Das Wissenschaftszentrum Berlin war über viele Jahre der Hort der sozialwissenschaftlichen Protest- und Bewegungsforschung in Berlin. Mit dem Abschied von Dieter Rucht endete leider auch die institutionelle Anbindung und insbesondere die auf kontinuierliche Beobachtung von Protestereingnissen ausgerichten Projekte stehen vor einer ungewissen Zukunft. Nun mögen die Einschätzungen vom Sinn und Unsinn einer solchen Erbsenzählerei unterschiedlich ausfallen – dass ausgerechnet in den Jahren der Krisenproteste, eines Wiedererstarkens von städtischen Protestmobilisierungen und einer zunehmenden Digitalisierung gesellschaftlicher Auseinandersetzung die institutionelle Zukunft der Proteste- und Bewegungsforschung ungeklärt ist, klingt wie eine (schlechter) Treppenwitz der Geschichte. Das in Gründung befindliche Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) soll den Fortbestand der Bewegungsforschung in Berlin sichern.
Eine Auftaktkonferenz des Institutes widmete sich neben einigen methdodischen und strategischen Fragen der Bewegungsforschung auch den aktuellen Protesten in der Stadt. Auf einer trotz sengender Hitze und Obama-Besuchs-Verkehrschaos gut besuchten Podiumsdiskussion “Konflikte in der Stadt: Proteste und soziale Bewegungen in Berlin” diskutierten Katharina Brichetti (TU Berlin), Luise Neumann-Cosel (Bürgerenergie Berlin), Margit Mayer (FU Berlin) und ich über die aktuellen Protestbewegungen in Berlin.
Ich wurde zu den aktuellen Bewegungsmomente der wohnungspolitischen Proteste gefragt und habe mich an einer Einschätzung des gegenwärtigen Kräfteverhältnisses von Protesten und der etablierten Politk versucht. Einen Einblick in den Diskussionsverlauf bietet mein Abschlussbeitrag, in dem ich die Auseinandersetzung mit privaten Verwertungsinteressen (statt mit staatlichen Apparaten) und die Hetereogenität der Aktiven als neue Qualität der Protest beschreibe:
Für alle, die Interesse und Zeit für die ganze Diskussion (1:37 h) haben, gibt es hier auch die Langfassung: