Berlin: … wie es hier vor 20 Jahren ausgesehen hat

„Prenzlauer Berg, Prenzlauer Berg –  das weiß doch heute keiner mehr wie das hier noch vor 20 Jahren ausgesehen hat“ (Reinald Grebe, Prenzlauer Berg)

Die aktuelle Ausgabe der GEO schweift nicht in ferne Länder sondern beschäftigt sich mit den hiesigen Veränderungen in den 20 Jahren seit dem Beitritt. Eine beeindruckende Fotoreportage zeigt am Beispiel der Hufenlandstraße in Berlin Prenzlauer Berg, wie sehr sich Sanierung und Bevölkerungsaustausch ins Bild des Stadtteils eingegraben haben: Eine deutsche Straße im Wandel. Kurzzusammenfassung:

Ausgetauscht: Fassaden, Geschäfte, Anwohner. Geschichte, Heimat, Gedächtnis.

Der Fotograph Harf Zimmermann lebte in den 1980er Jahren selbst in der Straße und ist nach über zwanzig Jahren zurückgekehrt um Bilder von den Orten seiner damaligen Fotos aufzunehmen. Die Hufelandstraße galt im Gegensatz zu anderen Teilen Prenzlauer Bergs als eher bürgerliche Straße mit vielen kleinen privaten Geschäften. Kontinuitäten zur neuen Bürgerlichkeit im Bezirk sind dennoch kaum vorhanden.

Im Text von Andreas Wenderoth heißt es:

„Das war nicht Proleten-, sondern Vorderhaus-Prenzlauer Berg“, sagt Zimmermann. Er wollte mit seinen Bildern die Schönheit des Quartiers bewahren, weil er annahm, dass sie sich bald verflüchtigen würde.23 Jahre später sucht er nun nach den Menschen, die er damals fotografiert hat, weil er sie jetzt in derselben Umgebung noch einmal vor die Kamera stellen möchte. Er klopft an Türen, klingelt, fragt. Sucht nach Spuren des Alten, aber findet fast nur Neues. Ungläubig betrachtet er jenen Ort, der ihm entglitten ist, in den Jahren, da er ihn nicht mehr betrat. Es ist ja nicht so, dass hier Gebäude zerstört worden wären, im Gegenteil, mit viel Geld wurde herausgeputzt und verschönt, und dennoch scheint es, als hätte eine große Welle alles weggespült, was einmal die Substanz der Straße war.

Die Aufwertung von Stadtvierteln hat nicht nur eine bauliche, ökonomische und soziale Komponente, sondern geht in der Regel auch mit dem Verlust raumbezogener Erinnerungen einher. Nicht nur gestrichene Fassaden und neue Geschäfte, sondern auch die scheinbar selbstverständlichen Aneignungsstrategien der Zuziehenden konstituieren einen neuen Raum, der nur noch selten Anschluss an die Erinnerung herstellen kann. Kulturelle EntfremdungsEntortungseffekte  in Gentrification-Kontexten setzen die üblichen raum-zeitlichen Dimensionen der sozialen Umweltbeziehungen außer Kraft. Wird ‘Stadt’ von neu Zuziehenden definiert, verändert und hervorgebracht, sind  lange Zeiten der Anwesenheit sind dann keine Ressource des Wissens, des Einschätzen Könnens oder des mit dem Ort Vertrautseins mehr.  Gentrification in dieser Perspektive ist nicht nur Verdrängung sondern auch biografische Entwertung und Verlust von Erinnerungen.

Die Bilderserie umfasst sowohl Außenansichten, Geschäftsfassaden als auch die Innenbereiche von Wohnungen. Ein paar Beispiele (Die Bilder gibt es leider nur in der GEO)

Hufelandstraße Nr. 5
Aus „Laufmaschenreparatur Krause“, wo 1987 die Reparatur eines Damenstrumpfes 50 Pfennig kostete, ist „Ballettladen Baron“ geworden, die Straße jetzt Inbegriff für Elternstolz und wohlsituiertes Familienglück

Hufelandstraße Nr. 12
Erstaunlich viele „privatwirtschaftliche Kleinstunternehmen “ hatten hier die Enteignungen zu DDR-Zeiten überlebt, darunter Lotto-Toto Krause.
Wo Lotto drin war, steht nun „Schneewitte“ drauf („Schöne Sachen aus zweiter Hand“). Fassaden, Geschäfte, Anwohner sind gegen höherpreisige ausgetauscht: die Hufelandstraße, ein Paradebeispiel für „Gentrifizierung“

Hufelandstraße Nr. 6
Aus dem Partyraum wurde ein Schlafzimmer mit Computerzugang: Familie Hofman 1986 an der Hausbar (auf dem Bild zu sehen sind zwei rüstige alte Damen, der Vater der Familie und ein Sohn). Die neuen Bewohner (ein Paar) treffen sich an gleicher Stelle vor dem Apple-Rechner



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