Berlin steht für lieben und leben ohne Bevormundung

buendnis_sexuelle_selbstbestimmung-604x270Pressemitteilung vom 21.09.2013

Eine deut­li­che Absage an Fundamentalismus und Diskriminierung ist über­fäl­lig: Bündnis für sexu­elle Selbstbestimmung for­dert zeit­ge­mäße Geschlechter- und Familienpolitik.

„Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Wir wen­den uns des­halb gegen alle Versuche, den ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten und selbst­be­stimm­ten Umgang von Mädchen und Frauen mit unge­woll­ten Schwangerschaften durch die Wiedereinführung eines staat­li­chen Gebärzwangs zu ver­bie­ten.“

Das sagte Sybill Schulz vom Bündnis für sexu­elle Selbstbestimmung am Samstagvormittag zur Kundgebung des Bündnisses in Berlin, die um 13 Uhr auf dem Platz des 18. März am Brandenburger Tor beginnt. Die Kundgebung rich­tet sich gegen die zuneh­mende öffent­li­che Stimmungsmache und poli­ti­sche Einflussnahme von fun­da­men­ta­lis­ti­schen und radi­ka­len Bewegungen, die unter dem Deckmantel des Begriffs Lebensschutz unter ande­rem eine Verschärfung gesetz­li­cher Verbote zum Recht auf Familienplanung for­dern.

Sybill Schulz: „Diese Bestrebungen zur Bevormundung von Schwangeren gehen Hand in Hand mit der Diskriminierung von homo­se­xu­el­len Menschen und Paaren, die nicht den christlich-konservativen Idealen ent­spre­chen – Diffamierungen, Einschüchterungen, Bedrohungen und sogar gewalt­tä­tige Angriffe unter Berufung auf sol­che Idealvorstellungen erle­ben wir nicht nur in Deutschland, son­dern in ganz Europa.“

Die Garantie des Rechts auf Selbstbestimmung und soziale Unterstützung bei zen­tra­len Lebensentscheidungen, nicht nur bei der Familienplanung oder Partnerwahl, muss unver­han­del­bar blei­ben – das ganze Leben lang und für alle Menschen, unab­hän­gig von ihrer Herkunft, sexu­el­len Orientierung oder sozia­len, öko­no­mi­schen und gesund­heit­li­chen Situation.

„Eine deut­li­che Absage an jeden radi­ka­len und reak­tio­nä­ren Fundamentalismus ist des­halb über­fäl­lig“, so Sybill Schulz. „Wir ver­lan­gen eine zeit­ge­mäße Geschlechter- und Familienpolitik und eine auf­ge­klärte Pädagogik an unse­ren Schulen. In Berlin darf kei­nen Platz sein für reli­giö­sen Paternalismus, Homophobie und Diskriminierung.“

Bündnis für sexu­elle Selbstbestimmung

Stellungnahmen: Wir unter­stüt­zen das Bündnis für sexu­elle Selbstbestimmung, weil…

Dr. Ina Czyborra, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin: „Es ist uner­träg­lich, wenn gegen Praxen, die Abbrüche durch­füh­ren, Kampagnen gefah­ren wer­den. Es ist uner­träg­lich, wenn Frauen ster­ben sol­len weil ihnen wie in Irland der lebens­ret­tende Eingriff ver­wei­gert wird. Das zeugt von einer Missachtung von Frauen und ihrem Lebens- und Selbstbestimmungsrecht, die sich weit über die Frage eines Schwangerschaftsabbruchs hin­aus aus­wirkt.“

Evrim Sommer, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin: „Ich kämpfe für das Recht auf selbst­be­stimmte Mutterschaft, für die Verfügung über den eige­nen Körper, für eine angst­freie Sexualität. Die sexu­elle Selbstbestimmung ist Menschenrecht, denn mein Körper gehört mir.“

Martin Beck, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin: „Die freie Entscheidung über ein Leben mit oder ohne Kinder sowie die Möglichkeit eines siche­ren, straf­freien Schwangerschaftsabbruchs müs­sen gewähr­leis­tet sein, damit Frauen und Mädchen in unse­rer Gesellschaft selbst­be­stimmt leben kön­nen.“

Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg: „… Menschen bei ihrer Lebens- und Familienplanung nicht ent­mün­digt wer­den dür­fen. Beim soge­nann­ten ‚Marsch für das Leben‘ haben sich jedoch Personen zusam­men getan, die das anders sehen. Sie instru­men­ta­li­sie­ren Religion und ver­su­chen Menschen zu ver­un­si­chern. Dem stel­len wir uns ent­ge­gen.“

Dr. Eva Högl, Mitglied des Deutschen Bundestages: „Mein Bauch gehört mir. Dieser Satz, der vor 20 Jahren die Novellierung des §218 beglei­tete, ist aktu­el­ler denn je. Es muss gewähr­leis­tet wer­den, dass Frauen ohne Schikanen und ohne Ausüben von Druck durch reli­giöse FundamentalistInnen ihr Selbstbestimmungsrecht wahr­neh­men kön­nen.“

Ingrid Remmers, Mitglied des Deutschen Bundestages: „Dass ich als Frau über mei­nen Körper selbst bestim­men kann, ist für mich so selbst­ver­ständ­lich, dass es mich ärgert, wenn man dar­über heute noch dis­ku­tie­ren muss. Gerade in einer Gesellschaft, in der die Kindererziehung immer noch in ers­ter Linie von Müttern geleis­tet wird, darf man die Frauen in Bezug auf ihre Schwangerschaft nicht bevor­mun­den.“

Monika Lazar, Mitglied des Deutschen Bundestages: „…Selbstbestimmung auch den eige­nen Körper umfasst. Frauen müs­sen über ihre Schwangerschaften frei und ohne Kriminalisierung ent­schei­den kön­nen. Das Recht auf Information und frei­wil­lige Beratung muss allen offen­ste­hen.“

Dagmar Ziegler, Mitglied des Deutschen Bundestages: „…es wich­tig ist, Gesicht zu zei­gen für die sexu­elle Selbstbestimmung von Frauen und Männern. Jeder Mensch muss das Recht haben frei und eigen­stän­dig über Familienplanung, Verhütungsmittel und Schwangerschaften zu ent­schei­den. Den fun­da­men­ta­lis­ti­schen und reak­tio­nä­ren Gegnerinnen und Gegnern von Frauen- und Menschenrechten sagen wir ent­schlos­sen den Kampf an.“

Memet Kilic, Mitglied des Deutschen Bundestages: „…wir eine moderne und auf­ge­schlos­sene Gesellschaft sind, in der ver­staubte Moralvorstellungen nichts zu suchen haben. Mädchen und Frauen haben ein Anrecht auf Beratung und Unterstützung, gleich wie sie sich bei ihrer Familienplanung ent­schei­den. Hilfreich wäre, wenn das Angebot an fremd­spra­chi­gen Beratungsmöglichkeiten wei­ter aus­ge­baut würde.“

Viele wei­tere Stellungnahmen zum Bündnis auf www.sexuelle-selbstbestimmung.de

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