Vor dem Lauf
Die Vorbereitung verlief wieder nach Gefühl. Genaugenommen habe ich noch nie für einen Halbmarathon nach einem konkreten Plan trainiert. Ich muss bei meiner wenigen verfügbaren Zeit flexibel sein, was das Lauftraining betrifft. Daher entscheide ich spontan, wie ich die nächste Einheit laufe und höre dabei auf meinen Körper. Bis jetzt fuhr ich immer recht gut damit. Sicher nicht optimal, aber bei meinem Alltag einfach stressfreier.
Stress vermeiden ist wichtig. Deswegen entschied ich mich mit dem Auto zu fahren, statt mit der Bahn. Zweimal umsteigen, plus Fußweg, plus Kälte, plus verzögerte Heimfahrt. Nein, darauf hatte ich keine Lust. Die Anfahrt verlief total unproblematisch und die Parkmöglichkeiten sind vor Ort natürlich wegen des Stadions ideal. Der Waldparkplatz ist richtig groß und es waren dort sogar Dixi-Klos aufgestellt. Von dort musste ich nur noch über eine Fußgängerbrücke auf die andere Straßenseite direkt zum Stadion.
Die Startnummer und den Zeitmessungs-Chip hatte ich mir gegen kleines Aufgeld nach Hause schicken lassen, sodass das Abholen der Unterlagen hinfällig war. Umziehen konnte man sich im Kellerbereich des Stadions, wo man auch seine Wertsachen abgeben konnte. War alles sehr einfach zu finden. Der Start selbst war direkt vor dem Stadion. Die Wege waren somit kurz. Ich zog mich bereits im Auto um, hatte aber noch eine Jacke an, da es recht frisch war. Eine Viertelstunde vor dem Start deponierte ich sie im Umkleidebereich und lief mich danach ein wenig warm. Ich reihte mich schließlich in den Startblock “Zielzeit unter 1:45″ ein und wartete bei perfektem Laufwetter auf den Start.
Der Start
Der Startschuss fällt. Doch zuerst für den Eliteblock. Wir rücken vor. Nun fällt unser Startschuss und Masse läuft los. Doch nach nur 200 Metern staut es sich. Was ist da los? Eine Spitzkehre! Ich hätte mir den Streckenplan genauer anschauen sollen. Was soll’s, so gehe ich zumindest den ersten Kilometer nicht zu schnell an. Doch eine 5:02 hätte es nun auch nicht sein müssen.
Die ersten vier Kilometer führen am Wald entlang. Es hat leichtes Gefälle. Nach und nach erhöhe ich mein Tempo. 4:48, 4:43, 4:39. Doch ich bin skeptisch. Was jetzt bergab geht, muss auch irgendwann wieder bergauf gehen. Von zwei Stellen (KM14 und KM19) habe ich im Vorfeld bereits gelesen. Also nehme ich wieder etwas Tempo raus und laufe den fünften Kilometer durch die City in 4:48.
Kurz vor Kilometer 10 gibt es den ersten Verpflegungsstand. Auch wenn es nicht heiß ist, hatte ich die bei anderen Halbmarathonveranstaltungen sonst übliche Wasserstelle bei Kilometer 5 vermisst. Ich nehme ein Isostar-Gel aus der Tube zu mir und trinke einen halben Becher Wasser. An dieser Stelle geht es vom Ufer steil hoch, was sich zusammen mit der Verpflegungsaufnahme auch gleich in der Zeit bemerkbar macht. 4:48, 4:55.
Im Ziel
Erschöpft, aber glücklich musste ich mich erst einmal an ein Absperrgitter anlehnen. Auf dem Videowürfel oberhalb des Anstoßpunktes konnte man den Zieleinlauf der Teilnehmer verfolgen. Neben mir wollte ein Läufer ein Selfie von sich machen und ich bot ihm an, dass ich ihn fotografiere. Er machte auch ein Foto von mir, was er mir freundlicherweise nachmittags gleich zuschickte. Da es zwar strahlend blauen Himmel, jedoch auch frische Temperaturen hatte, blieb ich nicht all zu lange im Stadion. Ich wollte nicht den gleichen Fehler wie in Karlsruhe 2011 machen, als ich mir eine Mandelentzündung zuzog und dadurch den geplanten Frankfurt Marathon absagen musste.
Nach dem Lauf
Fazit
Der Lauf war rundum gelungen. Da passte fast alles. Perfektes Wetter, gute Organisation, tolles Ergebnis. Im Vorfeld konnte ich ja meine Form nicht so recht einschätzen und wollte lediglich eine Sub1:45 laufen. Insgeheim hoffte ich jedoch auf eine Sub1:40. Nun war ich mit einer 1:38:48 sogar noch deutlich schneller. Doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Mit etwas mehr Mut auf der ersten Rennhälfte hätte ich eventuell eine noch bessere Zeit, vielleicht sogar eine neue PB erreichen können.
Ich lief die erste Hälfte aufgrund des Gefälles bewusst zurückhaltender, um auf dem ansteigenden Rückweg nicht einzubrechen. Dennoch lief ich einen negativen Split. Und zwar deutlich (50:04 / 48:44). Ich war nach dem Zielsprint schon platt, doch ich hatte rückblickend das Gefühl, dass ich zu Beginn hätte etwas schneller laufen können. Mit einem ähnlichen Tempo wäre ich dann an meine PB (1:37:20) recht nahe gekommen. Ob es tatsächlich so gekommen wäre, lässt sich schwer sagen. Letztendlich überwiegt meine Freude über den überraschend guten Lauf und bin einfach glücklich, dass alles so gut geklappt hat. Und das, obwohl ich von meinem einstigen Wohlfühlwettkampfgewicht leider wieder bzw. noch 3-4 Kg entfernt bin. So gesehen ist die Zeit noch höher einzuschätzen.
Was die Veranstaltung an sich betrifft, war ich ebenfalls angenehm überrascht. Der Streckenverlauf war gut und schöner, als gedacht. Ich konnte mich voll und ganz auf das Laufen konzentrieren. Lediglich die Spitzkehre zu Beginn und der Wendepunktabschnitt sind etwas unglücklich. Die zwei Steigungen bei KM 14 & 19 kann man verkraften. Ganz flach geht halt eigentlich fast nie. Die Organisation war wie gesagt top. Start und Ziel am bzw. im Stadion waren auch super. Insgesamt eine schöne Veranstaltung und ein gelungener Saisonstart.
PS: Während des Laufs ist mir aufgefallen, dass mein Garmin FR620 extrem genau war. Und ich rede hier von einem einstelligen(!) Meterbereich. Teilweise piepste die Uhr exakt bei der Kilometermarke. Das hatte ich so genau noch nie. Ich musste somit nicht rechnen, sondern konnte mich auf die Anzeige verlassen, was natürlich sehr angenehm war. Erst zum Schluss kamen 100m mehr hinzu. Könnte vielleicht an der Runde ums Stadion gelegen haben.