Von einigen treuen Lesern bekomme ich hin und wieder Nachfragen bezüglich der geringen Auslastung meines Blogs mit Reiseberichten und dem muss ich leider zustimmen. Aber ich bin nicht mehr in Neuseeland wo ich alle 14 Tage mit 4 freien Tagen ausgestattet mal eine kleine Reise unternehmen konnte und meine Kamera auf Hochtouren laufen ließ. Die Zeiten sind leider vorbei und so muss eben auch ich mich dem Diktat der Arbeitswelt unterwerfen und mit dem geringen Urlaub auskommen, der mir gewährt wird (einschließlich finanzieller Mittel). Aber (und hier gibt es endlich mal ein ABER), zu Ostern ergab sich die wunderbare Gelegenheit, die freien Tage zu nutzen und mich für einen Kurztrip nach Berlin aufzumachen.
Vereist wurde mit Meliana (die per Flieger aus London anreiste) und Katrin, die sich mit mir in das Abenteuer Fernreisebus stürzte. Von Würzburg aus ging es über Suhl/Zella-Mehlis (kleiner Stopp in der Heimat) in einer 6 stündigen Busfahrt einschließlich möglicher Stauumfahrungen problemlos nach Berlin. Da wir in Deutschland noch keines der wie Pilze aus dem Boden spriesenden Busangebote in Anspruch genommen hatten, wussten wir nicht was uns erwarten würde, können aber zumindest den Fernreisebus guten Gewissens weiter empfehlen. Außerdem haben wir in Sachen Busfahrten schon ganz andere Sachen erlebt und sind uns darüber einig, dass kein deutscher Anbieter jemals diese Todesangst und Unbequemlichkeit verursachen kann, die damals in Vietnam unsere Begleiter waren.
Wird unsere Geschichte und die Teilung Deutschlands heute gnadenloser vermarktet als vor ein paar Jahrzehnten, weil man gemerkt hat, dass man ahnungslosen Touristen oder diejenigen die glauben, ein bisschen deutsche Geschichte zu kennen nur ein (wahrscheinlich nicht mal echtes) Stück Berliner Mauer präsentieren muss um sie mit dem Gefühl „etwas gesehen und abfotografiert zu haben“ abzuspeisen? Um sie dann geschickt gleich zum nächsten Souvenirladen zu lenken und ihnen dort angeblich authentische Stücke der Mauer zu verkaufen (übrigens Made in China, wie echt wird das wohl sein?!).
Checkpoint Charlie und der damit verbundene ehemalige Grenzübergang zwischen Ost und West war schon immer sehr beliebt bei den Besuchern. Fürs gemeinsame Foto mit dem Grenzposten zahlt man inzwischen 1 Euro, was die meisten Touristen nicht weiter stören wird, schließlich hat man sich als Ausländer auch an die ungewöhnliche Sitte gewöhnt, für ein deutsches öffentliches Klo eine Gebühr berappen zu müssen. Diejenigen, die sich das Geld lieber für gestellte Fotos oder Souvenirs aufsparen, belagern lieber die Toiletten der ansässigen Fast-Food-Ketten, wo man schon mal geschlagene 10 Minuten für eine freie Toilette anstehen muss. Zugegeben, vielleicht war ich von d
Ein sehr empfehlenswertes, sogar kostenloses, Unterfangen ist eine Führung durch die Glaskuppel des Reichstages. Wer seine Reise weit im Voraus planen kann sollte die Führung mindestens einen Monat im Voraus online buchen und kann sich die Warterei vor Ort sparen. Wir hatten dies leider verpasst und so standen wir geschlagene 2,5 Stunden in der Schlange, um uns für eine Führung durch die Kuppel zu registrieren. Dabei wählt man Datum und Uhrzeit der Führung selbst aus (auch mehrere Tage im Voraus möglich). Die ganze Warterei hätten wir sicher auch in 2 Stunden oder noch weniger absolvieren können, hätte sich die eine der beiden Mitarbeiterinnen nur etwas motivierter an ihre Arbeit gemacht, anstatt minutenlang auf ihren Bildschirm zu starren aber vielleicht sollte ich ihr das nicht verübeln. Wer weiß wie ich mich dabei fühlen würde, müsste ich diesen Job tagein und tagaus erledigen. Egal, die Führung war informativ und dank der ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellten Audio Guides auch sehr individuell und ans eigene Tempo ausgerichtet. Und die Aussicht sicher nicht zu vergleichen mit dem der Siegessäule (meine Lunge bedankte sich sehr für den Aufstieg wie übrigens auch meine Beine) oder des Fernsehturmes (fiel für uns aufgrund der ebenfalls langen Wartezeit aus) aber dennoch sehenswert. Und wenn man bedenkt, dass man für all dies nichts bezahlt (nicht mal fürs Klo!) kann man dies vor allem als Familie gern auf die Aktionsliste setzen, um den Geldbeutel zu schonen. Eine klaustrophobische Veranlagung ist beim Fahren mit dem Aufzug mit knapp 50 anderen Leuten allerdingsweniger hilfreich und könnte zu Komplikationen führen. Es sei denn man hat das Glück eine weniger gut besuchte Führung zu erwischen.
Von der Orangerie ist es nur ein kurzer Spaziergang zum eigentlichen Schloss Sanssouci und wer es jemals schafft, ohne Tricks und fremde Hilfe (abgesperrter Park oder ähnliches) ein Foto ohne andere Leute zu erhaschen verdient den Titel Genie (oder hat ein super timing). Um den Brunnen sieht es nicht besser aus und irgendwann hat man einfach keine Lust mehr auf all die Menschenmassen. Mein letztes Mal in Sanssouci irgendwann in den späten 90er Jahren verlief definitiv ruhiger.
Was gibt es sonst noch über Berlin zu sagen? Das Herumkommen ist einfach und mit einem Tagesticket für 6,70 (Zonen A und B) auch nicht besonders teuer. Sightseeing Busse (die berühmten hopp on- hopp off Busse) gibt es zur Genüge für 20 bis 30 Euro und je nach Anbieter mit zusätzlichen Angeboten. Wir sparten uns allerdings das Geld und folgten einem Tipp aus dem Internet, wonach die Linien 100 und 200 an fast allen Sehenswürdigkeiten vorbeifahren und ein 20 Euro ticket unnötig machen. Um einen Geheimtipp handelt es sich dabei nicht, macht Euch also auf volle Busse gefasst und schnell ist es aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auch nicht immer, aber man sieht was von Berlin. Wenn es schneller gehen soll, steigt man in die U-Bahn um, die schnell von A nach B gelangt. Das System ist einfach und gut ausgeschildert, man kann also nicht verloren gehen. Außer am Potsdamer Platz, da ist die Verbindung von S-Bahn zu U-Bahn recht umständlich und mit langen Laufwegen verbunden. Wenn man es einrichten kann, sollte man das Umsteigen dort vermeiden.
Und ich musste an die Menschen in der Ukraine denken, die momentan im Osten für eine Abgrenzung vom Rest des Landes kämpfen. Wofür stehen diese Leute und ist ihnen wirklich bewusst, was es heißt, ein Land zu teilen, seine Menschen voneinander zu trennen, manchmal Familien auseinanderzureißen? Ein Land zu teilen ist einfach, es später wieder zu einen, ist eine viel schwierigere Aufgabe, an der auch wir Deutschen noch lange zu arbeiten haben.