, setzten den Vögeln schwer zu. “Wie sollen Vögel Nahrung finden, wenn überall das Laub weggeblasen wird und ein breit angelegter Kahlschlag in den Park- und Grünanlagen der Stadt stattfindet?”, kritisiert sie die Parkpflege in den Bezirken. Aber auch die Bürger bekommen ihr Fett weg: “Erst räumen sie den Garten auf und greifen dann zur Futtertüte.” Grundsätzlich sei ja nichts gegen eine Winterfütterung einzuwenden, wenn aber, dann mit Sinn und Verstand. Noch wichtiger als die Zufütterung sei allerdings, ganzjährig den natürlichen Lebensraum sowie die Nahrungs- und Brutgebiete der Vögel zu erhalten und zu schützen. Das gelte für Anlagen gleichermaßen wie für private Gärten. Was man alles beachten sollte, kann man hier nachlesen. Was soll ich sagen? Wieder einmal zeigt sich, dass das Gegenteil von gut gemeint schlecht gemacht ist. Wer also seinen Garten noch nicht winterfest gemacht hat, sollte Fünfe gerade sein lassen und in der einen oder anderen Ecke ruhig noch etwas Natur-Kruscht rumliegen lassen. Und die Bezirke könnten sich so sicherlich noch den einen oder anderen Euro sparen, in dem nicht alles mit diesen unsäglich Laubbläsern “bereinigen” lassen. Im österreichischen Graz übrigens sind diese Geräte seit 1. Oktober verboten.
Stoßen nicht nur auf Begeisterung: Laubbläser, die mit hoher Luftgeschwindigkeit und großem Getöse Laub, aber auch Insekten, Larven und andere Kleintiere wegblasen und somit den Vögeln ihre Nahrung nehmen. Foto: Bosch