So muss einfach ein Triathlon laufen. Ich konnte in allen drei Sportarten meine aktuell mögliche Leistung abrufen. Ich hatte von Anfang bis Ende meinen Spaß. Die Wechsel liefen einfach reibungslos. Meine Muskeln spielten mit. Die Verpflegungsstrategie ging auf und eine neue Bestzeit ist ebenfalls herausgesprungen. Das Schwimmen lief gefühlt super. Die Radstrecke fetzte dieses Mal mit dem Windschattenfahren extrem. Das Laufen war meine Disziplin. Klar.
Das war die Zusammenfassung für alle, die sofort alles wissen möchten. Wer Lust hat, kann nun wie immer die Kleinigkeiten erfahren, die glücklich machten, die mich verwirrten, die mich zum Lachen brachten, die mich weitermachen ließen und die dafür sorgten, dass ich den nächsten Triathlonstart nicht mehr abwarten kann.
Am Tag vor dem Start holte ich fast gehetzt meine Startunterlagen ab. Gleiches Spiel wie im letztes Jahr. Bei mehr als 30° wollte ich mich einfach nicht lange vor Ort aufhalten, obwohl der Tretpower Park schon für einen schönen Spaziergang an der Spree einlädt. Nachdem für mich persönlich wenig erfreulichen Ende des Triathlons im vergangenen Jahr, wollte ich einfach nur ausgeruht, entspannt und vor allem gut versorgt mit vielen Getränken und Mineralstoffen den Tag ausklingen lassen. Ein kurzer Stopp bei den Ausstellern vor Ort war noch kurz drin, bevor ich den Heimweg antrat.
Nicht wie sonst üblich kam der Morgen eines Triathlonwettkampfes viel zu früh. Der Wecker holte mich erst gegen acht Uhr aus dem Bett und ich konnte mich eigentlich recht gemütlich auf den Weg zum Veranstaltungsort machen. Die Sachen hatte ich natürlich bereits am Vortag zurecht gelegt. Die langsam aufkommende Nervosität sorgt meist für einen Hauch Verwirrung. Deshalb heißt es entsprechend vorsorgen.
Beim Check-In lief alles reibungslos. Helm auf, Startnummern überall dort verteilt, wo sie hingehören und schon stand ich in der Wechselzone. Die liebe Chrissie von den Flitzpiepen nahm mir direkt meine Tasche ab. Service nenne ich das. So konnte ich in aller Ruhe ankommen, während andere eincheckten. Es war wieder eine bunte Mischung von Startern. Von Anfängern mit Damenrädern bis hin zu Profi-Equipment war alles dabei.
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Die Verzögerung der Starts konnte einfach nicht aufgeholt werden. Es blieb bei gut einer halben Stunde. Ich lief mich etwas warm und brachte meinen Kreislauf auf Vordermann. Ich traf auf alte Bekannte und freute mich sehr darüber. Es gäbe so viel zu bequatschen, aber die Zeit drängte dann doch. Zum Glück hatte es sich über Nacht deutlich abgekühlt. So konnten wir uns über einen angenehmen Tag freuen. Also rein in den Neo und los zur Wettkampfbesprechung. Ich nahm dieses Jahr das dritte Mal an diesem Triathlon teil. Fun Fact kurz hier mit eingeworfen – es war auch erst meine dritte olympische Distanz. Diese Veranstaltung scheint sich auch international herumgesprochen zu haben. Denn die Einweisung gab es nun ebenfalls in Englisch. Ich hörte in der Tat sehr viele unterschiedliche Sprachen um mich herum, während ich meine Badekappe und Schwimmbrille zurechtrückte.
Eine weitere Neuerung war dann auch, dass die Damen eine eigene Startwelle bekamen. Dafür ein großes Lob und Dankeschön an die Organisatoren. Das hatte zwei Vorteile. Alles ging in diesem recht kleinen Feld etwas behutsamer zur Sache, wenngleich wir Frauen uns auch nichts schenkten. Die erste Welle der Männer war wenige Minuten vor uns gestartet. Bei zwei Runden um die ‘Insel der Jugend’ konnte man mit etwas Glück vielleicht sogar einige einholen. Dem war auch so und entsprechend motiviert blieb ich bei der Sache. Was mich letztlich aber auch nicht schneller machte. Gefühlt war ich rasant unterwegs. Noch schneller als auf Mallorca war meine Schätzung. Tatsächlich war ich aber über eine halbe Minute langsamer als bei den beiden letzten Starts. Echt jetzt?! Das war der Gedanke, als ich nach dem Wettkampf auf meine Statistiken schaute. Konnte nicht sein. Bei den beiden anderen Starts war ich nämlich fast auf die Sekunde genau gleich schnell unterwegs oder gleich langsam. -und jetzt noch langsamer? Na die Welt geht davon nicht unter, aber das Gefühl enorm schnell geschwommen zu sein, hat mich echt motiviert. Obwohl ich nicht so recht wusste, was von diesem Tag zu erwarten war. Mein Wunsch war definitiv krampflos und unter 2 Stunden und 35 Minuten für die gesamte olympische Distanz zu bleiben. Das wäre dann drei Minuten schneller als bei meiner ersten Teilnahme. Vom vergangenen Jahr spreche ich erst gar nicht. Ob mich meine Beine ebenso schnell über die Radstrecke wie letztes Jahr bringen würden, wusste ich nicht. Ich hatte das Gefühl, als wäre der Velothon doch etwas zu viel gewesen. Oder besser gesagt, die Regenerationszeit von einer Woche zu wenig.
Alle bekannten Gesichter wünschten sich viel Glück und die ersten Männer und Frauen gingen gemeinsam ins Wasser. Ich krabbelte gerade die Treppe in die Spree, als der Startschuss für die Herren fiel. Der Grund des Flusses ist immer so gar nicht meins. So wie auch das Wasser. Also schwamm ich direkt los. Das Wässern des Neoprenanzuges musste einfach irgendwie während des Schwimmens funktionieren. Aber das Wasser war so lau, dass ich vergleichsweise wenig Zeit für die Gewöhnung brauchte. In Treptow wird direkt im Wasser gestartet. Ich weiß nicht, was mir lieber ist. So ein fliegender Start und das Gezappel im Wasser die Minuten vorher. Oder ein Strandstart mit der Rennerei am Anfang. Um mich herum kichernde Stimme, Hände und Füße. Wir machten uns an der imaginären Startlinie ordentlich breit, damit sich niemand in die Quere kam. Auf der Brücke, die vom Land zur ‘Insel der Jugend’ führt, drängten sich derweil die Zuschauer. Ich hörte vom Boots an dem wir teilweise dran hingen, dass es weniger als eine Minute zum Start sei. Die Männer waren längst weit weg. Schon schallte die Hupe, die den Start verkündete über das Wasser. Kurzer Tumult, weil wir alle erst einmal Schwung holen mussten und dafür jegliche Kraft in Armen und Beinen mobilisieren. Die Zuschauer jubeln, aber inmitten des Geplätschers höre ich sie nur weit entfernt.
Ich schwimme eine ganze Weile mit anderen mit und versuche meine Position zu halten. Mir kommen meine Arme elendig schwer vor und es dauert fast die komplette erste Runde, bis es besser wird. Irgendwie dann mal der Blick nach vorn, wo denn nun endlich die erste Boje bleibt. Als dieses gelbe Teil dann ganz weit entfernt zu sehen ist, kann ich es kaum glauben. Meine Lust das ganze jetzt auch noch zwei Mal zu machen war schlagartig gesunken. Da wo ich sonst so gern Tretboot fahren, versuchte ich nun wirklich zügig zu schwimmen. Meinen Rhythmus fand ich schneller als meine Kraft und es lief dann wirklich gut. Aber diese Langeweile. Nicht einmal an der ersten Boje angekommen, glitt ich so durch das Wasser und denke nur immer wieder: laaaaangweilig, langweilig, laaaaangweilig.
Also versteht mich nicht falsch. Beim Schwimmen habe ich wirklich viel zu tun. Aber mein Kopf ist da immer so frei und klar. Ich denke darüber nach, was ich denken soll. Im Wasser ist es immer so ruhig und wenn man einigermaßen komfortabel schwimmen kann, ist das echt – na ihr wisst schon – laaaaangweilig. Dem sollte aber Abhilfe geschaffen werden. Auf der anderen Seite der Insel jubelten ein paar Zuschauer. Nett, dass sie sich den Weg gemacht haben. Aber dann! Irgendwie so ein Donnern machte sich breit. Als ich nach links atmete, sah ich schräg hinter mir oben etwas herumfliegen. Ich schaute kurz richtig hoch. Da kam doch tatsächlich ein Wasserflugzeug. Das Wasserflugzeug, das die vergangenen Jahre so wie an diesem Morgen auch immer weg war. Das wollte ja wohl kaum jetzt genau neben uns landen! Kann nicht sein. Fliegt sicher drüber. Aber nein, tatsächlich. Fehlt ja nur noch, dass Indy aussteigt! Es rauschte an uns vorbei, machte einige Wellen – jetzt weiß ich auch, woher meine Schwimmzeit kam – bog dann rechts ein und blieb stehen.
Als die Aufregung über dieses Wasserflugzeug gewichen war, fragte ich mich immer wieder, ob ich wohl mal auf die Uhr schauen sollte. Wegen der Langeweile. Aber verkniff es mir. Als die erste Runde dann aber fast vorbei war, konnte ich nicht mehr an mir halten. Knapp 16 Minuten. Das passte irgendwie und ab da durfte ich auch hin und wieder die letzten Männer der ersten Welle überholen. Das motivierte. Das gab mir eine Aufgabe. Ich gab richtig Kraft in die Arme und sagte mir immer wieder, dass ich sie sowieso nicht mehr brauche. Dass ich mich anschließend sonst wieder nur ärgere, dass ich nicht mehr gegeben habe. Dass mit diesen Spagettidingern doch noch etwas zu holen gewesen wäre. Ich glitt super durch das Wasser. Ich fühlte mich gut, auch wenn es immer wärmer in diesem Neo wurde. Die Sonne bahnte sich ihren Weg durch die Wolkendecke und das flache Wasser um die Insel war nur auf der Rückseite erfrischend, wo immer mal wieder ein Boot, ein Schiff oder eben ein Wasserflugzeug für Verwirbelungen sorgt.
Die letzte Boje ist wie die anderen auch super einfach umschwommen. Das Feld war komplett auseinandergerissen und nur selten war neben mir jemand. Das erschwerte zuweilen ein wenig die Orientierung. Ich musste recht oft hoch und nach vorn schauen. So hatte ich aber eigentlich äußerst selten Kontakt zu fremden Füßen und Armen. Das sorgte aber vielleicht auch dafür, dass ich etwas langsamer war. Wenn man von der Indy-Aktion mal absieht.
Ich ließ die Insel an meiner rechten Seite zurück und steuerte direkt auf die kleine Treppe zum Ausstieg zu. Ich kletterte aus der Schwimmbewegung diese Wand hinauf und rutschte entsprechend hin und her. Die Helfer griffen meine Handgelenke und da hing ich nun. Meine Beine hatten keinen Willen mitzuhelfen. Die Helfer schrien, dass sie mich hatten, machten aber einen Schritt nach vorn. Ich kam mir vor wie ein Wal, der abgeschleppt werden soll. Hoffentlich fallen wir nicht zu dritt zurück ins Wasser! Irgendwann stand ich dann tatsächlich auf festem Boden und rannte los. Brille hoch. Reißverschluss runter. Oberkörper befreien. Zeitmesschip nach 33:37min gegen die Box geschlagen. Erste Disziplin von dreien, erfolgreich geschafft!
Wie ich durch die Wechselzone raste, wen ich beim Aufsteigen auf das Rad traf und wieso die zweite Disziplin eher ein Radrennen als ein weiterer Abschnitt des Triathlons war, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Ihr wollt jetzt schon mehr lesen? Dann schaut doch bei meinen ‘Schönsten Geschichten‘ vorbei.
P.S. Treuer und an diesem Tag auch warmer Begleiter war mein 2XU Neoprenanzug. Die sich abdunkelnde Zoogs Predator Flex war wieder einmal die richtige Wahl, um auch im Gewühl den Überblick zu behalten. Die Zeit gab der Forerunner 920xt vor. Vor während und nach dem Triathlon begleiteten mich meine New Balance Fresh Foam und Skins Outfits.
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..‘Din’ ist Gründerin von Eiswuerfel Im Schuh
Als Triathletin & Autorin von Eiswuerfel Im Schuh bin ich zusammen mit meinem Sportfotografen immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung und neuen Bildmotiven. Als Julimädchen liebe ich die Sonne, das Meer und den Sand zwischen den Zehen, genieße aber auch die Ruhe auf meiner Yogamatte oder auf einem Surfbrett. Ich freue mich, mit dir auf Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram und Google+ in Kontakt zu bleiben.