Bericht zur Mitgliederversammlung 2014 der MS-Gesellschaft

Am 7. Juni fand in Luzern die 55. Mitgliederversammlung der MS-Gesellschaft statt.

  • Alex Rubli wurde als Betroffenenvertreter in den Vorstand gewählt.
  • PD Dr. med. Linnebank wurde als Vertreter des Wiss. Beirates in den Vorstand gewählt. PD Dr. med. Patrice Lalive tritt zurück.
  • Die Strategie 2014-2018 der MS-Gesellschaft wurde vorgestellt. Die Betroffenen stehen im Mittelpunkt.
  • Der MS-Preis (Fr. 3000) wurde an den Maturanden Jann Kessler für seinen Film „Multiple Schicksale“ über seine von MS-betroffene Mutter vergeben.

Kapellbrücke über die Reuss in LuzernKapellbrücke über die Reuss in Luzern. | CC BY-SA Horst Lechner via Wikimedia

Trotz des schönen Wetters sind die Mitglieder zahlreich erschienen. Als Neuerung wurde in diesem Jahr die Versammlung von Marianne Erdin, Medizin-Journalistin, moderiert. Der statutarische Teil wurde von der Präsidentin Prof. Dr. Rebecca Spirig geleitet. Die Versammlung fand wie bereits letztes Jahr im Verkehrshaus in Luzern statt.

Alle Traktanden sind im Sinne des Vorstandes jeweils annähernd einstimmig von den anwesenden 232 Mitgliedern angenommen worden.

Im folgenden fasse ich die bemerkenswerten Punkte zusammen.

Der Vorstand und die Geschäftsleitung der MS-Gesellschaft haben eine Strategie für die nächsten vier Jahre erarbeitet. Diese Strategie wurde den Mitgliedern beim Empfang übergeben und in Form eines Interviews der Präsidentin erläutert. Die Strategie ist bei der MS-Gesellschaft noch nicht im Internet verfügbar. Ich werde in einem separaten Artikel auf die Strategie eingehen. Folgende zwei Auszüge charakterisieren die Strategie.

Betroffene und Angehörige stehen bei uns immer an erster Stelle und wir vertreten deren Interesse.

Integrität, Transparenz und Nachhaltigkeit bestimmen unser Handeln.

Ausgehend von der Strategie wurde eine Statutenänderung vorgeschlagen. Insbesondere wurden klare Amtszeitbeschränkungen festgeschrieben. Zusätzlich wurden Ehrenmitgliedschaften eingeführt.

Amtszeitbeschränkungen, Transparenz, Vermeidung von Doppelmandaten und Interessenkonflikten entsprechen den Prinzipien einer „guten Führung“ (Good Governance). Die Präsidentin betonte die Wichtigkeit dieser Prinzipien.

Auf eine Ombudsstelle wurde verzichtet. Stattdessen wird auf die Möglichkeit der Diskussion an der Mitgliederversammlung verwiesen.

Der Jahresbericht 2013 (PDF) wurde vom Geschäftsleitungsmitglied Urs Stierli kurz vorgestellt.

Personelles

Therese Lüscher stellte sich für eine zweite Amtszeit zur Verfügung und wurde unter grossem Applaus wiedergewählt. Seit 2010 setzte sie sich mit grosser Hartnäckigkeit für die Belange der MS-Betroffenen im Vorstand ein.

Als weiteren Patientenvertreter wurde Alex Rubli gewählt. Er arbeitet bei Meteoschweiz und ist vielen Leute noch als Moderator der Wettersendung „Meteo“ des Schweizer Fernsehens in Erinnerung. Er will sich für die Betroffenen einsatzen, auch mit seiner noch immer vorhandenen Popularität. Er kennt den Forschungsbetrieb, nicht aber im Speziellen die Medizin. Er ist deshalb kompetent und trotzdem unabhängig (ohne Interessenkonflikte).

Liz Isler-Gruber stellte sich ebenfalls zur Wahl. Sie engagiert sich bereits jetzt stark für Betroffene in anderen Vereinen. Bedenken wegen der Belastung wurden vorgebracht. Sie unterlag schliesslich in der Wahl.

Die neuen Statuten und Reglemente der MS-Gesellschaft schliessen Doppelmandate aus. PD Dr. med. Patrice Lalive von der Universität Genf konzentriert sich auf seine Tätigkeit als Führungsperson im Wissenschaftlichen Beirat und tritt aus dem Vorstand zurück. PD Dr. med. Michael Linnebank vom Universitätsspital Zürich wurde stattdessen als Vertreter des Wiss. Beirates in den Vorstand gewählt. Es ist wichtig, dass Leute der Wissenschaft im Vorstand mitarbeiten, auch wenn diese immer Interessenbindungen (Interessenkonflikte) zur Industrie haben. Michael Linnebank wurde gefragt, ob er neben seinem grossen beruflichen Engagement für die Patienten auch ein Privatleben habe. Er verwies auf seine Familie mit vier kleinen Kindern.

MS-Preis 2014

Der Maturand Jann Kessler gewinnt den MS-Preis 2014 für seinen Film „Multiple Schicksale“ über seine von MS schwer betroffene Mutter. Der Film ist Jann Kesslers Maturaarbeit. An der Versammlung wurde ein kurzer Ausschnitt gezeigt. Jann Kessler wird im Verlaufe des Jahres den Film weiter bearbeiten. Der Film ist noch nicht öffentlich verfügbar.

Gilde-Check

Wie in den vergangenen Jahren durfte die MS-Gesellschaft und damit die Betroffenen den gesammelten Betrag des traditionellen Risotto-Tages der Gilde-Köche entgegen nehmen.

Nächste Versammlung

Die nächste Mitgliederversammlung wird im Sommer 2015 in Fribourg stattfinden.

Bemerkungen

Die vorgestellte Strategie geht in die richtige Richtung. Die Ziele der MS-Gesellschaft werden klar. Die Interessen der MS-Betroffenen werden in den Mittelpunkt der MS-Gesellschaft gestellt. Denn wer tut es sonst? Forscher und Ärzte haben beispielsweise bereits eigene Netzwerke und Interessenvertretungen, wie die Schweizerische Neurologische Gesellschaft. Die Glaubwürdigkeit und Nützlichkeit der MS-Gesellschaft wird durch die ausgearbeitete Strategie gestärkt.

Ich bin absolut gleicher Meinung wie die Präsidentin, dass die Prinzipien einer „guten Führung“ (Good Governance) für das gute Funktionieren der MS-Gesellschaft sehr wichtig sind. Viele Probleme können durch Amtszeitbeschränkungen, Transparenz, Vermeidung von Ämterkumulation und Interessenkonflikten ausgeräumt werden.

Es ist sehr begrüssenswert, dass im Vorstand wieder zwei MS-Betroffene vertreten sind. Ärzte und Pflegepersonen können sich für Betroffene einsetzen. Doch gewisse Denkprozesse werden erst durch die MS-Diagnose und den täglichen Kampf in Bewegung gesetzt. Besten Dank an die zwei Betroffenen Therese Lüscher und Alex Rubli für das Zurverfügungstellen und die wichtige Tätigkeit.

Die von der Sendung Puls bekannte Moderation Marianne Erdin leitete die Versammlung gekonnt.

Es war eine lebendige MV. Es gab diverse Kommentare.

Jann Kessler ist ein würdiger Träger des MS-Preises. Sein emotionaler und persönlicher Film „Multiple Schicksale“ berührt die Menschen. Zudem sind 3‘000 Franken Preisgeld für einen Maturanden vergleichsweise mehr als für bereits berufstätige Personen.

Wie bisher immer hatte ich interessante, neue Leute getroffen.

Fazit

Die MS-Gesellschaft hat mit der Strategie und den Statutenänderungen einen wichtigen Schritt gemacht. Frühere Kritikpunkte wurden damit erfreulicherweise korrigiert.

Interessenbindung

Ich bin nicht mehr komplett unabhängig wie die letzten Jahre. Ich habe nun selbst eine Funktion in der MS-Gesellschaft angenommen.

Nachtrag

In Folge Ferien hat das Veröffentlichen des Berichtes etwas länger gedauert.

Der Bericht der MS-Gesellschaft über die Mitgliederversammlung ist bereits erschienen. Um möglichst unbeeinflusst zu bleiben, werde ich den Bericht erst nach meiner Veröffentlichung lesen.


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