Wer von Flachau über den Faulkogel bis zum Tappenkarsee geht, durchkreuzt die Kalkalpen, die Dolomiten und die Karibik.
Hinweis: Der Beitrag entstand in Kooperation mit Flachau Tourismus. Für den Artikel haben wir ein Honorar erhalten.
Die Bergtour auf den Faulkogel in den Radstädter Tauern ist gewiss eine der abwechslungsreichsten Wanderungen, die du auf berghasen.com findest. Wanderst du vom Gipfel weiter bis zum Tappenkarsee, begibst du dich auf eine Reise durch drei Welten. Eine schöne, aber beschwerliche Reise. Führt sie doch über 26 Kilometer und 2.100 Höhenmeter durch teils schwieriges Gelände.
Faulkogel: Daheim in den Kalkalpen
Den Tag starten wir am Eingang ins Marbachtal, wenige Minuten von der Autobahnabfahrt Flachauwinkel entfernt. Am Wanderparkplatz ist der Faulkogel (2.654 m) mit vier Stunden 30 Minuten angeschrieben. Ein wenig schneller sollten wir schon sein, möchten wir heute noch zum Tappenkarsee kommen.
Schatten und kühle Luft hängen über dem Marbachtal. Der Gipfel des Faulkogels leuchtet in zartem Rosa. Gut drei Kilometer marschieren wir auf der Forststraße vorbei an den Marbachalmen und der Ursprungalm bis zum Talschluss. Wer denselben Weg wieder zurück möchte, sollte sich für die Strecke unbedingt ein Mountainbike mitnehmen.
Nach der Ursprungalm endet die Forststraße und wir wandern auf einem alpinen, aber gut markierten Steig weiter. Der Blick auf die Steilstufe vor uns lässt uns rätseln, wo der Weg sie wohl überwinden wird. Wir entdecken ihn auf einem Grasband auf der rechten Seite.
Zuvor steigen wir über Schutthalden und eine steile Wiese in vielen Serpentinen höher. Der Verlauf des Steiges ändert sich hier jedes Frühjahr, weil die Lawinen im Winter den Untergrund immer neu formen.
Voller Abwechslungen ist die Tour also jetzt schon. Später werden wir durch Landschaften streifen, wie wir sie hier mitten im SalzburgerLand nie erwartet hätten.
Über uns türmen sich steile Felswände auf. Wir sind am Ende des Tales angelangt. Das Grasband leitet uns sanft über die Felsstufe. Eine Seilversicherung entschärft die ausgesetzten Passagen des Quergangs.
Danach falcht das Gelände ab und wir erreichen ein wunderschönes Plateau unterhalb der Ostwand des Faulkogels. Saftige Gräser sprießen in großen Büscheln aus dem Boden. Alpenblumen blühen und verblühen. Ich kann ich nicht entscheiden, in welchem Zustand ich sie schöner finde.
Der Blick reicht weit über das Marbachtal hinaus. Die Dachstein-Südwand und die markantesten Gipfel der Schladminger Tauern erkenne ich sofort.
In einer Senke versteckt liegt der Neukarsee. Ihn entdecken wir erst, als wir zur Neukarscharte aufsteigen. Am Weiterweg zur Franz-Fischer-Hütte werden wir ihn aus der Nähe betrachten können.
An der Neukarscharte bekommt das Panorama eine noch größere Dimension. Der Blick nach Westen tut sich auf. Hinab nach Kleinarl und weiter in die Hohen Tauern.
Über den Nordgrat auf den Faulkogel
Zu unserer Linken fällt der Nordgrat ab, über den wir das letzte Stück zum Faulkogel aufsteigen. Mal klettern wir direkt am Grat, mal queren wir tief in den Osthang hinein. Wenig später stehen wir unterhalb der Schlüsselstelle der Tour: ein langer Kamin, der mit Seilen und Stiften versichert ist.
Nach dem Kamin glauben wir uns schon fast am Gipfel. Doch der Weg zieht sich. Das Gelände wird flacher, einen steileren Felsaufschwung müssen wir noch überwinden. Immer begleitet von genialen Tiefblicken auf den Neukarsee und Weitblicken in die Salzburger, die Steirische und die Tiroler Bergwelt.
Beeindruckend sind die letzten Meter zum Gipfel. Abschüssige Platten führen dich auf dem recht schmalen Grat bis zum Gipfelkreuz.
Das Panorama – einwandfrei! Besonders unsere Hausberge im Tennengebirge, Gosaukamm und den Berchtesgadener Alpen setzen sich perfekt in Szene.
Weiter in den Lungau: Vom Neukarsee zur Franz-Fischer-Hütte
Wir liegen gut in der Zeit, setzen wir den Weg zum Tappenkarsee wie geplant fort. Dazu steigen wir über den Aufstiegsweg vom Faulkogel zum Neukarsee ab. Der Neukarsee ist ein Idyll am Fuße des Faulkogels. An sonnigen Tagen strahlt der kleine Bergsee in klarem Blau, bedecken wie heute Wolken den Himmel schimmert er in einem satten Grün.
Nachdem wir den Neukarsee hinter uns gelassen haben, folgen wir den Wegweisern Richtung Franz-Fischer-Hütte. Sie liegt bereits im Lungau hoch über dem Riedingtal.
Viele Leute sind hier nicht unterwegs. Das erkennt man an der Beschaffenheit des Weges. Oft ist der Steig gar nicht mehr erkennbar und wir müssen weit nach vorne Ausschau nach den ausgebleichten Markierungen halten.
Plötzlich in den Dolomiten
Die Landschaft ändert sich schlagartig. Wir verlassen die weichen Wiesen und finden uns in einer Steinwüste wieder. Von der Lungauer Seite sieht der Faulkogel auf einmal ganz anders aus. Schroff, der Fels fast gelblich.
Haushohe Felsblöcke säumen den Weg. Neben uns ragen Gesteinstürme auf, von goldbraunen Schichten unterbrochen, wie wir sie sonst nur aus den Dolomiten kennen.
An der Windischscharte treten wir in den Lungau über. Hier verläuft die Grenze zum Pongau. Wir können verschnaufen, denn der Weg fällt bis zur Franz-Fischer-Hütte immer leicht ab.
Von Weitem erblicken wir den nächsten Bergsee – den Zaunersee. Direkt darüber auf einer aussichtsreichen Anhöhe die Franz-Fischer-Hütte. Die perfekte Lage. Ohne Zweifel. Auf der Sonnenterrasse gönnen wir uns eine Stärkung. Jede Art von Knödel schmeckt hier fantastisch.
15 Kilometer haben wir bisher zurückgelegt. Etwa 10 fehlen noch. Diese haben wir bald beisammen. Denn nur noch einmal müssen wir kurz bergauf zur Weißgrubenkopfscharte. Ansonsten zieht der Steig hoch über dem Riedingtal auf gleichbleibender Höhe durch saftige Almen.
Wieder ändert sich die Landschaft. Von den schroffen und felsigen Gebirgsstöcken ist nichts mehr zu sehen. Sanfte Grasberge stapeln sich jetzt so weit das Auge reicht. Das ideale Trailrunning-Gebiet stellen wir fest. Denn auch die Wege sind wenig technisch und schlängeln sich flowig über die Hügellandschaft.
Tappenkarsee: Abtauchen in der Karibik
An der Windischscharte haben wir den letzten Anstieg für heute geschafft. Gespannt spähen wir hinab nach Kleinarl. Aber der Tappenkarsee entzieht sich unseren neugierigen Blicken. Wir müssen zuerst in das Becken absteigen, um den Bergsee endlich sehen zu können.
Dann liegt er vor uns. In der Nachmittagssonne glitzernd. Eingerahmt von zahlreichen Zweitausendern, von deren Hängen das Wasser fließt, das den See speist. Rösser grasen am Ufer, Kinder spielen, Kuhglocken bimmeln – welch ein Naturidyll.
Ein bisschen fühlen wir uns in die Karibik versetzt. Der Unterschied: Am Tappenkarsee wiegen statt Palmblättern die Äste der Lärchen im Wind; die Zehen vergräbst du nicht in weißem Sand, sondern in den Gräsern der Almwiese.
Etwas weniger als eine Stunde benötigen wir für den Abstieg vom Tappenkarsee zum Parkplatz an der Schwabalm in Kleinarl. Über Serpentinen laufen wir mehrmals hin und her, vorbei an Wasserfällen, die über die Steilstufe stürzen. Am Jägersee legen wir einen weiteren Zwischenstopp ein, bevor uns Elisabeth vom Flachauer Tourismusverband zurück nach Flachau bringt.
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Am Ende haben wir mit etwas Fantasie drei Welten durchkreuzt. Das Kalkgebirge der Radstädter Tauern, die Dolomiten und die karibischen Seen in Kleinarl. Abwechslung pur, diese Tour!
Tipp: Die Tour kannst du wunderbar auf zwei Tage aufteilen, wenn du eine Nacht in der Franz-Fischer-Hütte verbringst.
Tourdaten
- Aufstieg: 2.100 Höhenmeter
- Abstieg: 2.000 Höhenmeter
- Länge: 26 Kilometer