Das Comeback der Telekommunikation auf der IFA
Ende dieser Woche wird am Freitag die Messe Berlin wieder ihre Tore öffnen zur IFA 2013, die einst als “Internationale Funkausstellung” begann und einst das Mekka der Telekommunikation neben Unterhaltungselektronik aller Art war. Netzbetreiber, Service-Provider und Gerätehersteller gaben sich ihr Stelldichein, neue Tarife und Produkte wurden “zur IFA” präsentiert.
Telefonieren mit dem Fön? Miß IFA 2013
Diese Tradition haben die Deutsche Telekom und Vodafone über all die Jahre beibehalten und jetzt zeigt sich der Erfolg. Wichtige Handyhersteller wie Samsung, Sony, Huawei oder ZTE sind offiziell vor Ort und weitere zeigen sich in einem “Dealers only” Bereich, wo der Fachhandel, für den die IFA eine wichtige Leitmesse ist und bleibt, sich im Fachkreise austauschen kann.
Deutsche Telekom bläst zur IFA zum Aufbruch
Die Deutsche Telekom nimmt dieses Jahr IFA so wichtig, daß sie bereits morgen am Dienstag – lange bevor die offiziellen Türen öffnen – die Fachpresse zu einer quasi ganztägigen Infoveranstaltung zum Thema “Netzausbau” und Deutsche Telekom in Ihre “Berliner Botschaft” einlädt. Noch ist “streng geheim”, was sie dort im Detail präsentieren wird. Man kann aber davon ausgehen, daß die Deutsche Telekom ein deutliches Startsignal zum maximal möglichen Netzausbau in Sachen “Breitband” bekannt geben wird, egal welcher Kanzler oder Kanzlerin am Abend des 22.9. sich den Siegerkranz aufsetzen oder die Amtskette anlegen wird.
Mit “VDSL 100″ kann das gute alte Kupferkabel dank “Vectoring” Technologie jetzt bis zu 100 MB/s erreichen. Altgediente Mitarbeiter der “Deutschen Bundespost” im Ruhestand, die vor Dekaden auf der IFA noch barsch erklärten, daß “ein Kupferkabel maximal 1200 Bit/s kann, vielleicht sind 2400 Bit/s noch möglich, dann ist aber Schluß!” dürften sich die Augen reiben.
Dann natürlich die Funktechnik “LTE” für die Fläche, aber auch hinein in die Städte, weil “kabellos” halt schon praktisch ist. Wenn dabei auch ein Augenmerk auf den Weiterbau der vor 20 Jahren angefangenen Netzabdeckung mit GSM und UMTS gelegt würde (dank Single RAN ist heute durchaus machbar), wäre es für die spätere Erweitung auf LTE (wenn dann mal VoLTE marktreif ist) kein Schaden.
Vodafone hält Stellung
Selbst Vodafone, von Wirtschaftskrise und Kunden-Kritik gebeutelt, hält an der IFA fest. In Halle 18 möchten sie uns zeigen, wie toll die breitbandige Welt sein könnte, wenn… das Netz aufgeräumt und repariert würde, auch wenn das auf den ersten Blick nur Geld kostet und nicht gleich sichtbar wird. Aber im Geheimen zu bauen (oder zu reparieren) und frustrierte Kunden mit ihren Problemen im Netz scheinbar alleine zulassen oder gar mit aberwitzigen Sparaktionen (Hotline nach Ägypten, Netzbetrieb nach Rumänien, Administration und Software nach Indien oder sonstwohin auszulagern und mit verzweifelten Versuchen, die Kosten, sprich Löhne und Gehälter eher zu senken, anstatt leistungsgerecht anzupassen, entsteht viel Frust, der ein Unternehmen nur lähmt. Oder müssen wir noch warten, bis AT&T den ganzen Laden übernimmt? Wird es dann besser?
Wenn die Mega-Fusion von Telefonica-o2 mit KPN/E-Plus kommen sollte (und im Moment sieht es irgendwie danach aus, wenn auch mit irgendwelchen, vermutlich strengen Auflagen), wird sich Vodafone in Deutschland auf der Challenger Position drei wieder finden. Spätestens da sind neue Ideen und Konzepte gefragt. Mit Tarifsenkungsrunden wie sie die Zweitmarke otelo zur IFA andeutet, kann man nichts gewinnen. Man holt sich nur ein Haufen “Schrottkunden” ins Netz, die einem nur die Infrastruktur verstopfen, aber keine nachhaltige Kundenzufriedenheit hinterlassen, eher Frust und räubert sich eigene Bestandskunden. Der ehemalige Vodafone Chef Joussen hatte sich lange gegen Discount gesträubt, er wußte schon, warum.
Nur Tarife senken ist keine Lösung
Qualitätsbewußte Kunden können mit 29, 39 oder sogar 49 Euro im Monat für eine All-Net-Flat mit einem ausreichenden Datenpaket gut leben. Für 19 Euro oder noch weniger Beitrag im Monat gewinnen die Anbieter rein gar nichts, außer einem immer schneller werdenden Kunden-wechseln-den-Anbieter-Karusell, weil diese Kunden sich sagen “Wenn das Netz schon so schlecht ist, dann zählt für mich nur noch der Preis” und die Abwärtsspirale geht immer weiter.
Wie schön wäre es, wenn Vodafone wenigstens einen Teil der 100.000.000.000 (Milliarden) Euro, die sie bald von Verizon USA für ihren ehemaligen dortigen Anteil bekommen werden, in den deutschen (und europäischen) Markt inverstieren könnten? In Netzausbau, in Service-Ausbau. Mit Kundenservice-Mitarbeitern hier vor Ort, die ihre Kunden (vielleicht sogar persönlich) kennen und wissen, wie sie ticken. Mit Shops wo Kundenberatung und Kundenzufriedenheit eine viel größere Rolle spielen, als ein absurdes “Verkaufen-Verkaufen-Verkaufen” Wachstum, was das alles nur schlimmer macht. Zufriedene Kunden kaufen ganz von selbst.
E-Plus und o2 – wann wieder in Berlin?
E-Plus und o2 – noch sind sie getrennt, aber sie könnten schon mal einen Teil der erträumten Synergien in einen vernünftigen Messeauftritt in Berlin stecken, damit sie vor lauter hipper Aktionen mit nebulösen Startup-Projekten die reale Zukunft und ihre realen Kunden aus den Augen verlieren. Zwei lahme Enten werden nicht zum schnellen Adler, das Zusammenlegen der Welten von E-Plus und o2 wird erst einmal viel Kraft und Geld kosten und der Kunde will wissen, was ihm blüht, sonst ist er irgendwann weg.
Gravis @Freenet
Nicht alle haben mitbekommen, daß der langjährige Apple-Exklusiv-Händler “Gravis” jetzt zur Freenet AG (bekannteste Marke “Mobilcom-Debitel“) gehört und dort zum “digitalen Lifestyle Händler” erweitert wird. Ein neuer Store am Ernst-Reuter-Platz ist zugleich der Startschuß für eine erweiterte Kooperation mit Sony, jener Kultmarke der 70iger und 80iger Jahre (“Walkman”) die mit ihrer Experia Serie manchen Kunden zurückgewinnen konnte. Wer mit seinem Handy mehr als telefonieren möchte, wer vernünftig beraten werden möchte und Zubehör fürs Handy daheim, auf dem Fahrrad oder im Auto braucht, hier tut sich eine Marktlücke auf, die eben nicht über den billigsten Preis geschlossen werden kann, sondern über echte und faire Beratung auch nach dem Kauf.
Radio hören? TV schauen?
Auf einer “Funkausstellung” interessiert uns die Frage, ob es weiter Rundfunk über Antenne geben wird oder ob alles – wirklich alles – in IP-Pakete zerlegt übers feste oder mobile Internet transportiert werden soll, was nicht immer und überall sinnvoll ist. Wird sich die Radiotechnologie DAB+ endlich durchsetzen? Wie lange darf UKW-FM noch senden? Welche Sender bleiben on air? Wird die Qualität des Radio-Programms endlich mal wieder ernstgenommen oder hören wir weiter nur den 11456. Dudel-Super-Hit-Sender? Was wird mit Fernseh-Rundfunk? DVB-T ist schneller veraltet, als das PAL-Farbfernsehen zur Einführung brauchte, DVB-T2 könnte mehr, ist aber zum Vorgänger nicht kompatibel und die Frequenzen hätte auch der Mobilfunk gerne…
Berlin verspricht spannend zu werden. Schau mer mal…
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