Wird Zeit für ein Fundstück aus dem vergangenen Alltag. Nicht umsonst trägt mein Blog den Namen Alltagserinnerungen.
Und weil wir gerade beim Thema Berge sind, ein passendes Fundstück dazu. Wenn auch nur vom Namen her.
Ich habe es vor einigen Wochen in einem Trödelgeschäft in Miltenberg gefunden und weil es einen originellen Namen trägt, habe ich es gekauft.
Bergauf Schutzstoff-Seife.
Mein kleiner Helfer präsentiert sie Dir, die Bergauf Schutzstoff-Seife - für strapazierte Haut.
Ich habe diese Seife nie zuvor gesehen, vielleicht gehöre ich auch nur nicht zur Zielgruppe - arbeite ich doch eher im Büro, da werden die Hände nicht so schmutzig.
Wenn ich die Packung auf die Seite drehe, erfahre ich mehr...
reinigt und pflegt schutzbedürftige Haut. Ein Spezialerzeugnis der Chemische Werke Witten Gesellschaft mit beschränkter Haftung Witten/Ruhr
Damit bekommt es einen Bezug zum Ruhrgebiet und was gibt, entschuldige, gab es im Ruhrgebiet? Richtig Bergbau.
Genauer Kohlebergbau, früher ein Segen für die Menschen der Regen und mittlerweile weitläufig verteufelt.
Bergauf-Seife erhält haut gesund!
enthält den klinisch- und praxiserprobten Hautschutzstoff 0-48-G.
Wer kennt diesen Hautschutzstoff nicht, ich jedenfalls habe von ihm noch nie etwas gehört. Aber heißt ja nix.
Dieser bewirkt bereits beim Waschen die erwünschte biologische Rückfettung der Haut und macht sie geeignet für Werktätige in Bergbau und Staubbetrieben, Kokereien und Hütten, für Ärzte, Pfleger und Laboranten. Selbst chemische und physikalische Einflüsse werden durch Bildung eines Schutzfilmes (unsichtbarer Handschuh) gebremst.
Historischer Hintergrund.
Ich habe natürlich etwas recherchiert und bin beim Hersteller Chemische Werke Witten fündig geworden.
Im Jahr 1912 übernahmen Arthur Imhausen und Clemens Stallmeyer die Firma Märkische Seifenindustrie. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelang der umbenannten Firma „Imhausen - Chemie" die Herstellung von künstlichen Fetten aus Nebenprodukten der Kohlehydrierung.
Die Kohlehydrierung wurde auf Bestrebungen zur Autarkie in diesen Jahren von der damaligen Reichsregierung gefördert. Ziel sollte der Ersatz von fehlendem Erdöl durch dieses Verfahren aus Kohleprodukten sein.
Nach dem Krieg wurden die Werke in Witten 1947 wieder in Betrieb genommen. 1952 kam es zu einem Besitzerwechsel und die Gesellschaft gelangte in die Hände der Westfalenbank. Kurz hiernach wurde sie an die Harpener Bergbau AG weitergereicht und in Chemische Werke Witten umbenannt.
Diese firmierten in der Zeit zwischen 1952 und 1956 unter diesem Namen. Damit haben wir auch das Alter meines heutigen Fundstücks.
Damit hat sich das Rätsel um dieses Fundstück gelöst. Und es gibt diese Seife auch heute noch, schaut nur etwas moderner aus.
Scheinbar also ein Erfolgsprodukt und wirklich wirksam, ich habe sie allerdings nicht getestet. Ist doch schon ein bisschen älter.
Jetzt ruht sie in meiner kleinen Sammlung alter Waschmittel und Seifen.
Und schon bin ich auf der Suche nach einem neuen, alten, Fundstück.
Bis dahin, bleib interessiert
Björn