Bereicherung

Prinzchen, Luise und “Meiner” schaffen im Schulzimmer Ordnung, weil “Meiner” am Montag wieder zur Arbeit geht, Teilzeit vorerst einmal, weil noch nicht klar ist, ob er schon fit genug ist für das volle Pensum. Die Kinder helfen beim Aufräumen und Einrichten. Als “Meiner” findet, es sei jetzt Zeit, nach Hause zu gehen, meint das Prinzchen begeistert: “Ja, und dann räumen wir das Kinderzimmer auf!” Was sie dann auch tun, bis “Meiner” die Nase voll hat vom Aufräumen, worauf das Prinzchen eben ins Badezimmer weiterzieht, wo es nach dem Bad seiner grossen Geschwister so einiges wegzuräumen gibt.

Mal wieder starte ich das Jahr mit einer Magen-Darm-Seuche und mal wieder findet das Prinzchen, dies sei so was von daneben. (Ich übrigens auch, aber mich fragt ja keiner.) Weil es ihn langweilt, dass ich schon wieder im Bett liege, fängt er an, über mich zu springen, hin und zurück mit viel Anlauf, leider aber auch mit harten Landungen auf meinen ohnehin schon schmerzenden Bauch. Einige Male lasse ich ihn gewähren, irgendwann aber reicht es mir. “Prinzchen, du machst das ganz toll, aber könntest du jetzt bitte aufhören?”, flehe ich, aber offenbar kann unser Jüngster mich mit zittriger Stimme nicht ganz ernst nehmen. Er springt weiter. “Prinzchen, hörst du jetzt bitte sofort auf”, sage ich ein wenig lauter und bestimmter. Beleidigt zieht er sich unter seiner Decke zurück. “Gerade eben haben Luise und ich so toll das Badezimmer aufgeräumt und jetzt fängst du an, mit mir zu streiten!”, grummelt er. Nun ja, wenn er das streiten nennt…

Wenig später wäre eigentlich Schlafenszeit, aber das Prinzchen findet, seine Arbeit sei noch nicht getan. “Ich muss noch diese Abfallsäcke wegräumen und das Altpapier und dann sollte man den Vorratsschrank mal wieder aufräumen…” Eifrig wetzt er durch die Wohnung, murrt über seine Familie, die einfach nicht ordentlich sein kann und lässt sich kaum bremsen. Erst als “Meiner” verspricht, morgen würden sie dann den Rest der Unordnung im Kinderzimmer beseitigen, kann Prinzchen das Unerledigte sein lassen und sich zur Ruhe begeben.

Wüsste ich nicht, dass der Kleine gar nicht weiss, dass ein neues Jahr angefangen hat, würde ich denken, er hätte einen guten Vorsatz gefasst, der in zwei oder drei Tagen wieder verflogen ist. Weil er aber von Vorsätzen keinen Schimmer hat, ist stark davon auszugehen, dass hier allmählich ein Charakterzug sicht- und erlebbar wird. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Charakterzug zu den Charakterzügen der übrigen Familienmitglieder passt, aber es ist spannend, mal auf vollkommen neue Weise bereichert zu werden.

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