Bernd & Hilla Becher — Gasbehälter

Von Thomas_robbin

Anfang der 1960er Jahre begannen Bernd und Hilla Becher die manchmal schon kurze Zeit später nicht mehr existenten Bergwerks- und Hüttenanlagen, deren Großgeräte und Funktionsbauten zu fotografieren und typographische Serien anzulegen. Eine aktuelle Ausstellung in der Berliner Konrad-Fischer-Galerie widmet sich bis zum 21. April 2018 dem Gasbehälter als Speichermedium für Kokerei-, Erd- und technische Gase.

Ausstellungsbeschreibung

Bereits Anfang der 60er Jahre begannen Bernd & Hilla Becher die manchmal schon kurze Zeit später nicht mehr existenten Bergwerks- und Hüttenanlagen, deren Großgeräte und Funktionsbauten zu photographieren. Ihrem enzyklopädischen Ansatz folgend, erstellten sie in über fünf Jahrzehnten ein umfassendes Bildkompendium der Bergbau- und Stahlindustrie. 

Dabei entwickelten sie in ihren Schwarzweiß-Photographien früh eine durchgängige Systematik. Zentralperspektive, die Vermeidung dramatisierender Effekte und eine enorme Tiefenschärfe isolierten die Funktionsbauten als Objekte von ihrer Umgebung, ein in seiner Radikalität einzigartiges Bildkonzept. Das Düsseldorfer Künstlerpaar verstand sein Werk nicht nur als Beitrag zur dokumentierenden Denkmalpflege. In ihrem anlässlich der ersten Ausstellung bei Konrad Fischer 1970 erschienenen Katalog Anonyme Skulpturen beschrieben sie ihre Arbeit: „Wir zeigen in diesem Buch Objekte mit vorwiegend geräthaftem Charakter, deren Formen aus der Berechnung entstanden sind und deren Entwicklungsprozeß optisch nachvollziehbar ist. Es sind im wesentlichen Bauten, bei denen Anonymität als Stilprinzip erkennbar wird. Ihre Eigentümlichkeiten sind nicht trotz, sondern wegen des Mangels an Gestaltung entstanden.“ Bereits zwei Jahre später, 1972, wurden ihre Werke auf der Documenta V, innerhalb der von Konrad Fischer und Klaus Honnef kuratierten Idee-Sektion gezeigt, zusammen mit Daniel Buren, John Baldessari, stanley brouwn u.a. Durch ihr gemeinsames Werk und die Lehrtätigkeit von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie 1976 – 1996 beeinflusste das Künstlerpaar maßgeblich die Entwicklung und Emanzipation der Photographie nach 1945. 

Die aktuelle Ausstellung widmet sich dem Gasbehälter als Speichermedium für Kokerei-, Erd- und technische Gase. Innerhalb städtischer Gaswerke und im industriellen Prozess schaffen sie als Zwischenlager einen Ausgleich zwischen Bedarf und Produktion. Im Gegensatz zu anderen Lagerbehältern, wie Wassertürmen oder Silos, dürfen sich die gespeicherten Gase nicht mit der Umgebungsluft vermischen, das Fassungsvermögen des Gasbehälters muss sich entsprechend dem eingefüllten Volumen verkleinern bzw. ausdehnen können. Nach ihrem Konstruktionsprinzip wie ihrer Erscheinungsform unterscheidet man vier verschiedene Typen: Teleskop-, Schrauben-, Scheiben- und Kugelgasbehälter. Schieben sich z. B. bei dem Teleskoptank mit zunehmendem Volumen Gasglocke und Außenwandsegmente aus einem Wasserbecken in einem Führungsgerüst empor und machen so den Füllzustand nach außen hin sichtbar, reguliert der Kugelgasbehälter mittels Druck den Volumenausgleich. 

  • Konrad-Fischer-Galerie

Wann und wo

Konrad-Fischer-Galerie
Lindenstraße 35
10969 Berlin

23. Februar bis 21. April 2018