Es ist der blanke Wahnsinn: Es gibt Untersuchungen und Studien, die beschäftigen sich mit Dingen, auf die man eigentlich nicht kommen kann. Dass sich selbst Fruchtfliegen zuweilen dem Frustsaufen ergeben, gehört da ebenso dazu wie die Erkenntnis, dass Hamster depressiv werden, wenn sie bei Licht schlafen. Und dass Frauen, wenn sie High Heils tragen, schneller zum …, lassen wir das und kommen lieber zu der Studie, die heute das Makler-Unternehmen Homeday veröffentlicht hat. Untersucht worden war, welche Städte besonders familienfreundlich sind. Berlin entpuppt sich in der Tabelle, in der 23 deutsche Städte aufgelistet sind, einmal mehr als Mittelmaß und landet mit 7,32 Punkten auf Platz 10. Man könnte angesichts dessen ja zur Tagesordnung übergehen, wäre da nicht die Rubrik “Bildungssystem”, in der Berlin mit 10,0 Punkten einsam und alleine Platz 1 belegt. Berlin – Bildung – Platz 1? Da muss es sich um das “Schubladenproblem” handeln. Gerd Antes, der Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums am Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, jedenfalls nennt so die gängige Praxis, bei Untersuchungen unliebsame Daten oder Ergebnisse, welche die gewünschte These nicht belegen, zu verschweigen. Und verschwiegen wurde hier wohl, dass Berlin beim bundesweiten Bildungstrend-Vergleichstest regelmäßig in der Schlussgruppe landet. Ursache dafür ist nicht nur, dass die bauliche Schulsubstanz derart sanierungsbedürftig ist, dass 1,64 Milliarden Euro sofort verbaut werden müssten. Der Senat selbst beziffert den Sanierungs- und Neubaubedarf bis 2026 auf 5,5 Milliarden Euro. Doch das ist im Bereich Schulen ja fast schon das geringste Problem. Fallen doch nach Schätzungen von Insidern 10 Prozent des Unterrichts in den Grundschulen aus. „Die Schulleiter werden von der Schulaufsicht unter Druck gesetzt, damit die offizielle Ausfall-Quote nicht über zwei Prozent steigt“, sagt Florian Bublys von der Lehrerinitiative „Bildet Berlin!“. An einer Grundschule in Kreuzberg hätten beispielsweise 41 Prozent aller Stunden vertreten werden müssen, weil viele Lehrer lange krank oder im Mutterschutz gewesen seien. Dennoch habe es die Schulleitung geschafft, so viele Vertretungslehrer einzusetzen, dass offiziell nur etwa zwei Prozent aller Stunden ausgefallen seien. Und es wird noch schlimmer: “Berlin gehen die Lehrer aus. Grund ist eine Pensionierungswelle bei steigenden Schülerzahlen. Als sich selbst mit Werbekampagnen in anderen Bundesländern und Österreich nicht genügend Lehrer anlocken ließen, entschloss sich der Senat zu einer unorthodoxen Rekrutierungsmethode. Der Schuldienst wurde für Akademiker mit egal welcher beruflichen Vorgeschichte geöffnet, sofern sie Fächer studiert haben, in denen Lehrpersonal fehlt”, fasst der Berliner Tagesspiegel die Misere in einem Bericht zusammen. Was soll ich sagen? Vermutlich haben die Verfasser der Homeday-Studie das Berliner Bildungssystem genossen und alle ihre Mathematik-Stunden sind ausgefallen. Anders jedenfalls ist das Ergebnis dieser Studie – jedenfalls im Bereich Bildungssystem – nicht zu erklären.