Besser spät als nie!
Viele Frauen überlegen während der Elternzeit, ob sie ihren alten Job weitermachen sollen oder ob sie beruflich einen Neustart wagen. Viele Frauen schaffen das sehr erfolgreich. Manche machen sich selbstständig, andere entscheiden sich für einen erneuten Bildungsweg. Mehr Zeit für die Familie, flexible Arbeitszeiten, Selbstverwirklichung oder bessere Bezahlungen sind dabei die Ziele. Mir stellte sich die Frage auch und ich habe lange überlegt. Warum sollte ich das nicht auch schaffen. Mein alter Job war kein schlechter und dennoch hat er mich nie richtig ausgefüllt und glücklich gemacht. Mit Kind sieht man sein Leben manchmal plötzlich anders als vorher. Doch schon bevor wir ein Kind erwarteten, hatte ich immer mal darüber nachgedacht diesen Job aufzugeben, um etwas anderes für mich zu finden, in dem ich voll und ganz auf gehe. Der Beruf sollte schließlich Spaß machen, denn wir verbringen unser halbes Leben damit. Ich habe es nie wirklich geschafft den Absprung zu wagen. Ich hatte Angst vor finanziellen Einbußen und vor dem Neuanfang. Erst jetzt, mit einem Kind und nach der Elternzeit, ist mir vieles klar geworden und ich habe den nötigen Mut gefunden, endlich meinen Traum zu verwirklichen. Schließlich habe ich mich für einen beruflichen Neustart entschieden. Ich bin jetzt 26 und finde es vollkommen ok zu sagen, das ich einen zweiten Bildungsweg gehe.Ein Einblick in mein altes Berufsleben
Wie gesagt, mein alter Job war nicht der schlechteste und dennoch nicht gerade mein Traumjob. Ich habe mich mit 16 Jahren dazu entschlossen eine Ausbildung zu machen. Ich wollte aus dem Elternhaus raus und mein eigenes Geld verdienen. Eine Lehre zur zahnmedizinischen Fachangestellten wurde abgeschlossen. Zwei Jahre später habe ich dann gleich eine Aufstiegsfortbildung angefangen zur zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin, mit dem Ziel, mehr Geld zu verdienen. Als Zahnarzthelferin verdient man nicht gerade gut für die Leistung die man erbringt. Für Außenstehende sieht der Job leicht aus, das ist er aber nicht. Als fertig ausgebildete ZMP habe ich meinem alten Arbeitgeber den Rücken zugekehrt und eine Stelle in einer namhaften und renommierten Praxis angenommen, auch wieder mit dem Ziel, mehr Geld zu verdienen. Ich hatte mein eigenes Behandlungszimmer, mein eigenes Bestellbuch und meine eigenen Patienten. Ich habe die Patienten allein behandelt und wieder einbestellt. Klingt erstmal nicht schlecht. Es war jedoch sehr anstrengend, da in dieser Praxis sehr viele los war und Wert darauf gelegt wurde, sehr viele Behandlungen in kürzester Zeit, mit größt möglichem Gewinn zu erbringen. Mit Fahrtweg- und Zeit habe ich so zwischen 50 und 60 Stunden die Woche mit meiner Arbeit verbracht.Ich hatte darüber nicht groß nachgedacht und einfach funktioniert. An den langen Tagen bin ich um 6.45 Uhr aus dem Haus und um 21.30 Uhr wieder daheim gewesen. Stress, Hektik und Demotivation standen an der Tagesordnung. Auf die Dauer war das einfach auch eine seelische Belastung. Wenn man sich darüber kein Gedanken macht, Tag-ein Tag-aus funktioniert, ist es einem nicht bewusst, wie sehr solch eine Arbeitsweise an den Nerven nagt. Ich wurde schwanger und kurze Zeit später freigestellt. Darüber war ich wirklich froh. Es folgte die Elternzeit und wieder habe ich darüber nachgedacht, einen Neuanfang zu wagen. Leider habe ich mir auch eingeredet, dass es vernünftiger sei, den alten Beruf weiter brav auszuführen. Mein Freund und ich haben das besprochen und beschlossen, wenn es nicht funktionieren würde, sich nochmal Gedanken zu machen. Ich wollte es also versuchen, nach 12 Monaten Elternzeit, wieder in meinen alten Job zurückzukehren. Das tat ich dann auch, natürlich verkürzt auf 30 Stunden die Woche. Wie sollte das auch funktionieren mit Kind und derartigen Arbeitszeiten. Es war also von vornherein klar, das ich nicht wieder voll arbeiten gehen würde. Ich habe den Spaß dann ganze 3 Wochen mitgemacht und dann einfach die Schnauze voll gehabt. Auch das Gehalt für die 30 Stunden, minus den Kosten für den Arbeitsweg, war schlicht und ergreifend unangemessen. Die Versprechungen, pünktlich gehen zu können, um mein Kind von der Tagesmutter zu holen, wurden nicht eingehalten und für ganz wichtige Patienten am Abend, sollte ich mein Kind einfach mit auf Arbeit bringen. Das ging also gar nicht und war für mich der entscheidende Punkt, einen Schlussstrich zu ziehen. Auch ging es mir in dieser Zeit, aufgrund privater Schicksalsschläge, nicht besonders gut. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr.Schluss mit den Dingen die einen selbst nicht glücklich machen. Schluss mit einem Job, der jeden Tag aufs Neue, unglücklich macht. Ich hab also gekündigt und war aufgrund meiner seelischen Verfassung eine Weile krank geschrieben. In dieser Zeit haben wir uns also erneut Gedanken über meine Zukunft gemacht. Ich habe mich darüber erkundigt, was und welcher Bildungsweg, in unser aktuelles Leben rein passen würde. Wir haben uns für ein Fernstudium entschieden, mit dem Ziel, Fuß in einem neuen Beruf zu fassen. Das wird nicht einfach, dass ist uns bewusst. Wir haben aber auch keinen Zeitdruck und können so die Dinge entspannt und ruhig angehen lassen. Das werde ich wohl auch brauchen, in meiner jetzigen Verfassung.
Der Weg wird steinig und schwer
Ich habe nicht den klassischen Bildungsweg gewählt, mit einem guten Grund. Wir wünschen uns in den nächsten Jahren noch ein zweites Kind und deswegen kommt für mich Abitur und Studium nicht in Frage. Hätte ich den sicheren Weg gewählt, dann würden locker 5-7 Jahre ins Land gehen. Das möchten wir beide nicht. Ich habe also ein Fernstudium gewählt. Mein Ziel ist es, freiberuflich arbeiten zu können. Selbst verantwortlich zu sein für seinen Verdienst, verschafft mir sehr viel mehr Motivation, als sich jeden Tag ohne Wertschätzung, für ein schlechtes Gehalt abzuschuften. Seine Arbeitszeit frei einteilen zu können, um so mehr Zeit für seine Familie zu haben, klingt sehr verlockend. Das zu schaffen ist natürlich nicht leicht und trotzdem versuchen wir es. Ich habe schon ein paar Praktikumsplätze in Aussicht und sogar schon ein erstes Job-Angebot bekommen. Also ich denke, das mein Ziel zu erreichen ist und lasse mich nicht unterkriegen. Auch ein Buch werde ich schreiben und hoffe bald damit anfangen zu können. Im Moment muss ich mich noch mit dem Amt rumärgern, da von dieser Seite kein Verständnis für mein Vorhaben aufgebracht wird. Ich muss also erstmal beweisen, das es sich lohnt, mich und das Fernstudium zu fördern. Auch Kritiker bleiben nicht aus und ich musste mich schon öfter dafür rechtfertigen, warum ich doch meinen anständigen Beruf aufgegeben habe. Aber auch das kriegen wir hin, denn wir haben in der letzten Zeit noch ganz andere Sachen gemeistert. Ich muss mich jetzt also durchbeißen und darf nichts unversucht lassen, meinen Traum zu verwirklichen. Die redaktionelle Arbeit am PC und das Schreiben machen mir sehr viel Spaß und ich habe tatsächlich etwas gefunden, was mich ausfüllt. Wenn ich wollte wie ich könnte, dann würde ich den ganzen Tag am Notebook verbringen. Mein Blog wächst mir immer mehr an mein Herz. Man steckt sehr viel Arbeit und Herzblut hinein und bekommt aber auch viel zurück. Ich werde dieses Blog weiterführen, auch wenn es in Zukunft wieder stressiger wird. Schließlich bekomme ich auch durch dieses Blog wertvolle Erfahrungen für mein Vorhaben. Ich bin stolz und glücklich darüber, diesen Schritt getan zu haben. Ich kann wieder positiv und optimistisch in meine Zukunft blicken und freue mich auf neue Herausforderungen. Ich ärgere mich aber auch darüber, das ich das nicht schon viel eher getan habe. Dann würde ich vielleicht glücklich jeden Tag zur Arbeit gehen und hätte diesen Stress, gerade jetzt mit Kind und als Familie, nicht. Die Zeit kann man nicht zurück drehen und deshalb ist es nie zu spät etwas zu ändern.Wir sollten in unserem Leben keinen Job machen, der uns unglücklich macht. Wir haben nur dieses eine Leben und sollten so gut es geht, immer glücklich sein. Wir verbringen sehr viel Zeit mit unserem Beruf und ein Beruf der unglücklich macht, kann auf die Dauer auch krank machen. Jeder kann sein Ziel erreichen, wenn er es denn nur will und Träume sind dazu da, sie zu leben. Liebe Mamas und Papas, steht ihr auch vor solch einer Entscheidung? Dann traut euch! Man kann nicht wissen wie es ist, wenn man es nicht versucht hat.