KidsRun
Bambinilauf
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Der Lauf
Ich begebe mich frühzeitig in den Startblock, da der Zugang nur von hinten möglich ist. Nun heißt es Warten, bis endlich 19 Uhr ist. Der Startschuss fällt und wie immer muss ich auf dem ersten Kilometer erst einmal alle falsch eingeordneten Läufer umschlängeln. Ein Laufrhythmus ist dabei nur schwer zu finden. 4:40, das passt. Ich möchte das erste Drittel mit einem Kilometerschnitt von 4:35-4:40 beginnen und dann je nach Empfinden noch etwas zulegen. Nach der Augustaanlage geht es links am Flughafen vorbei weiter in Richtung Seckenheim. Doch wie bereits erwähnt erfolgt nun eine Schleife zur SAP-Arena. Es geht kurz durch ein Industriegebiet und dann über asphaltierte Feldwege. Leider sind diese doch recht schmal und sehr wellig, was mich wieder ein wenig aus dem Rhythmus bringt. Die Schlaglöcher sind zumindest notdürftig geflickt.
Direkt bei Kilometer 8 geht es nun in die SAP-Arena. Über eine Rampe laufe ich hinein. Es ist dunkel, laute Musik dröhnt und Lichter blinken. Meine Augen brauchen ein paar Sekunden, bis sie sich daran gewöhnen. Die Zuschauerränge sind sehr spärlich besucht. Meine Frau und meine Kinder kann ich jedoch nicht entdecken, obwohl sie da sind. Unglücklicherweise befindet sich direkt in der Arena eine Wechselstation der Staffelläufer. Ich muss aufpassen, dass ich auf niemanden auflaufe. Nach wenigen Sekunden ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Ok, die Musik und die Lichter in der abgedunkelten Arena haben mich schon etwas gepuscht, aber dafür war der neue Streckenabschnitt dorthin recht unattraktiv.
Ich laufe aus der SAP-Arena raus und für einen kurzen Moment bin ich wieder etwas optimistisch. Doch bereits nach wenigen hundert Metern holt mich die Realität ein. Die Oberschenkel werden immer mehr müde und schwer. Ein weiterer welliger Feldwegabschnitt und eine Autobahnbrücke sind in einer solchen Situation nicht gerade förderlich. Es geht dafür endlich nach Seckenheim, wo ich mich auf die tolle Stimmung freue. Leider ist dieser Part dieser Jahr etwas kürzer, was ich sehr schade finde. Hinzu kommt eine kleine, aber ausbremsende Schleife am Ortseingang. Doch der Actionpoint kurz vor der nächsten Wechselstelle ist einfach gigantisch. Danke Seckenheim für dieses Gänsehautgefühl! Dennoch werden meine Kilometerzeiten immer langsamer.
Nach 2/3 der Strecke ist es dann soweit. Ich laufe zum ersten Mal über 5 min/km. Das war es dann mit der vorgenommenen Sub1:40. Ich spüre, dass ich heute einfach keinen Tiger im Tank habe und weiß schon jetzt, dass ich nicht mehr großartig zulegen kann. Die langgezogene Gerade zieht mich auch nicht gerade aus meinem Tief. Was also tun? Ich akzeptiere die Situation. Ich muss. Denn wenn nicht, laufe ich Gefahr, dass ich zum Schluss extrem einbrechen werde. Da aber meine Frau und meine Kinder kurz vor dem Ziel auf mich warten, bleibe ich vernünftig und versuche konstant weiterzulaufen.
Meine Kilometerzeiten bewegen sich weiterhin knapp über 5 min/km. Der Fernmeldeturm ist passiert und nun sind es nur noch 2-3 Kilometer zu laufen. Plötzlich höre ich eine Sirene hinter mir. Ich drehe mich kurz um und sehe Blaulicht. Oh, denke ich, ein Rettungswagen. Da viele Läufer etwas planlos sind, rufe ich laut „Alle nach links!“, zumal es n diesem Abschnitt recht eng ist. Auf einmal höre ich durch einen Lautsprecher „Achtung, der Führende! Bitte Platz machen!“. Wie bitte? Welcher Führende? Ich bin irritiert und werde beinahe vom Führungsfahrzeug gestriffen. Die ganze Aktion führte allerdings dazu, dass ich diesen 19. Kilometer in knapp 4:30 gelaufen bin.
Im Ziel
Nach dem Lauf
Ich fühlte mich wie nach einem Marathon. Treppensteigen fiel mir deutlich schwerer als sonst nach einem Halbmarathon. Keine Ahnung, wieso der Lauf solche Spuren hinterlassen hatte. Die letzten beiden Male hatte ich danach noch genüsslich eine große Pizza gegessen. Doch dieses Jahr musste ich mich zwingen, überhaupt etwas zu essen. Mir war nicht danach. Ich war einfach zu erschöpft. Ich schaute mit meinem älteren Sohn noch im regionalen Fernsehen Ausschnitte vom Lauf an. Dabei erfuhr ich, dass der Marathon etwas chaotisch ablief und zwei Sieger gekürt wurden.
Das Chaos
Es war tatsächlich so, dass manche Marathonläufer teils versehentlich die falsche Strecke liefen, teils von den Streckenposten aber auch falsch geleitet wurden. Ich musste mir erst den Streckenplan genauer anschauen, um die Ursache ausfindig zu machen. Bei Kilometer 20, wo bisher immer die Marathonweiche war, mussten die Marathonläufer dieses Jahr zunächst auch links abbiegen, um dann ca. 200 Meter vor der Ziel eine Extraschleife zu nehmen, die durch den Luisenpark und wieder zurück auf den bereits gelaufenen Streckenabschnitt führt. Dann wieder ankommend bei der ehemaligen Marathonweiche (KM 20), ging es nun geradeaus nach Ludwigshafen, bevor es später wieder zurück nach Mannheim zum Ziel geht. Wer die vorab verschickte Läuferinformation nicht gelesen hatte und/oder nicht ortskundig war, hatte ein echtes Problem, diesen wichtigen Punkt zu entdecken. Es war aber wohl auch so, dass die Streckenposten manche Läufer falsch geleitet hatten. Andererseits frage ich mich auch, woher sie wissen sollten, wer die Schleife bereits gelaufen ist und wer nicht. Die fehlgeleitete afrikanische Spitzengruppe, angeblich war deren Betreuer schuld, wurde auf dem Rückweg von Ludwigshafen nachträglich durch die Luisenpark-Schleife geführt, damit sie auf die volle Distanz kommen. Streng genommen hätten sie disqualifiziert werden müssen. Der Veranstalter versuchte die Krux dadurch zu lösen, dass sie zwei Sieger küren. Der zweite Sieger war der Schnellste, der die offzielle Strecke lief. Doch was ist mit den anderen Läufern, die aufgrund des Chaoses sogar mehr als 42 Kilometer liefen oder total verunsichert aus dem Laufrhythmus kamen? Viele forderten, den kompletten Lauf zu annulieren. Der Unmut der Marathonis war in Nachgang groß. Und so rollte zwei Tage auch schon ein Kopf. Man hat sich vom sportlichen Veranwortlichen von m³ getrennt. Mit dieser schnellen Konsequenz wollte man sicher die erhitzten Gemüter beruhigen. Aber dazu bedarf es meiner Meinung nach etwas mehr. Wichtig ist nun eine ausführliche Analyse der Fehler und deren Ursachen. Und dazu gehört meinerMeinung nach nicht nur das Streckenproblem.
- wurde bei der Nachmeldung zum KidsRun nicht auf das kostenlose T-Shirt hingewiesen
- Zugang zu den Startblöcken muss von der Seite möglich sein und nicht nur von hinten
- Duo und Team Marathon nerven und bringen einen nur aus dem Rhythmus
- SAP-Arena war nur wenig besucht und der Weg dorthin wellig, schmal und unattraktiv
- Führungsfahrzeug sollte nie auf das Hauptfeld treffen (bei mir bei KM 18-19)
- verwirrende Schleife durch Luisenpark mit Rückführung auf bereits gelaufene Strecke
- Start des HM in Ludwigshafen sollte (wenn überhaupt) zwei Stunden später sein
- es gab keine KM-Markierungen beim HM Ludwigshafen (obwohl Pfalzmeisterschaften!)
- dürftiger Startbeutel mit viel Werbung, statt kleinen Goodies
- Teilnehmer-Shirt ist mit 27 EUR zu teuer für ein Noname-Produkt
- zu wenig Medaillen für die späten Marathon-Finisher
- Getränkeversorgung etwas zu weit vom Ziel entfernt
- Ergebnisse der gemeldeten Marathonis, die nur den Halben liefen, waren erst spät einsehbar
Fazit
Der Fluch von Mannheim hat bei mir dieses Jahr wieder ein wenig zugeschlagen. Doch dieses Mal waren auch andere davon betroffen. Sicher, es war natürlich nicht alles schlecht. Die Kinderläufe haben meinen Kids richtig Spaß gemacht und auch der Halbmarathon verlief, was die Strecke betrifft, soweit problemlos. Doch die Marathonis hatten weniger Glück. Da muss sich nächstes Jahr einiges ändern. Man kann nur hoffen, dass mehr auf die Läufer gehört wird, denn manche Probleme erkennt man nur, wenn man selbst davon betroffen ist. Es gibt bereits Überlegungen, dass Start und Ziel in der SAP-Arena sein sollen. Bitte nicht! Damit würde sich der Veranstalter keinen Gefallen tun. Das besondere Flair des Dämmermarathon mit der Stimmung rund um den Wasserturm ginge verloren. Ich würde einen Rundkurs nur durch Mannheim (und Vororte) bevorzugen.
Was meine diesjährige Leistung betrifft, so bin ich natürlich schon ein wenig enttäuscht. Gerade die gute Zeit von Heidelberg ließ deutlich mehr erhoffen. Woran es lag, dass ich so früh eingebrochen bin, weiß ich mal wieder nicht. Da spielen so viele Faktoren eine Rolle. Das Wetter (wobei das noch ok war, vor allem wenn ich sehe, dass es eine Woche später über 30 Grad hatte), der Start am Abend, die Kinderläufe davor, die Tagesform,… Letztendlich ist es auch egal. Mannheim ist einfach kein Lauf, um eine neue PB anzugehen. Zumindest nicht für mich. Mannheim ist mein Heimspiel und das Laufen in die Dämmerung hinein macht den Lauf besonders. Daher werde ich nächstes Jahr wieder am Start stehen. Auch wieder ambitioniert, doch nicht zu sehr enttäuscht, wenn es erneut nicht rund laufen sollte. Auf ein Neues!
PS: Ich habe mal meine Daten mit denen vom Vorjahr verglichen. Ich war lediglich 5 Sekunden langsamer, hatte einen fast exakten Rennverlauf und ähnlich schlechte Pulswerte.