Bericht „Hockenheimringlauf 2015“

Von Brennr @BrennrDE

Am 1. November fand, wie am an Allerheiligen, der Hockenheimringlauf statt. Bis dato hatte ich drei Mal an diesem Lauf teilgenommen und das Kuriose dabei ist, dass ich jedes Mal eine neue persönliche Bestzeit über 10 Kilometer aufstellte. Allein aufgrund dieser Tatsache und auch weil ich vor kurzem eine neue Halbmarathon-Bestzeit lief, musste ich zum vierten Mal an den Start gehen. Ich hatte zwar noch mit einem Herbstmarathon geliebäugelt, doch merkte schnell, dass ich meine Beine auf die Schnelle nicht vernünftig vorbereitet bekomme. Also konzentrierte ich mich auf den Zehner.

Nachdem ich letztes Jahr wegen Achillessehnenproblemen nicht starten konnte und nur Zuschauer war, sollte es dieses Jahr also wieder soweit sein. Angriff auf die PB! Meine Tempo- und Intervalleinheiten verliefen in der Vorbereitung ganz gut. Doch was würde tatsächlich möglich sein? Mein Ziel war eine Sub42. Hierfür müsste ich mich also um mindestens 34 Sekunden verbessern. Wenn man bedenkt, dass ich 2013 eine Woche zuvor noch einen Magen-Darm-Infekt hatte und ich mich seitdem auf der Halbmarathondistanz um 1:14 verbesserte, dann sollte das nicht unmöglich sein. Aber Theorie ist eine Sache, die Realität die andere. Und auch dieses Mal hatte ich die Tage zuvor richtig Panik krank zu werden. Ganz schlimm. Jedes leichte Kratzen im Hals wird als beginnende Grippe gedeutet. Das musste natürlich gnadenlos mit Vitaminen & Co. bekämpft werden.

Am Wettkampftag stand ich relativ früh auf und fuhr dennoch etwas spät los. Dabei wusste ich schon Wochen vorher, welches Outfit und welche Schuhe ich tragen würde. Damit verplempere ich nämlich sonst immer sehr viel Zeit. Aber der Hockenheimring ist ja zum Glück nicht weit weg, sodass ich noch frühzeitig vor Ort war. Ich stieg auf dem Parkplatz aus dem Auto aus und wenn sehe ich als Allererstes? Die Mocki! Im lockeren Laufschritt suchte sie irgendwen. Ich holte meine Startnummer ab und zog mich im Auto um (ich fand die Umkleidemöglichkeit in der Boxengasse nicht). Da es richtig kühl war, blieb ich so lange wie möglich im warmen Auto. Etwas zu lange. Denn ich vergaß, wie weit Start 2 entfernt ist. Es hätte mir zeitlich nicht mehr gereicht, daher entschied ich mich von Start 1 loszulaufen. Aufgrund der Bruttozeitmessung wollte ich möglichst weit nach vorne. Die Elite stand mittig, ich ganz innen, so dass ich niemandem im Wege war.

Der Lauf
Es gibt wie gesagt zwei Startpunkte, die jedoch zeitgleich starten und deren Strecken identisch lang sind. Start 1 führt durch die Sachskurve, was ich eigentlich vermeiden wollte, da es da vor allem zu Beginn recht eng zugehen kann. Egal. Der Startschuss fällt und ich renne los. Deutlich zu schnell, aber wenn man in der ersten Reihe steht, geht das nicht anders. Nach ein paar hundert Metern finde ich nach und nach mein Tempo und stehe auch niemandem mehr im Weg. In der Kurve zur Zielgeraden werden die beiden Startgruppen zusammengeführt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Startgruppe 2 weiter vorne ist. Stimmt die Vermessung etwa nicht oder liegt es daran, dass sie keine Kurven laufen mussten? Ich ärgere mich kurz, dass ich zu spät an den Start ging, laufe aber konzentriert weiter. Kurz vor dem späteren Ziel piepst mein FR620. Den ersten Kilometer in 4:03 gelaufen. Ok, das war zu schnell. Jetzt gilt es den Rhythmus zu finden.

Ich versuche eine kleine Gruppe zu finden, die mein Tempo läuft. Doch noch ist alles etwas wild. Dennoch absolviere ich die Kilometer 2 und 3 in konstanten 4:17 und 4:16. Eigentlich etwas zu langsam, aber nach dem ersten flotten Kilometer war das ok. Oder bin ich vielleicht doch zu ängstlich? Ich habe Zweifel, ob ich das Tempo für eine Sub42 halten kann. Vorsichtig werde ich auf Kilometer 4 und 5 mit 4:12 und 4:13 leicht schneller. Mein FR620 zeigt exakt 21:00 nach 5km an, doch bis zur Markierung sind es noch einige Meter. Ist das Schild falsch oder zeichnet meine Uhr heute mit mehr Abweichung als sonst auf?

Ich vermute Letzteres und befürchte, dass mein aktuelles Tempo nicht reichen wird. Kilometer 6 laufe ich in 4:10. Doch jetzt kommen Abschnitte, die etwas windanfällig und wellig sind. Die Folge ist, dass ich die Kilometer 7 und 8 mit 4:13 und 4:14 wieder etwas langsamer werde. Der lange Bogen (Parabolika) bis zur Spitzkehre ist aber auch echt fies und zieht sich. Doch danach geht es ganz leicht bergab und das erneute Beschleunigen fällt nicht so schwer. Die Frage ist jetzt nur, wie sehr ich jetzt schon das Tempo erhöhen kann. Ich möchte nicht in der Sachskurve einbrechen.

Kilometer 9 lasse ich nach 4:10 hinter mir. Der letzte Kilometer wird hart. Mein Laufstil immer schlimmer. Die Schultern rotieren zu stark und die Hände knicken seltsam nach innen ein. Ich sehe wie ein T-Rex auf der Flucht aus. Doch der T-Rex war kein Flucht-Tier, sondern ein Jäger. Und ich jage meine Bestzeit. Also Zähne zusammenbeißen und alles geben. Ich taumle durch die Sachskurve und sehne die Zielgerade herbei. Nach der letzten Kurve möchte ich zum finalen Zielsprint ansetzen. Mein FR620 piepst und zeigt mir Kilometer 10 in 3:58 an. Blöd nur, dass ich noch nicht im Ziel bin. Die letzten 200 Meter laufe ich mit einem 3:30er-Tempo an der Kotzgrenze. Zum Glück gibt es den engen Zielkanal nicht mehr, sodass ich genug Platz für mich und meinen nicht mehr vorhandenen Laufstil habe. Die Ziellinie überschreite ich nach 42:26 – neue persönliche Bestzeit!

Im Ziel / nach dem Lauf
Völlig fertig musste ich mich erst einmal am Geländer festhalten und durchatmen. Richtige Freude über die neue Bestzeit kam irgendwie nicht auf. Ein seltsames Gefühl. Eigentlich sollte ich mich doch freuen, aber ich hatte mir nun mal mehr erhofft. Ich war etwas enttäuscht, dass ich die Sub42 nicht geschafft hatte. Ich ging zur Versorgungsstelle und holte mir einen Becher warmen Tee, den ich noch zweimal auffüllen ließ. Das tat echt gut. Anschließend zog ich mir schnell im Auto was langes an und ging wieder zurück in die Boxengasse. Sabrina Mockenhaupt war für eine Autogrammstunde am Polar-Stand angekündigt. Ich wollte mir meine Startnummer signieren lassen. Dabei traf ich Andy Dyrtz, worüber ich mich sehr freute. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und ich machte für ihn noch ein Foto zusammem mit Mocki. Danach fuhr ich nach Hause und musste erst einmal was essen. Eine PB macht hungrig.

Fazit
Neue Bestzeit und keine richtige Freude? Eine Verbesserung um nur 7 Sekunden ist eigentlich nicht viel mehr als eine Bestätigung der alten PB. Schade, denn es wäre möglicherweise mehr drin gewesen. Doch die Zielzeit ist Fakt und alles andere ist Konjunktiv. Auch möchte ich mich nicht zu sehr damit beschäftigen, ob die Strecke eventuell doch ein Tick zu lang war. Kann eigentlich nicht sein, denn Start und Ziel sind jedes Jahr gleich. Nur dieses Mal zeigte meine Uhr ca. 100 Meter mehr als sonst an. Kurios dabei ist, dass dies nicht nur bei mir der Fall war. Egal, die Strecke ist amtlich vermessen und dann wird das auch so sein. Ich machte halt nur den Fehler, dass ich während des Rennens nicht auf die Kilometerschilder schaute, sondern fast nur auf meine Uhr. Klar, dass dann die Kilometerzeiten nicht stimmen und am Ende eine Zeit über 42 Minuten rauskommt. Da ich aber an meine Kotzgrenze ging, war wohl doch nicht mehr möglich. Am Equipment lag es auf alle Fälle nicht. Geniale Schuhe von New Balance mit dazu passendem Shirt, sowie unterstützende Kompression von CEP. Eine super Kombination!

Die Sub42 ist dieses Jahr also nicht gefallen. Völlig enttäuscht bin ich nicht, aber etwas schade finde ich es schon. Nach der neuen Halbmarathon-PB hatte ich durchaus damit spekuliert. Dann eben nächstes Jahr. Jetzt ist erst einmal Off-Season angesagt. Ich überlegte zwar noch kurz, ob ich nicht noch irgendwo starten könnte, um die aktuelle Form zu nutzen, aber ich brauche eine Pause. Kein Wunder, ich komme ja in eine neue Altersklasse.

PS: Es gab bei den Männern (29:46) und bei den Frauen (Mocki 33:19) neue Streckenrekorde!