Berger-Gutachten zum Nationalpark „Teuto“: Blick über den Tellerrand verpasst!

Über das Ergebnis des Vertiefungsgutachtens von Unternehmensberater Berger zum geplanten Nationalparks im Teutoburger Wald zeigt sich der Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD) wenig überrascht: „Das war zu erwarten, wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, kommentiert BSHD-Vizepräsident Lars Schmidt den erwartungsgemäßen Inhalt. Vor allem aber hat Berger aus Sicht des BSHD gleich in zweierlei Hinsicht den dringend notwendigen Blick über den Tellerrand verpasst.

Zum einen ist es bei der Bewertung der Folgen für die Holzindustrie nach Ansicht der Holzwirtschaft nicht ausreichend, lediglich den direkten Rohstoffentzug für die Betriebe vor Ort ">
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"> zu ermitteln. „Vielmehr muss man diese Mengen im Kontext der bundesweiten Entwicklung und des globalen Wettbewerbs sehen, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen für die Betriebe vor Ort zu ziehen“, so Schmidt. Denn schließlich laufen bundesweit zahlreiche Projekte dieser Art. Auch im Staatswald NRW sollen zusätzlich zum Nationalpark im Rahmen des sogenannten Wildnisgebietskonzepts die Laubholzbestände, die bislang die Versorgung der Laubholzindustrie sicherstellten, nahezu vollständig aus der Nutzung genommen werden. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Energieholz , hier spielt gerade die Holzart Buche eine wesentliche Rolle für die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz. In der Folge steigen die Rundholzpreise und Transportkosten für die Betriebe durch die zwangsläufig wachsenden Einzugsradien. Die unzureichende Auslastung der Unternehmen aufgrund des Rundholzmangels sorgt zusätzlich für steigende Kosten: „Dabei ist es unerheblich, ob die Betriebe in dem betroffenen Gebiet einkaufen, und wie hoch der Anteil aus der Region ist. Hier hätten wir uns gerade von einer international agierenden Unternehmensberatung eine umfassende Darstellung der Auswirkungen erhofft. Denn der globale Wettbewerb wächst, und die Betriebe in Deutschland verlieren aufgrund der Rohstoffverknappung zunehmend an Konkurrenzkraft. Da sollten die Bedenken der großen örtlichen Arbeitsgeber wie beispielsweise der Glunz AG, Kronospan und Blomberger Holzindustrie schon ernst genommen werden. Aber vielleicht ist das die neue politische Zielsetzung in Deutschland: Nationalparke vor der Haustür, und der billige Rohstoff kommt aus dem Ausland, ungeachtet der Auswirkungen auf Natur- und Umweltschutz“, fasst Schmidt zusammen.

Die Unternehmen der Holzwirtschaft sind besonders verärgert über die Tatsache, dass man hier ohne naturschutzfachlich stichhaltige Begründung zunehmend in Bedrängnis gebracht wird: „Selbst bei Naturschützern ist die Zielsetzung für Großschutzgebiete umstritten, möchte man nun Artenvielfalt, oder den Schutz bestimmter Arten, Naturschutz oder eher Prozessschutz? Die Ziele widersprechen sich zumindest teilweise und es ist keine stringente Zielrichtung erkennbar. Aber vor allem lassen sich alle Ziele auch im Rahmen der naturgemäßen Waldwirtschaft sicherstellen. Alles in allem stehen offensichtlich ideologische Zielsetzungen im Vordergrund, weniger fachliche Argumente“, so Schmidt weiter.

Nach Ansicht der Holzwirtschaft hat auch Berger mit dem Gutachten offensichtlich die Chance verpasst – oder vielmehr auch nicht den Mut gegenüber seinen Auftraggebern aufgebracht - die eigentlich wesentlichen Fragen zu stellen – und mit alternativen Vorschlägen zu beantworten: Sind die geplanten Flächenstilllegungen und die damit verbundenen, sehr wahrscheinlichen Nachteile für die Betriebe der Holzwirtschaft sowie die Folgen für den Umwelt- und Klimaschutz tatsächlich zwingend notwendig, um die möglichen, in Aussicht gestellten und durchaus positiven Auswirkungen wie beispielsweise touristische Infrastruktur sowie die vom Land geförderte Regionalentwicklung zu erreichen? Oder lassen sich verschiedene Ziele, beispielsweise nachhaltige Nutzung des nachwachsenden Baustoffs und Energieträgers Holz , Natur- und Artenschutz sowie Entwicklung der Region Lippe nicht sogar sinnvoll miteinander verbinden?

„Davon würden alle profitieren, ohne Risiken und Nebenwirkungen. Aus unserer Sicht die intelligentere Lösung, anstatt das Projekt gegen den Widerstand verschiedener Interessengruppen und gegen Teile der Bevölkerung vor Ort durchzusetzen“, kommentiert Schmidt die offensichtlich bislang nicht erfolgte Prüfung von alternativen Konzepten zum Nationalpark – und fordert die Landesregierung mit Verweis auf das Zentrum für Nachhaltige Waldwirtschaft im Bayerischen Steigerwald auf, diesen Mangel im Interesse eines tatsächlich ergebnisoffenen Entscheidungsprozesses umgehend zu beheben.


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