Berlinale 2013 / Tag 2

Erstellt am 9. Februar 2013 von Denis Sasse @filmtogo

Der Zugang zum Pressecenter im Berlinale Palast

Tag Zwei. Mögen die Spiele beginnen. Nun ist der Zeitpunkt gekommen sich ins Getümmel zu stürzen, sich von der Hektik treiben zu lassen. Man hechtet von Spielstätte zu Spielstätte, die sich zahlreich über die Stadt verteilt wiederfinden lassen. Im Hinterkopf ist der Gedanke verankert, dass – ähnlich dem Theater – nach Vorstellungsbeginn der Einlass verwehrt bleibt. Da kann man als Besucher noch so sehr quengeln, auch das Wedeln mit x-beliebigen Presseausweisen nützt da nichts, sind die Türen einmal zugefallen, kann man sich allenfalls für einen Gang zur Toilette aus dem Saal heraus stehlen, dem Einlasser einen freundlichen Blick zu werfen, in bester Hoffnung dieser wird einen später wiedererkennen und nicht glauben, man möchte sich als Zu-spät-Kommer in den laufenden Film mogeln. Sollte man dann doch einmal vor verschlossenen Türen stehen, bleibt nur der Weg ins Internet. Dann gilt es möglichst schnell eine andere Vorstellung zu finden, zu der man es jetzt vielleicht noch rechtzeitig schaffen könnte.

Dabei stapft man immer schnellen Schrittes durch die Stadt, bahnt sich seinen Weg wie durch eine Ameisenkolonie. Damit ist die Berlinale vielleicht am ehesten zu vergleichen, wie die Journalisten gleich arbeitssamen Drohnen – die oftmals am Abend zuvor ordentlich Party gemacht haben – durch die Straßen flanieren. Das Verb trifft es ganz gut, denn mit ruhiger Gelassenheit scheint es viele gar nicht zu kümmern, ob sie nun pünktlich oder nicht vor der Leinwand sitzen. Oder aber es erklärt sich dadurch, dass viele dieser Menschen, diese Aussage beruht auf zahlreichen Beobachtungen, bereits frühzeitig aus den Filmen stehlen. Ist die erste Stunde des Films vorüber, beginnt die Völkerwanderung. Sei es um den nächsten Film in journalistischer Gemütlichkeit zu erreichen oder aber um einen Film mehr in den dicht gedrängten Film-Stundenplan aufnehmen zu können. Man selbst kommt sich dann etwas altbacken vor, gehört es nicht zum Film hinzu, vor allem wenn man über diesen Film etwas schreiben möchte, ihn in seiner Gänze gesehen zu haben? Oder muss man hier die Worte sagen: Willkommen im Profi-Journalismus.

Der Blick in den Presseraum. Hier warten alle auf die Stars

Ähnlich hektisch wie der Gang – oder Lauf – von Kino zu Kino, gestaltet sich der morgendliche Besuch am Presseschalter. Hier, wo die Karten für öffentliche Veranstaltungen an die Journalisten heraus gegeben werden, tummeln sich morgens die Allerfleißigsten. Zumeist gelingt es den Berlinale-Mitarbeitern auch recht schnell, lange Schlangen zu kürzen und jedem Wunsch gerecht zu werden. Bei einer Besucherzahl von mehreren Tausend Journalisten ist es dennoch nicht unbedingt förderlich, den Presseschalter um halb neun zu eröffnen, während die erste Vorstellung – zugegeben nur wenige Meter entfernt – bereits um neun Uhr beginnt. Das hat zur Folge, dass sich auch hier die sogenannten Camper finderfinden, die es gar nicht abwarten können morgens ihr Kontigent an Pressekram abzuholen um sich noch einen gemütlichen Platz im Kino zu sichern. Denn erneut gilt: Wer es nicht bis neun Uhr schafft – und sei der Presseschalter schuld – bleibt draußen.

Während des Films herrscht dann endlich einmal Ruhe, sieht man einmal von den iPhones, Tabloids und sonstigen Geräten ab, die ihren hellen Schein gebündelt der Leinwand entgegen setzen. Das ist nur eine weitere Lichtquelle, immerhin kein knuspern, knabbern oder…regelmäßige Schnarch-Geräusche gehören dann aber doch wieder dazu. Das sind einfach die Nachwirkungen der letztnächtlichen Party. Beim Film selbst muss man sich eigentlich erst dann Sorgen machen, wenn das Kinopersonal und die liebe Technik versagen. Aber das wird ja wohl nicht bei der Berlinale geschehen?! Im Zeitalter der Digitalisierung, bei der auch die Berlinale auf Schlüssel, Codes und konkrete Zeiten Acht geben muss, in der die Filme gespielt werden können – so erzählt von Festivaldirektor Dieter Kosslick – bleiben Fehler dann aber leider auch nicht aus. Die sind meistens klein: Die wartende Meute wird zu spät eingelassen (Personalfehler) oder der Film will nicht starten, verzögert sich um zehn bis 15 Minuten (Technikfehler). Aber so klein diese Pannen auch nur sind, schlagen sie doch große Wellen. Denn ein Zeitplan besteht bekanntlich aus mehreren Terminen, so bedeutet die Verzögerung von zehn Minuten, dass entweder der Gang zum nächsten Film ordentlich beschleunigt werden muss oder aber man am Ende doch noch vor einer verschlossenen Tür stehen wird.

Volles Haus im Friedrichstadt-Palast bei einer Vorführung von “The Grandmaster”