Berichterstattung

304650_web_R_by_Walter Reich_pixelio.deWas ist Berichterstattung und wie muss Berichterstattung aussehen? Es ist wohl jedem klar, dass Neutralität in der Berichterstattung relativ ist. Man muss sogar ein Stückchen weitergehen, spätestens seitdem ich im Ausland die letzten Tage war, fiel mir auf, dass man davon ausgehen muss, dass die Berichterstattung die Meinung im Land prägt. Aber anders herum ist es auch die Meinung, die die Berichterstattung ausmacht. Witzigerweise ist das alles ein Teufelskreis. Die Menschen kriegen das zu sehen, was sie interessiert oder was sie hören wollen, was sie wiederum in ihrer Meinung bestärkt.

Besonders kritisch ist hierbei, wenn man sich die Informationen aus Quellen, die man selber auswählt, wie zum Beispiel Videos von Youtube, zusammensucht. Im Grunde läuft man hier Gefahr nur die eigene Meinung bestätigt zu wissen. Auch muss man sich dessen bewusst sein, dass von Sender zu Sender, von Zeitung zu Zeitung die Darstellung der selben Fakten ganz anders gezeigt werden kann. Ein Klassiker hierbei ARD: „Ein Unfall… 10 Tote“, RTL und Co: „Ein tragischer Unfall… mindestens 10 Tote“. Die Fakten sind immer noch die selben und trotzdem wirkt das ganz anders und das ist jetzt nur ein primitives Beispiel.

Aktuell kommt man nicht um die Berichterstattung rund um die Flüchtlinge herum und mir fällt hierbei ein anderes Problem auf. Sogar bei aller Neutralität der bis zur Langeweile gelobten öffentlich-rechtlichen Sender, so muss man sich mittlerweile fragen, ob die Berichterstattung selbst zum Problem wird. Was ich damit meine? Nun, wir haben mittlerweile ein Auflodern des rechten Gedankenguts. Nicht dass es jemals weg gewesen wäre, aber es gewinnt an Zuwachs, wenn es nicht sogar massentauglich werden kann.

Wie kommt es dazu? Nun ja, Hetze. Aber was ich mich frage, wenn ich die Nachrichtensendungen sehe und immer betont wird, wie viele Flüchtlinge es sind, wenn diese Flüchtlinge dann interviewt werden oder sie im Nachhinein zitiert werden und man so als Zuschauer erfährt, dass all dieser Leute Ziel Deutschland sei, ja was soll man dann denken? Ja, wir schaffen das, ist nicht unbedingt das, was einem in den Sinn kommt. Wenn man dann noch zusätzlich hören muss, dass alle anderen Länder niemanden aufnehmen wollen, und dass Deutschland beziehungsweise Europa keinen Weg findet mit dieser Situation umzugehen und trotz des politischen Konsens auf einen Nenner zu kommen, soll man sich dann keine Sorgen machen müssen? Wenn man hört, dass die Flüchtlingsunterkünfte überlaufen sind und dass man nicht mehr Herr der Lage werden könnte ohne ehrenamtliche Helfer aus der Bevölkerung, kann man dann glauben, dass alles noch im Lot ist und nichts zu befürchten ist?

Irgendwie ist es kein Wunder, dass die Anti-Flüchtlingsbewegung immer stärker wird. Was ist aber hierzu die Alternative? In Polen ist das zum Beispiel so, dass man nicht so viel von der Flüchtlingsproblematik in den Medien hört, außer dass sie keine haben wollen und mit den Flüchtlingen kommt das Elend. Eine Alternative ist das nicht wirklich, denn dadurch ist die Problematik der Bevölkerung gleichgültig und man kann die Notwendigkeit des Handelns nicht nachvollziehen. Davon mal abgesehen, dass so eine Denkweise menschenverachtend ist, was für Polen ein Armutszeugnis ist, man erinnere sich nur an das Schlagwort „Blitzkrieg“. Für Deutschland, dass sich bis hierhin der Verantwortung seiner Geschichte bewusst war, würde es mehr als einen Rückschritt bedeuten.

Wie soll man also jetzt damit umgehen? Nun, es wäre jetzt überraschend gewesen, wenn ich die Lösung gehabt hätte. Ich weiß es leider auch nicht. Was ich weiß, man sollte darüber nachdenken, ob das Thema nicht überreizt ist, und man anstatt Mitleid und Verständnis zu erzeugen, man Unmut und Zorn erweckt.

(Foto: Walter Reich / pixelio.de)


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