Am Samstag 1. Juni 2013 fand (bei regnerischem Wetter) in Luzern die 54. Mitgliederversammlung (MV) der MS-Gesellschaft statt.
- Prof. Dr. med. Kappos, Daniel Schwab, Dr. Hans Heinrich Coninx und der Präsident Prof. Dr. med. Christian Hess treten aus dem Vorstand der MS-Gesellschaft zurück.
- Nach dem letztes Jahr angekündigten Rücktritt von Daniel Schwab konnte kein neuer MS-Betroffener für den Vorstand gefunden werden. Therese Lüscher bleibt vorerst allein.
- Prof. Dr. Rebecca Spirig wurde als neue Präsidentin der MS-Gesellschaft gewählt.
- Dr. med. Claude Vaney wurde als Vertreter des Wissenschaftlichen Beirates in den Vorstand gewählt.
- Bianca Maria Brenni-Wicki wurde als Verteterin der italienisch-sprachigen Schweiz in den Vorstand gewählt.
Der Präsident Prof. Dr. Christian Hess eröffnete zum zweiten Mal die MV der MS-Gesellschaft. Anschliessend überbrachte Lukas Gresch-Brunner, Staatsschreiber des Kantons Luzern (entspricht etwa einem Generalsekretär) die Grussworte des Kantons Luzern an die MS-Gesellschaft. Zu Beginn zählte er verschiedene Vorzüge und Besonderheiten von Luzern auf, beispielsweise, dass Luzern mit den Hauptsitzen der SUVA und zweier grosser Krankenkassen ein «Sozialversicherungskanton» ist und dass mehr Schweine als Einwohner im Kanton leben. Abschliessend würdigte er die Leistungen der MS-Gesellschaft.
Die letztjährige Veranstaltung wurde in Freiburg durchgeführt.
Statuarischer Teil
Der Quästor (Kassier) Dr. iur. Alex Schmidlin erläuterte die wichtigsten Informationen zur Jahresrechnung 2012. Die Vollkostenrechnung zeigt den besten Überblick über den Einsatz der Mittel (Seite 25 im Jahresbericht 2012).
Beim Vorstand gab es mehrere Veränderungen.
Rücktritte aus dem Vorstand:
- Prof. Dr. med. Ludwig Kappos war Vertreter des Wissenschaftlichen Beirates. Er engagiert sich weiter als Vizepräsident des Wissenschaftlichen Beirates.
- Daniel Schwab war langjähriger Betroffenenvertreter.
- Prof. Dr. med. Christian Hess war Übergangspräsident nach dem kurzfristigen Abgang des langjährigen Präsidenten Prof. Dr. med. Jürg Kesselring in Folge seines Engagements beim IKRK.
- Dr. Hans Heinrich Coninx, der TA-Media Verwaltungsratspräsident stellte sich nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Wiederwahl.
Neubesetzungen:
- Die letztes Jahr in den Vorstand gewählte Prof. Dr. Rebecca Spirig ist neu Präsidentin der MS-Gesellschaft.
- Dr. med. Claude Vaney wurde als Vertreter des Wissenschaftlichen Beirates in den Vorstand gewählt.
- lic. iur. Bianca Maria Brenni-Wicki wurde als Vertreterin der italienisch-sprachigen Schweiz in den Vorstand gewählt.
Die neue Zusammensetzung spiegelt eine veränderte Ausrichtung. Der Dienstleistungsgedanke scheint mit den neuen Leuten stärker in den Vordergrund zu rücken.
Alle Wahlen und Abstimmungen erfolgen praktisch einstimmig, bis auf jeweils ein, zwei Enthaltungen und Gegenstimmen.
Trotz des angekündigten Rücktrittes von Daniel Schwab konnte kein neuer Betroffenenvertreter gefunden werden. Für eine Patientenorganisation ist eine angemessene Vertretung von Betroffenen wichtig. Das ist unbestritten. Das Ziel muss sein, bis zur nächsten MV eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten zu finden. Fragt doch mögliche Betroffene aus eurem Umfeld, ob sie sich für die Belange der MS-Betroffenen in der MS-Gesellschaft als Vorstand engagieren wollen und motiviert diese.
Die nächste MV findet am Samstag 7. Juni 2014 im Hotel Radisson im Flughafen Zürich statt.
Vortrag «Rehabiliation bei MS: Was nützt’s überhaupt?»
Dr. Claude Vaney zeigte in seinem Vortrag die verschiedenen Aspekte der Rehabilitation. Er hat als Chefarzt der Rehabilitationsklinik Montana einen grossen Erfahrungsschatz. Die Klinik Montana wurde 1959 als Ferienzentrum der MS-Gesellschaft erstmals für MS-Patienten genutzt. Zuvor war es eine Höhenklinik für Tuberkulose-Kranke. Claude Vaney sprach über symptomatische Medikamente, z.B. neue Hanf-basierte, Bewegungstraining, z.B. mit dem Locomaten, Vorurteile wie Geringschätzung von Rehabilitationsaufenthalten, symptomatische Behandlungen, z.B. Preiselbeersaft bei Blasenproblemen oder die Blasenstimulation.
IV-Revision 6b
Das Parlament will bei der Invalidenversicherung sparen und revidiert das Gesetzes. Das wird direkte Folgen für die MS-Betroffenen haben. Monique Ryf der Geschäftsleitung informierte über den Stand der IV-Revision 6b (siehe Blogartikel).
Nächste Woche könnten die Entscheide des Parlamentes fallen. Der Nationalrat stimmt am 4. Juni und der Ständerat am 11. Juni, wenn es Differenzen zwischen den Räten gibt, ab. Am 21. Juni, dem letzten Sessionstag, ist die finale Entscheidung über die Revision geplant. Aktuell laufen die Vorbereitungen der Behindertenorganisationen für ein allfälliges Referendum. Wenn es eine volle IV-Rente erst ab 80% Invaliditätsgrad, anstatt wie bisher 70%, gibt, wird das Referendum ergriffen.
Damit es zur Volksabstimmung über die IV-Revision 6b kommt, müssen innert 100 Tagen 50‘000 Unterschriften gesammelt werden. Eine Herausforderung, bei der alle Kräfte mobilisiert werden müssen.
Ehrungen
Geehrt wurden die abtretenden Vorstandsmitglieder Prof. Kappos, Hans Heinrich Coninx, Prof. Christian Hess und Daniel Schwab.
Der Journalist und MS-Betroffene Daniel Schwab engagierte sich seit 1997 als Vorstand in der MS-Gesellschaft. Als ehemaliger Radsportler setzte er sein Kämpfernaturell für die Betroffenen ein. Der frühere Präsident der MS-Gesellschaft und spätere Bundesrat Pascal Couchepin hat ihn als «institutionelle Opposition» bezeichnet.
Der emeritierte (pensionierte) Prof. Christian Hess ist weiterhin in zahlreichen Organisationen und Kommissionen für die Zivilgesellschaft tätig, so zum Beispiel als Präsident der Kommission für Wissenschaftliche Integrität bei den Akademien der Wissenschaften Schweiz. In seinen Abschiedsworten blickte er auf eine intensive Zeit in einem guten Team zurück. Man merkte, das ist jemand der gerne arbeitet und sich engagiert, auch als Pensionierter.
Prof. Ludwig Kappos setzte sich für die MS-Forschungsförderung ein. Die Schweiz ist führend bei der Rehabilitation. Er wird sich weiterhin als Vizepräsident des Wissenschaftlichen Beirates für die MS-Forschung einsetzen.
An solchen Veranstaltungen gibt es viele Ehrungen und Danksagungen – und das zurecht. Viele Einzelpersonen setzen sich stark für die Gemeinschaft ein – teilweise seit 30 Jahren. Dem Dank an die freiwilligen Helfer und Mitarbeiter schliesse ich mich gerne an.
Risottotag der Gilde-Köche
Nicht fehlen durfte die traditionelle Übergabe des Checks des Risottotages der Gilde-Köche. Seit 1997 wird der Risottotag durchgeführt und so konnten total 1.4 Mio. Franken an die MS-Gesellschaft übergeben werden. In seiner Übergabeansprache berichtete der Gilde Ambassador der Innerschweiz, Markus Sager, über die Gilde-Köche und über die Gastfreundschaft. Am Schluss ergänzte er seine Rede beim Anblick der vorhandenen Rollstühle um die spontane Erkenntnis, dass noch einige Gaststätten nicht Rollstuhl-gängig sind, so auch seine. Als weiteren Beitrag wolle er sich in Zukunft in seiner Gaststätte und bei seinen Kollegen dafür einsetzen. Diese offenen Worte sind lobenswert.
Aufgefallen
Es haben sich etwa 100 Teilnehmer mehr als erwartet angemeldet, 350 anstatt 250. Neben dem grossen Saal wurde noch ein zweiter benötigt. Ist das Interesse an der Entwicklung der MS-Gesellschaft gestiegen? Oder liegts am schönen Luzern wie der Luzerner Staatsschreiber meinte?
Die MV wurde wie bisher sehr gut organisiert.
Erstmalig gab es mit den Taschensymphonikern musikalische Unterhaltung. Die musikalische Vielseitigkeit war beeindruckend. Bei jedem Lied wurden die Instrumente durch neue ersetzt. Sie spielten mit ihren mehrheitlich klassischen Instrumenten bekannte Melodien und Lieder z.B. von den Beatles.
Interessanterweise gabs bei der Leitung der MV einen «fliegenden Wechsel». Sobald Rebecca Spirig gewählt war, übernahm Sie die weitere Leitung der Sitzung.
Der Vorstand erschien zahlreicher als früher. Dieses Mal liessen sich der Genfer Arzt Patrice Lalive d’Epinay und der scheidende Hans Heinrich Coninx entschuldigen.
An einer MV trifft man verschiedene Leute. Es haben sich interessante Gespräche ergeben. Einerseits trifft man als Einzelgänger immer auf neue, unbekannte Tischnachbarn andererseits gibt es die Möglichkeit mit der Führung der MS-Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.
Das Verkehrshaus als Versammlungslokal hatte den Vorteil, dass nach der Veranstaltung das Museum besucht werden konnte. Was ich auch gemacht habe. Neben alten Lokomotiven und Flugzeugen, gab’s auch viele leuchtende Kinderaugen zu sehen. Mir wurde wieder bewusst, welcher industrielle Pioniergeist in der Schweiz vorhanden war: beispielsweise wegweisende elektrische Lokomotiven der SLM aus Winterthur oder selbstgebaute Helikopter des Genfer Mechanikers Robert Stierlin.
Zusammenfassung
Die MS-Gesellschaft ist eine lebendige Gemeinschaft. Die von Therese Lüscher eingeleiteten Veränderungen werden weitergeführt.
Wir Betroffenen können froh sein, dass sich so viele Leute für uns engagieren. Besten Dank.
Auf die nächste MV sollte eine zweite Vertretung der Betroffenen für den Vorstand gefunden werden. Eine angemessen Vertretung der Betroffenen ist wichtig. Fragt geeignete Kandidaten und schlagt diese vor.