Bericht „Himmelsleiter-Trail“

Von Brennr @BrennrDE

Vergangenen Sonntag fand in Heidelberg im Rahmen des Trail-Marathon zum zweiten Mal der Himmelsleiter-Trail statt. Da ich schon letztes Jahr richtig Spaß daran hatte, meldete ich mich auch dieses Jahr an. Allerdings sollte man sich das Veranstaltungsdatum merken. Beinahe hätte ich ihn nämlich verpasst, weil ich davon ausging, dass er erst zwei Wochen später stattfinden würde. Und so absolvierte ich freitags noch total unwissend einen harten 10km-Tempodauerlauf. Direkt danach kam das böse Erwachen, als ich meine Mails checkte. Würde die Kraft dennoch reichen?

Ausreichend Schlaf in der Nacht zum Wettkampf wäre hierfür zumindest von Vorteil gewesen, doch leider wurde der Kleine krank und der Schlaf dadurch kurz. Und während das Wetter am Samstag noch traumhaft schön war, regnete es nun. Heidelberg war eine einzige neblige, trübe Suppe. Na toll, auch das noch. Die Motivation war kurz im Keller, doch dann betrachtete ich das Ganze als Herausforderung und war auf das Laufen bei schwierigen Verhältnissen gespannt. Und ich musste an die schöne Medaille vom letzten Jahr denken. Ich liebe Medaillen! Also packte ich meine Sachen und fuhr los.

Startnummerausgabe
Die Startnummernausgabe war im Schlosssaal und Start & Ziel im Schlossgarten. Doch Parken war da oben nicht möglich. Also stellte ich mein Auto im Parkhaus ab und lief zum Schloss hoch. Leider regnete es noch immer und ich wurde trotz Regenschirm nass. Das waren eigentlich meine trockene Klamotten für nach dem Lauf. Alle Läufer bekamen ein Bändchen an den Arm, damit sie in den Schlossbereich konnten. Die Startnummerausgabe im Saal hatte was. Solch ein Ambiente hat man nicht alle Tage. Überrascht und erfreut war ich, als ich den Einweg-Regenponcho im Startbeutel sah. Hatte der Veranstalter das schlechte Wetter geahnt oder die Ponchos einfach mal auf Verdacht bestellt? Jedenfalls eine sehr hilfreiche und sinnvolle Zugabe. Ich zog mich um und marschierte mit Poncho zur Gepäckabgabe, die sich in einem Zelt bei Start & Ziel befand. Klappte alles ohne Probleme.

Vor dem Start
Der Poncho sorgte dafür, dass ich nicht schon vor dem Lauf durchnässt bin und friere. Ich schaute mir den blockweisen Start der Teilnehmer auf der vollen Marathondistanz an und war überrascht, wie viele Zuschauer sich hier trotz schlechtem Wetter tummelten. Die Stimmung war super und ich hatte großen Respekt vor denen, die sich unter diesen Bedingungen auf die schon eh sehr anspruchsvollen 42,195 Kilometern machten. Das wird echt nicht einfach. Dann waren die Himmelsleiter-Läufer dran und ich ging in den Startblock. Der Anheizer wies nochmals darauf hin, dass die Bedingungen schwierig sind und man mit Verstand laufen sollte. Dann dröhnte „Hells bells“ aus den Lautsprechern und der Startschuss fiel.

Der Lauf
Die ersten 200 Meter sind, bis auf eine kleine Treppe, absolut eben und so ging gleich richtig die Post ab. Ich mache mit, ohne es aber zu übertreiben. Denn kaum aus dem Schlossgarten raus, geht es auch schon steil die Straße hoch. Ich weiß, dass dieser Zustand nun eine Weile so bleiben wird und versuche ruhig und gleichmäßig weiterzulaufen. Manche überholen mich, manche wechseln bereits ins Gehen über. Ich lasse mich nicht verunsichern und laufe stur weiter.

Schon nach kurzer Zeit geht es von der Straße runter in den Wald hinein. Zwar zunächst ein Schotterweg, aber man kann bereits erahnen, wie schwierig der Untergrund noch werden würde. Langsam aber stetig kämpfe ich mich den Kaiserstuhl hoch. Manchmal muss ich gehen, aber das macht ab einer gewissen Steigung durchaus Sinn. Abzweigungen sind gut mit Pfeilen aus Sägemehl am Boden kenntlich gemacht. Noch. Auf einigen Passagen geht es über Baumwurzeln und Steinen hoch. Alles recht glitschig, aber meine Mizunos Ascend 8 lassen mich nicht im Stich.

Erneut eine Abzweigung. Doch dieses Mal nicht markiert. Ich folge den anderen Läufern. Es folgt eine leichte Abwärtspassage. Eine Wohltat für die Beine, wobei diese sich auf den ersten Metern etwas schwer tun. Dennoch, ich lasse mich rollen, ohne das Tempo zu sehr zu erhöhen. Ich weiß, was mich am Ende dieser Passage erwarten wird. Die Himmelsleiter. Eben läuft man noch leicht bergab und im nächsten Moment geht es gnadenlos steil die Treppen aus Naturstein hoch.

Da ist sie, die Himmelsleiter. Die Umgebung ist mystisch. Wie eine Wand steht sie im leicht nebligen Wald vor mir und möchte erklommen werden. Dabei ist mein Puls schon jetzt recht hoch. Es hilft nichts, ich muss da hoch. Ich nehme die ersten Stufen im langsamen Laufschritt und versuche dies so lange wie möglich durchzuziehen. Einmal anhalten und es ist schwer wieder in Tritt zu kommen. Doch irgendwann verlassen mich die Kräfte. Ich muss gehen. Im Speed-Hiking kämpfe ich mich weiter hoch. Plötzlich ein Blitzlicht vor mir. Ein Fotograf. Ich gehe nochmal in den Laufschritt über und bewältige die letzten Stufen. Für ein gutes Foto reicht die Kraft noch.

Die Helfer am Ende der Himmelsleiter reichen Getränke bzw. Verpflegung und feuern einen richtig an. Einen super Job machen sie, bei diesen nicht gerade angenehmen Witterungsbedingungen. Nun geht es bergab. Da ich die Strecke vom Vorjahr kenne, gehe ich sie mit dem nötigen Respekt an. Steiniges Geröll und Regen sind eine gefährliche Kombination. Jetzt stürzen könnte fatale Folgen habe. Dennoch versuche ich das Maximale herauszuholen und kann den ein oder anderen überholen. Mir fallen dabei einige Läufer auf, die Nike Free oder ähnliche Modelle tragen. Bei diesem Lauf die total falsche und auch leichtsinnige Wahl.

Nach der Geröllpassage kommt ein Abschnitt mit rutschigem Waldboden. Ebenfalls nicht einfach zu laufen. Aber auch das meistern meine Mizunos noch recht gut, stoßen jedoch so langsam an ihre Grenzen. Ein Salomon Speedcross wäre jetzt natürlich perfekt. Doch die schwierigen Abschnitte habe ich nun fast alle hinter mir und ich lasse es weiter laufen. Kaum gewöhnt man sich daran, geht es auf einmal wieder leicht aufwärts. Eine langgezogene Schotterpassage will und will nicht enden. Ich weiß allerdings, dass es irgendwann ganz plötzlich links bergab geht und freue mich darauf.

Yeah, jetzt geht es nur noch abwärts. Ich nehme wieder Fahrt auf und lasse es rollen. Konzentration ist wieder gefragt. Vor allem auf einem schmalen Singletrail, der kurzzeitig etwas oberhalb einer Straße entlang führt. Da darf jetzt nichts passieren. Einmal wegrutschen und ich lande auf der Straße. Also je nach Notwendigkeit Tempo raus und die Kontrolle behalten. Das meinte der Veranstalter wohl mit „mit Verstand laufen“. Am Ende dies Singletrails wartet eine kurze steile Treppe, vor der man aber rechtzeitig von anwesenden Helfern gewarnt und aufmerksam gemacht wird. Danke!

Bis zum Ziel ist es nicht mehr weit. Man hört schon die Musik aus dem Schlossgarten. Die steile Straße von Beginn muss nun abwärts gemeistert werden. Allerdings ist sie so steil, dass man schnell ins Stolpern geraten kann, wenn man zu sehr Fahrt aufnimmt. Dann geht es von der Straße rechts ab in den Schlossgarten. Eine lange Gerade, Linkskurve, kurze Abwärtspassage und schon bin ich kurz vor der Zielgeraden. Nochmal schön Gas geben und um die letzte Rechtskurve „sliden“. Bei 56:35 überschreite ich die Ziellinie. Geschafft!

Im Ziel
Kaum im Ziel, hörte ich durch den Lautsprecher meinen Namen und die Erwähnung meines Laufblogs. Ich hätte ja jetzt etwas zu berichten. Ich grinste und streckte den Daumen hoch. Dann nahm ich meine Medaille entgegen und bekam auch gleich Kuchen angeboten. Doch ich musste zuerst etwas trinken. Der Kuchen sah aber so lecker aus, dass ich gleich auf das Angebot zurückkam. Käsekuchen und Streuselkuchen waren richtig gut. Ich glaube, Frau Schmitt hätte ihre Freude daran gehabt. Aber auch die Getränke waren lecker. Weiter hinten gab es noch Bananen und Riegel. Ich nutzte das Angebot, denn ich hatte ja kein Frühstück und der Lauf kostete Kraft.

Anschließend ging ich zur Gepäckaufbewahrung und holte meine Tasche. Umziehen wollte ich mich wieder im Schlosssaal, doch dort wurde ich zur Toilette vom „Großen Fass“ verwiesen. Warum, weiß ich nicht. Da war es leider nicht sehr gemütlich, doch zum Wechseln der Klamotten reichte es. Duschen gab es meines Wissens erst unten in der Altstadt bei der Schule. Ist halt bei so einer Örtlichkeit nicht ganz einfach. Egal, ich wollte eh nur etwas Trockenes anziehen. Ich hatte es ja nicht weit nach Hause. Also Umziehen und zurück zum Parkhaus. Heimfahren, duschen.

Fazit
Auch dieses Jahr hat der Himmelsleiter-Trail richtig viel Spaß gemacht. Nicht zuletzt wegen den Witterungsbedingungen. So war die Strecke noch anspruchsvoller und forderte einen noch mehr. Großes Lob an die Organisatoren und vor allem an die Helfer. Ihr habt einen tollen Job gemacht. Etwas ärgerlich war jedoch, dass kurz dem Start ein paar Streckenmarkierungen mutwillig zerstört bzw. entfernt wurden. Wie ich mitbekommen habe, hat sich die Führungsgruppe um Christian Alles deswegen verlaufen. Der Veranstalter versicherte, dass die Markierungen am Abend zuvor und auch noch am Wettkampfmorgen kontrolliert wurden. Traurig, dass es solche Menschen gibt, die auf dieses Weise eine schöne Veranstaltung sabotieren.

Dennoch fand ich den Lauf sehr gelungen. Eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Straßenläufen. Mit den Regenponchos als Startnummerzugabe hat der Veranstalter super auf den plötzlichen Wetterwechsel reagiert. Als einzigen kleinen Kritikpunkt bzw. Verbesserungsvorschlag hätte ich anzubringen, dass gerade auf den gefährlichen Abwärtspassagen noch ein, zwei Helfer mehr wünschenswert gewesen wären. Einfach nur für den Fall, wenn jemand stürzt. Ansonsten fand ich die Gepäckabgabe und die Startnummernausgabe deutlich besser gelöst, als im letzten Jahr. Auch dass sich der Start dieses Mal ebenfalls im Schlossgarten befand, war die richtige Entscheidung. Alles in allem eine schöne und gelungene Veranstaltung, auf die ich mich schon im nächsten Jahr freue. Vielleicht starte ich auch mal auf der vollen Distanz, aber davor habe ich Respekt. Denn wie lautete das diesjährige Motto so schön? „Nur die Harten kommen in den Garten!“