Berufsbegleitend oder Vollzeit: Der Weg zum Bachelor

Von Chriselmshorn @fachwirtblog

Wie wird man eigentlich Bachelor? Nun, es gibt natürlich die Möglichkeit, sich bei RTL zu bewerben. Sinnvoller ist aber wohl doch ein entsprechendes Studium.
Alles begann in den 1990er-Jahren mit der Idee einer europaweiten Hochschulreform, die 1999 in den so genannten Bologna-Prozess mündete. Ziel ist ein einheitliches System, das einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum schaffen und somit Akademikern eine Karriere im Ausland erleichtern sollte. Unter anderem verständigten sich die beteiligten Staaten darauf, dass Hochschulen zweistufige Studienabschlüsse anbieten sollten – üblicherweise umgesetzt in Form des Bachelor-/Master-Systems. Das Bachelorstudium dauert dabei hierzulande in Vollzeit 6 Semester; es ist aber auch möglich, den Abschluss berufsbegleitend zu erwerben.

Der Klassiker: Bachelor im Präsenzstudium

Für die meisten Studenten stellt das Studium auch eine Phase der Entwicklung dar. Durch Praktika und Auslandsaufenthalte können sie Erfahrungen sammeln; durch das Hineinschnuppern in verschiedene Vorlesungen entdecken sie vielleicht neue Interessen. Da das Bachelorstudium auf nur 6 Semester ausgelegt ist und meist einen bestimmten Notenschnitt erfordert, um für ein Masterstudium zugelassen zu werden, ist mit dem Bologna-Prozess allerdings der Druck enorm gestiegen. Auch wurden die Studiengänge tendenziell immer schulischer. Beides führte bundesweit zu Protesten der Studierenden, die allerdings wirkungslos blieben.

Das System Fernstudium

Fernstudium © Photo-K – Fotolia.com

Statt des normalen Vollzeitstudiums besteht auch die Möglichkeit, den Bachelor berufsbegleitend zu machen. Doch wie läuft ein solches Studium ab?
Im klassischen Fernstudium lernt man fast vollständig autonom. Der Studierende bekommt Materialien per Post zugesandt, die er selbstständig durcharbeitet und ggf. zurückschickt. Auch Prüfungen werden so absolviert. Heutzutage wird oft alternativ ein Online-Studium angeboten, bei dem die Inhalte per Internet bereitgestellt werden. Ein großer Vorteil ist, dass man beispielsweise über Videochats in direkten Kontakt zu den Lehrkräften treten kann.
Neben dem klassischen Fernstudium bieten zunehmend auch Präsenzuniversitäten berufsbegleitende Studiengänge an. Im Grunde ist der Ablauf ähnlich wie beim Vollzeitstudium, denn es gibt genauso Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht in den Räumen der Hochschule. Allerdings beschränken sich diese meist auf einen bis zwei Abende pro Woche sowie den Samstag. Zusätzlich arbeiten die Studierenden eigenständig Materialien durch.

“Nebenher” studieren?

Aber was bedeutet es überhaupt, tagsüber normal arbeiten zu gehen und danach noch zu studieren? Eins ist ganz sicher: Man sollte ein solches Studium keinesfalls unterschätzen. An einer “normalen” Universität kann es beispielsweise so aussehen, dass man zweimal wöchentlich abends für etwa drei Stunden sowie samstags den ganzen Tag (acht Stunden) an Vorlesungen und Seminaren teilnimmt. Nach einem normalen Arbeitstag ist das natürlich eine enorme Belastung. Ein weitgehend selbstständig organisiertes Fernstudium bietet den Vorteil, dass man sich seine Zeit frei einteilen kann – aber es erfordert eine Menge Disziplin, Motivation und Selbstorganisation. Aufgrund des oft unterschätzten Arbeitsaufwands und – im klassischen Fernstudium – des Mangels an persönlicher Betreuung ist die Abbruchquote in diesen Studienformen überdurchschnittlich hoch.
Interessanterweise ergab allerdings eine repräsentative Studie im Jahr 2007, dass 80% der Personalverantwortlichen von Unternehmen ein Fernstudium als gleich- oder höherwertig einschätzten; nur 20% bewerteten ein Präsenzstudium höher. Personalchefs scheint also bewusst zu sein, dass ein berufsbegleitendes Studium das Vorhandensein wichtiger Soft Skills voraussetzt.

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