Berlinale 2013 / Tag 3

Regisseur Teddy Soeriaatmadja spricht auf der Berlinale 2013 über seinen Film

Regisseur Teddy Soeriaatmadja spricht auf der Berlinale 2013 über seinen Film “Something in the Way”

Die diesjährige Berlinale erfreut sich sichtlich eines Genres, das man hier nicht vermutet hätte: dem Porno. Dabei zeigt man natürlich nicht diese schmutzigen kleinen Filmchen selbst, dafür bietet man ja das kostenfreie W-Lan im Berlinale Palast, womit sich jeder selbst versorgen kann, nein, hier werden Filme gezeigt wie „Don Jon’s Addiction“„Lovelace“ oder „Something in the Way“.

Die „Addiction“, also die Sucht die besagten Jon befallen hat, dreht sich dabei natürlich um Online-Pornographie. Joseph Gordon-Levitt, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller dieses Films, zeigt sich mehrmals mit Gesichts-Großaufnahme vor dem Laptop sitzend, lässt keinen Zweifel darüber, was sich in der unteren Hälfte seines Körpers gerade abspielt. Die zahlreich in den Papierkorb fliegenden Taschentücher dürften ein weiteres Indiz sein. Ob es die prallen Brüste und Ärsche, der Almanach an Sexpositionen die hier gezeigt werden, auch auf die deutschen Kinoleinwände schaffen werden oder einer Zäsur zum Opfer fallen ist nicht Gewiss. Ein Deutschlandstart ist für Oktober dieses Jahres angekündigt. Vielleicht wird es Don Jon aber auch durch seinen trockenen Humor gelingen, den Leuten von der FSK die Sicht zu verschleiern, vielleicht mögen sie auch einfach ein Auge zudrücken, bietet Gordon-Levitt doch ein wirklich hübsches Regiedebüt. Da wird doch wohl die Pornografie nicht im Wege stehen, vor allem nicht mit dem Gütesiegel Berlinale.

 

Amanda Seyfried spielt Linda Lovelace

Amanda Seyfried spielt Linda Lovelace

Etwas harmloser präsentiert sich da „Lovelace“, obgleich es sich mit einer der bekanntesten Porno-Darstellerinnen der Geschichte befasst. Linda Lovelace, gespielt von der sonst eher zurückhaltenden Amanda Seyfried, die zugleich auch mit „Les Misérables“ auf der Berlinale vertreten ist. Lovelace ist das junge Küken, welches in dem Pornostreifen „Deep Throat“ zu sehen ist, seinerzeit eine Revolution, da der Blowjob filmisch festgehalten wurde. Sowas ist Berlinale-Material: Der erste Porno-Blowjob. Amanda Seyfried schlägt sich wacker, immer die Haare vor der Szene, dennoch auch mal nackt zu sehen. Sie trifft auf Gestalten wie Adam Brody, einst ein Schwarm in der Teenie-Serie „O.C. California“, heute der Typ der in„Lovelace“ dem zu frühen Orgasmus erlegen ist, hat er doch in seiner Profession des Profi-Porno-Darstellers noch nie einen Blowjob erhalten. James Franco als Hugh Hefner, noch ohne Falten, ist nur ein kurzer Spaß, aber immerhin ist er vorhanden.

Was bleibt ist ein fremdländischer Beitrag, weder das heimische Deutschland noch die großen USA oder das schwarzhumorige Großbritannien sind für „Something in the Way“ zur Verantwortung zu ziehen, sondern Indonesien. Dementsprechend spielt auch der regelmäßige Besuch der Moschee eine Rolle für Protagonist Ahmad, wo er über Reinheit, Moral und den Koran belehrt wird. Das kommt dem pornosüchtigen Taxifahrer natürlich immer wieder in die Quere. Trotzdem hält er durch, bleibt so standhaft wie er es eben bleiben kann. Auch hier ist der Humor zu spüren, wenn es im Taxi fleißig zur Sache geht bis eine Kundin an der Tür auftaucht, wenn unter dem Sofa die Pornohefte hervor gefegt werden und vor allem wenn dann auf einmal eine Prostituierte in sein Leben tritt, die sich für den Sex-Nerd interessiert, ihm den wahrscheinlich ersten richtigen Sex seines Lebens beschert. Dann nimmt dieser Film allerdings eine andere Richtung als „Don Jon’s Addiction“ oder„Lovelace“: Der Taxifahrer spielt sich zum Helden auf, möchte nicht nur sein, sondern auch das Leben der Prostituierten ändern. Sich selbst mit dieser Frau verheiraten, sie aus den Händen ihres Freiers holen. Dass das oftmals ein blutiges Unterfangen ist, beweist die allgemeingültige Vorstellungskraft über widerspenstige Freier, die ihre Mädchen nicht einfach so hergeben wollen.

Und damit noch nicht genug. Auch mit „The Look of Love“ wird die Berlinale noch die Porno-Industrie zelebrieren. Dann mit Steve Coogan in der Rolle des Paul Raymond, der mit den Worten „Sex sells“ zu einem der reichsten Männern Großbritanniens wurde. Vom Nachtclubbetreiber zum Haus- und gar Straßenzugbesitzer im Londoner Bezirk Soho. Es folgen Erotikmagazine und ausverkaufte Bühnenshows. Der Film von Regisseur Michael Winterbottom wird am Sonntag (10. Februar) seine Premiere auf der diesjährigen Berlinale feiern.


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