Isabella Rossellini in der Retrospektive-Vorführung von “Casablanca”
Immer mal wieder mag man sich eine Auszeit von den ganzen Neufilmen gönnen, sich abends auch einmal gemütlich im Kinosessel zurücklehnen und einen Film gänzlich ohne Hintergedanken genießen, keine mentalen Marker, keine Notizen hinterher. Hierfür ist aus persönlicher Sicht das Programm der Retrospektive immer eine gute Gelegenheit. Hier kann man hinab tauchen in Klassiker der Filmgeschichte, sie so genießen wie es heutzutage kaum noch möglich ist: auf der großen Kinoleinwand. Und ganz ohne Überraschungen findet auch das Programm der Retrospektive nicht statt.
So war es Schauspielerin Isabella Rossellini höchstpersönlich, die am Sonntagabend die einführenden Worte zu dem Michael Curtiz Klassiker „Casablanca“ sprach. Die galante Frau auf der großen Bühne, hinter ihr die riesig große Leinwand, auf der während ihrer Ansprache Bilder vom Dreh des Films gezeigt wurden. Natürlich konnte Rossellini, Tochter von Hauptdarstellerin Ingrid Bergman einige Anekdoten erzählen, hat ihre Mutter offenbar oftmals aus dem Nähkästchen geplaudert. In einer harmlosen kleinen Geschichte offenbart sie, dass diese anfangs nicht wusste, wie sie ihre Rolle spielen solle, ob sie nun ihren Filmehemann Paul Henreid oder Humphrey Bogart lieben solle. Es wurden zudem zwei Enden gedreht, eines wie sie bei Bogart bleibt, das andere wie sie mit ihrem Ehemann aus Casablanca flüchtet – letztgenannter Dreh hat es bekanntlich in den Film geschafft. Regisseur Curtiz gab Bergmann den schlichten Ratschlag, ihre Rolle so auszulegen, dass sie beide Männer lieben würde, zerrissen wäre und sich – wie es sich für eine Frau dieser Zeit gehöre – einfach dem ergeben solle, was die Männer für sie entscheiden.
Ein Abend mit Isabella Rossellini wurde es nun also, obgleich der ursprüngliche Plan nur vorsah, an einem gemütlichen Retrospektive Abend einen Filmklassiker aufzuholen, der bisher noch ungesehen im eigenen Repertoire unter „muss dringend noch gesehen werden“ abgespeichert war.