Warum?! Das wurde ich vorher wie nachher unheimlich oft gefragt. Die einfache Antwort – ich wollte das schon immer machen und Zeit und Gelegenheit waren günstig. Warum also nicht bei dem Marathon mithelfen, der quasi vor der Haustür stattfindet und anderen Läufern vielleicht eine Freunde machen. Schließlich kenne ich es zur Genüge, wie froh man ist, wenn man erschöpft Wasser gereicht bekommt; wenn einem der Weg gezeigt wird; wenn man seine wohlverdiente Medaille erhält… Das Marathonwochenende sah für mich keinen Wettkampf vor und ich wollte nach dem Erlebnis im vergangenen Jahr sowieso als Zuschauer wieder dabei sein. Also ganz früh raus aus den Federn, beim Start mithelfen und dann noch etwas Marathonluft schnuppern?
Jeder kann sich beim SCC für Berliner Laufveranstaltungen als Helfer anmelden. Beim Volunteer Club sucht man sich zunächst einen Lauf aus, bei dem man eingesetzt werden möchte. Dann kann man zusätzlich den Bereich eines Laufs festlegen – die Möglichkeiten sind groß. Vom Start- und Zielbereich über Verpflegungspunkte, Streckenposten bis hin zur Dopingkontrolle, Kleiderablage, Fahrdienst und noch so unglaublich viel mehr! Das ist natürlich abhängig vom jeweiligen Lauf, seine Größe und den Austragungsort an. So kommt es auch zu einer ganz bunten Mischung an Helfern – manche reisen extra für den Berlin Marathon an, andere sind Austauschstudenten, die Wettkampfluft schnuppern möchten, wieder andere sind jedes Jahr dabei, mit viel Freude an der Sache. Das meiste der Organisation fand bereits im Vorfeld mit diversen Helferschreiben über Email statt – da blieb keine Frage offen. Danke dafür! Gut gerüstet konnte es dann auch losgehen. Ich habe mich für den Startbereich entschieden, ich wollte gleich morgens dabei sein und miterleben, wie rund 40.000 Läufer auf die Strecke gehen. Ich hatte aber keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Als morgens um kurz vor fünf der Wecker klingelte, fühlte ich mich fast so, also würde ich selbst laufen müssen. Schon zu so früher Stunde sah ich andere Helfer, die sich ebenfalls auf den gleichen Weg machten. Als ich mit dem Rad kurz nach sechs am Brandenburger Tag ankam, wirbelten schon unzählige Freiwillige umher – Absperrgitter aufstellen, Plakate anbringen… Ich irrte durch den finsteren Tiergarten und kam irgendwann am Helferzelt meines Bereichs an. Kurzes Anstehen, Schlüsselbändchen mit passendem Übersichtsplan, Windjacke, Müllbeutel und Gummihandschuh entgegennehmen. Dann eine motivierende Einführung in das Thema ‘Starthelferaufgaben’ gefolgt von der Gruppenaufteilung. Anschließend ging es samt Absperrband zum Startblock C. Ha! Quasi direkt an den Fersen der Profis, von denen wir natürlich nichts sahen. An jedem Eingang stehen zwei Mädels, die die harte Aufgabe hatten, Läufern zu erklären, was es mit dem Startblock auf ihrer Startnummer und dem Startblock, in dem sie starten dürften, auf sich hatte. Ja, es ist ärgerlich, wenn man falsch eingeteilt ist, aber es ist wie es ist. Dieses Mal sah ich alles aus einer anderen Perspektive und die beiden an unserem Startblock gaben alles und waren standhaft. Schickten jeden Läufer freundlich aber bestimmt zum richtigen Bereich. Super gemacht! Ich war mit zwölf anderen Helfern genau zwischen den Bereichen C und D positioniert. Wir sollten beide Blöcke voneinander getrennt halten – wir tänzelten in der Kälte knapp zwei Stunden herum bis sich die Rollstuhlfahrer und Handbiker warmfuhren. Als plötzlich die Startmusik abgespielt wurde (übrigens auch die Musik, die beim Einlaufen der Chicago Bulls kurz vor jedem Spiel erklingt), bin ich direkt mit aufgeregt. Es begann sich zu füllen, schneller als gedacht. Wir machten einige Fotos für Läufer, antworten auf ihre Fragen, zeigten ihnen den Weg zum richtigen Startblock, erklärten die Reihenfolge der Startwellen… Nervosität lag in der Luft, zappelnde Arme und Beine, hier und da lag einer an der Seite und versuchte zu entspannen. Plötzlich entstand ein Druck von vorn und von hinten. Diese Läufer! Diese Verrückten! Jeder möchte los, aber es war noch so viel Zeit. Bereits zwanzig Minuten vor dem Start wird unsere Barriere immer schmaler bis wir letztlich an die Seiten gedrängt werden und uns nur noch den Startschuss wünschen. All die Sachen, die die Teilnehmer trugen und in den Händen hielten, aber zurücklassen würden, flogen über unsere Köpfe Richtung Fußgängerbereich – Pullover, Jacken, Hosen, Plastiktüten, Flaschen, Energieriegel, Bananenschalen… Dann war es soweit, Luftballons stiegen auf, die ersten drei Startblöcke fliegen an uns vorbei. Ich versuche bekannte Gesichter wahrzunehmen, aber vergeblich, mehrere zehntausende Läufer setzten sich nach und nach in Bewegung. Drei Startwellen werden auf ihren Weg geschickt – der entspannteste Block war Block H, die Wohlfühlläufer, die Erststarter, die Lustigen, Asterix und Obelix. Wir warteten, bis sich das Feld lichtete und das Chaos sichtbar wurde. Etwa zwölf Helfer für jeden Block, sollten Ordnung schaffen und ich versuchte mir ein Bild von etwas zu machen, was ich so noch nie gesehen habe. Klar, wie auch. Entweder man läuft mit oder man begleitet jemanden oder hat es mit anderen Dingen zu tun. Wir begannen, Flaschen und Tüten aufzusammeln und die Kleidung davon zu trennen. Ich füllte mehr als 10 blaue Müllsäcke, sammelte unzählige Shirts und Jacken in einer anderen Ecke… War das, was ich erwartet habe? Ja, denn schon vorher wurde das auch in der Ausschreibung des Bereichs erklärt. Aber was mich überrascht hat, waren diese Massen. Unfassbar, was da alles zusammen kommt. Zum Abschluss gab es ein paar nette Worte vom Gruppenleiter und ein Lunchpaket, das wir nach vier Stunden auch dankend angenommen haben. Nach einer Pause ging es zur weiteren Entspannung und zum Mitjubeln an die Strecke, wo mich das Marathonfieber auch direkt wieder packte.
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