Die Nacht zuvor war eine Katastrophe. Bei der Hitze konnte ich nur ganz schlecht schlafen. Um 7 Uhr stand ich auf, zog mich bereits lauffertig an und fuhr mit dem Rad in den Nachbarort. Es dauerte keine 15 Minuten, doch ich merkte schon jetzt, wie sehr die Sonne knallt. Gut, dass ich meine 1l-Isostar-Trinkflasche dabei hatte. Ich wollte nicht schon dehydriert zum Lauf kommen.
Als ich am Sport- und Freizeitzentrum ankam, stellte ich überrascht, aber auch erfreut fest, dass viele Läufer da waren. Ich schloss mein Rad ab, holte meine Startnummer und schaute mir nochmal den Streckenplan an. Es galt insgesamt 3 Runden à 3,2 Kilometer zu laufen. Zu Beginn geht es zusätzlich auf eine Stadionrunde. Macht insgesamt 10 Kilometer. Ich war erleichtert, als ich sah, dass es einen Versorgungsstand und eine Wasserdusche zum Durchlaufen gab. Bei der Hitze ganz wichtig.
Alle Läufer versuchten so lange wie möglich im Schatten zu bleiben. Erst ein paar Minuten vor dem Start begab sich das Läuferfeld zum Start auf der Laufbahn. Das sah übrigens alles sehr professionell aus. Zielbogen mit digitaler Uhr und darunter Zeitmessungsmatten. Den Transponder bekam man mit der Startnummer und musste man am Schuh befestigen. Ein Mann informierte die ganze Zeit über Lautsprecher die Teilnehmer. Ich reihte mich nach Bauchgefühl im vorderen Viertel ein.
Der Start
Um Punkt 9 Uhr fällt der Startschuss und es geht auf die Stadionrunde. Ich versuche in den Kurven die Innenbahn zu halten, um nicht unnötig Meter zu machen. Das Tempo ist hoch, was wohl auch am federnden Untergrund liegt. Für diese Bedingungen eigentlich zu schnell, aber ich beschließe das Tempo erst nach der Stadionrunde etwas zu drosseln.
Runde 1
Nach einer Runde verlassen wir die Laufbahn und es geht auf die erste von drei Runde. Gleich zu Beginn passieren wir den Versorgungsstand und die Sprühdusche. Noch habe ich keinen Bedarf, aber ich bin mir sicher, dass ich mich zur zweiten Runde danach sehnen werde. Die Strecke führt aus dem Sportgelände heraus in Richtung Edingen. Dort geht es am Ortsrand entlang, am Friedhof vorbei und über das Feld zurück zum Sport- und Freizeitzentrum. Schon jetzt fällt es mir schwer das Tempo halbwegs aufrecht zu halten. Die Hitze (schon jetzt deutlich über 30 Grad!) macht mir schwer zu schaffen und teils wellige Streckenabschnitte sind dabei nicht gerade hilfreich. Ich laufe in das Stadion ein und merke schon bei der Durchgangszeit, dass da heute nicht viel zu holen ist.
Runde 2
Die Sprühdusche durchlaufe ich mit Genuss und am Versorgungsstand nehme ich zwei Becher Wasser; einen schütte ich mir zur Abkühlung über den Kopf und aus dem anderen trinke ich. Der Veranstalter hat zum Glück nicht an Bechern gespart. Nun wird es auch für die Psyche hart. Ich kenne zwar jetzt die Strecke, weiß aber, dass ich diese nicht noch einmal, sondern zweimal zu laufen habe. Und die Sonne knallt gnadenlos vom Himmel. Klasse, dass mehrere Anwohner ihre Gartenschläuche zu Sprühduschen umfunktioniert haben. Das verschafft auch abseits vom Start- und Zielbereich für etwas Abkühlung. Meine Zeiten werden dennoch immer langsamer. Auf der zweiten Runden nur noch zwischen 4:40 und 4:50. Krass. Egal, auf geht’s zur dritten und letzten Runde.
Runde 3
Ab durch die Sprühdusche, wieder zwei Becher Wasser und dann einfach weiterlaufen. Klingt gut, aber ganz so einfach ist es leider nicht. Im Kopf rechne ich mir bereits meine voraussichtliche Zielzeit aus und erschrecke, dass es bei diesem Tempo maximal auf eine Sub47 hinausläuft. Aber heute ist eben kein normaler Wettkampftag. Daher ärgere ich mich nicht, sondern peile die Sub47 als Ziel an. Auf der letzten Runde sehe ich nun einige Läufer gehen. Ich versuche konstant weiterzulaufen und als es erneut am Friedhof vorbeigeht, wird es richtig hart. Der leicht wellige Streckenabschnitt unter der prallen Sonne zehrt an den allerletzten Kräften.
Ziel
Auf den letzten 500 Metern steigere ich kontinuierlich mein Tempo. Ein paar Läufer „kassiere“ ich dabei noch ein. Letzte Kurve und dann sind es noch knapp 100 Meter bis zum Ziel. Trotz der Quälerei zuvor schaffe ich es noch einen ordentlichen Zielsprint aus dem Hut zu zaubern. So macht der Zieleinlauf natürlich deutlich mehr Spaß, als wenn ich mich über die Ziellinie schleppen würde. Die Zuschauer brauchen ja nicht wissen, wie es mir auf der letzten Runde erging. Bei 46:45 bleibt die Uhr stehen. Das sind etwa 3-3,5 Minuten mehr, als ich aktuell bei guten Bedingungen hätte wohl laufen können. Krass, aber letztendlich bin ich doch zufrieden.
Nach dem Lauf
Ich ging gleich zur Sprühdusche weiter und kühlte mich ab. Welch eine Wohltat! Dann holte ich meine 1l-Isostar-Flasche und löschte meinen Durst. Die Flasche war schneller leer, als ich mir lieb war. Ich traf dann noch Katrin (LaufKatrinLauf), die als Helferin eingeteilt war. Sie meinte zu mir, dass sie später gleich Richtung Oberstdorf losfahren würde, weil sie am Nebelhorn Berglauf teilnimmt. Satte 1405 HM auf 10,5 Kilometer. Wahnsinn! Ich wünschte ihr noch viel Erfolg und unterhielt mich mit ein paar Läufern. Irgendwann stieg ich wieder auf mein Fahrrad und machte mich auf den Heimweg.
Fazit
Über den Sinn eines Wettkampfs unter diesen Bedingungen kann man sicher streiten. Da aber dieser Lauf nicht jährlich stattfindet, sondern anlässlich des Vereinsjubiläums eine einmalige Sache war, wollte ich den Veranstalter nicht im Stich lassen. Letztendlich war es trotz der extremen Hitze ein toller Lauf, der super organisiert war und eigentlich nach einer jährlichen Wiederholung schreit. Die Austragungsstätte ist hierfür optimal. Parkplatz, Toiletten, Umkleiden, Duschen – alles vorhanden. Ich habe von mehreren Läufern gehört, dass es schön wäre, wenn dieser Lauf jährlich stattfinden würde. Mal sehen, vielleicht wird es 2016 die zweite Auflage geben. Ich wäre dabei.
Was meine Zeit betrifft, so war diese absolut sekundär. Gut ankommen war mein Ziel. Natürlich wollte ich möglichst schnell laufen, aber 100% gab ich nicht. Dieses Risiko wollte ich nicht unnötig bei diesen extremen Bedingungen eingehen. Als ich später die Ergebnisliste sah, fand ich mich an einer recht guten Position wieder. Platz 27 von 180 (5. AK); davon haben 41 den Lauf vorzeitig beendet (oder traten nicht an?). Demnach alles richtig gemacht. Mit Vernunft kann man auch an einem Wettkampf bei 35 Grad teilnehmen. Nochmal muss es allerdings nicht sein.
PS: Das Foto wurde von Kurt Imminger gemacht. Vielen Dank!