Beruf “Digitaler Nomade”: Erklärungsversuche für analoge Eltern und Freunde

Was antwortest du als Blogger, Freelancer oder Online Unternehmer, wenn dich jemand fragt, was du beruflich so machst? Wie oft hast du Familie und Freunden schon versucht zu erklären, dass du nicht nur bei Facebook surfst, sondern tatsächlich vom Laptop aus arbeitest? Vielleicht helfen dir diese Antworten beim nächsten Erklärungsversuch.

Bei Small Talks ist eine der ersten Fragen häufig: Was machst du so? Damit ist nicht gemeint, wofür ich brenne oder was meine Hobbies sind, sondern was ich tue, um Geld zu verdienen. Die direkte Frage nach dem Geld ist für uns Deutsche jedoch unangebracht. Über Geld spricht man eben nicht.

Früher in der Festanstellung war die Antwort einfach. Heute gibt es (noch) keine allgemein verständlichen Berufskategorien für uns digitale Nomaden. Hast du schon mal jemandem gesagt, dass du Blogger, Affiliate Marketer oder Online Entrepreuneur bist und dafür misstrauische Blicke geerntet?

Vielleicht bist du selbst digitaler Nomade und versuchst deinem Umfeld in aller Kürze zu erklären, was du “so machst”. Oder du bist du der Elternteil oder der Freund von einem digitalen Nomaden und willst endlich verstehen, was zum Teufel sie oder er vor dem Laptop eigentlich die ganze Zeit treibt.

Mama, ich bin jetzt Digitaler Nomade …

… was bitte? Genauso wenig wie ich verstehe, was ein Astrophysiker macht, versteht mein Umfeld, was ein digitaler Nomade oder ein Blogger ist. Oder ein Affiliate Marketer. Oder ein Infopreneur. Also muss ich es mit Beispielen erklären, die allgemein verständlich sind.

“Mama, digitale Nomaden sind Menschen, die ihr Geld im Internet verdienen. Dadurch sind sie nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Viele von uns reisen deshalb relativ häufig, andere arbeiten lieber von Zuhause aus. Es gibt dabei ganz unterschiedliche Modelle, wie wir unser Geld verdienen.”

“Einige arbeiten als Freelancer. Sie machen in der Regel genau das, was sie gelernt haben oder vorher gemacht haben, nur eben online. Für einen Designer, Programmierer, Übersetzer oder Journalist ist es oft nicht nötig, vor Ort zu sein. Sie erbringen die Leistungen jetzt eben via E-Mail oder Skype.”

“Meinen Blog kannst du dir vorstellen wie dein Lieblingsmagazin. Ich schreibe über ein bestimmtes Thema und je höher meine Reichweite (bzw. Auflage) ist, desto mehr Geld bezahlen mir Werbetreibende für Werbeanzeigen oder Produkttests.”

“Ach ja, und dann verdiene ich auch noch Geld mit Affiliate Marketing. Das kannst du dir so vorstellen, wie beim Onkel Dieter, der Provisionen für die Empfehlung von Versicherungen bekommt. Ich empfehle meinen Lesern ebenfalls Produkte und Dienstleistungen, wofür ich nach dem Kauf eine Provision bekomme.”

“Vor kurzem habe ich dann noch angefangen, digitale Informationsprodukte zu verkaufen. Das ist nichts anderes als Bücher, Seminare oder Beratungsleistungen, nur eben in digitaler Form. Das Wissen verpacke ich in verschiedenen Formaten, so dass sie als Videokurs oder eBook heruntergeladen werden können.”

“Mit all diesen verschiedenen Geschäftsmodellen verdiene ich passives Einkommen. Das kannst du dir so vorstellen, wie den Bau eines Hauses mit anschließender Vermietung. Ich investiere zunächst viel Zeit und auch etwas Geld in den Aufbau meines Fundaments und bekomme später die Einnahmen (genauso wie die Miete) monatlich auf mein Konto, ohne direkt die Leistung zu erbringen.”

“Im Grunde bin ich also ein Online Unternehmer. Ich bin gleichzeitig Designer, Programmierer, Copywriter, Journalist, Marketer und Projektmanager. Wie viele andere bin ich ein Multi-Potential, der alles ein bisschen aber nichts zur Perfektion kann. Das ist okay, denn ich bin der Manager meines eigenen kleinen Unternehmens und nicht immer der Leistungserbringer. Wenn ich etwas nicht kann, dann hole ich mir Hilfe von Experten.”

Und kann man damit wirklich Geld verdienen?

“Klar kann man das. Wie sonst sollte ich mir meinen Lebensunterhalt finanzieren? Genauso wie Zeitschriften, Versicherungsmakler, Seminarleiter oder Ladenbesitzer in der analogen Welt, kann ich mit genau den gleichen Geschäftsmodellen auch online Geld verdienen. Mein Vorteil ist, dass ich nicht 8 Stunden täglich an einem Ort präsent sein muss.”

Und wo arbeitest du dann, wenn du nicht im Büro bist? Brauchst du nicht immer Internet?

Ich arbeite von Zuhause, in Coworking Spaces, Cafés oder öffentlichen Orten. Wenn ich mal kein Internet über Kabel habe, dann nutze ich das Mobilfunknetz über mein Smartphone. Theoretisch kann ich also wirklich von überall arbeiten.

Und bist du nicht einsam, wenn du ohne Kollegen immer nur Zuhause arbeitest?

Ja, manchmal schon. Genau deshalb ist es für uns so wichtig, den Austausch miteinander zu suchen. Das geschieht teilweise im Internet auf Facebook oder in Communities und teilweise bei Treffen vor Ort, auf Konferenzen oder während Workations.

Und warum fliegst du dann um die ganze Welt, wenn du da eh nur arbeitest?

Ehrlich gesagt habe ich mich das auch schon manchmal gefragt. Mein Reiseverhalten hat sich stark geändert. Ich habe oft gar nicht mehr den Drang, mir Orte anzusehen, sondern längere Zeit an schönen Orten zu leben. Ich möchte Teil des Alltags sein, das gute Wetter, das Essen und die Leichtigkeit genießen, die es Zuhause nicht immer gibt.

Und wie sicherst du dich ab? Machst du dir keine Sorgen um die Rente?

Solltest du dir nicht größere Sorgen um deine staatliche Rente machen? Ich investiere in mich und mein Unternehmen. Dass ich dafür eine bessere Rendite erhalte als vom Staat oder durch andere Finanzprodukte, davon bin ich überzeugt. Gedanken mache ich mir um meine gesundheitliche Absicherung, weshalb ich eine Krankenversicherung für absolut notwendig halte.

Und was, wenn du mal Kinder haben willst?

Dann habe ich ein Kind und erfreue mich daran, dass ich es tagtäglich aufwachsen sehen kann und nicht von 8-18 Uhr in einem Büro sitzen muss. Mir machen all die großartigen Familien Mut, die mit ihren Kindern die Welt bereisen und ihnen damit ganz neue Horizonte öffnen.

Nice to meet you. What do you do for a living?

Es hat ein paar Jahre gedauert aber so langsam verstehen Freunde und Familie, was ich eigentlich so treibe. Genau diese Zeit für Erklärungen gibt es bei flüchtigen Bekanntschaften nicht. Was antworte ich also, wenn mich jemand beim Small Talk fragt, was ich beruflich so mache?

In der Vergangenheit habe ich oft gesagt, ich arbeite im Online Marketing. Das hat den Fragenden ruhig gestellt, obwohl es alles andere als greifbar ist. Das ist schade, denn ich liebe was ich tue und möchte es anderen Menschen nicht vorenthalten, sofern es sie denn interessiert.

Heute sage ich, dass ich Online Unternehmer bin und mich als Coach und Autor sehe. Ich schreibe Texte, betreibe eine Community und veranstalte Workations und Workshops, in denen ich anderen Menschen Möglichkeiten aufzeigen will, sein Leben außerhalb der Festanstellung zu bestreiten.

Ich bin Unternehmer. Ich habe keine festen Arbeitszeiten, kein Büro und keine Altersvorsorge. Ich habe Werte, nach denen ich mein Tun ausrichte. Ich mache Dinge, die mich erfüllen und einen Mehrwert für andere Menschen schaffen. Ach ja, und ich kann davon leben.

Was machst du eigentlich so beruflich?


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