Alles auf Anfang. Und wieder zurück.
Ist es wirklich erstrebenswert immer mit der Zeit zu gehen, immer mit dem Strom zu schwimmen?
Ed Rosen ist als Software-Experte einer der Entwickler des UniCom und zugleich sein erster Träger. UniCom ist mehr als ein Kommunikationsmittel, es kann auch mehr als ein schnödes SmartPhone – und es wird dem Träger implantiert. Einfach mal zu Hause auf dem Küchentisch liegen lassen? Geht nicht. Es ist immer und überall dabei. Es zeichnet die Sinneseindrücke des Trägers auf und ermöglicht es ihm, diese jederzeit erneut abzuspielen und zu manipulieren. Was ist hier noch Realität?
Und wieso sollte Ed sich noch mit der Realität zufrieden geben, wenn er immer und immer wieder seine erotischen Abenteuer aus jedem erdenklichen Blickwinkel erleben kann? Das er mit dem UniCom ständig kontrolliert wird, das wird da doch zur Nebensache.
Jeder soll – nein, MUSS – das Implantat tragen, auch wenn es natürlich keine Pflicht ist. Keine ausgeschriebene jedenfalls. Aber wer will denn schon zurück bleiben? Wenn mein Nachbar eins hat, mein Zeitungsverkäufer, mein Bäcker – dann bleibt mir doch nichts anderes übrig. Einfach die Bedenken in den Wind streuen. Überwachung rund um die Uhr? So schlimm kann das doch auch nicht sein.
Benjamin Steins Roman muss nachwirken. Was sich zuerst liest wie eine recht simple Geschichte über einen jungen Mann auf der Überholspur – Sex und Geld inklusive – entfaltet seine ganze Wirkung erst, wenn man das Buch schließt. Was für eine Geschichte ist das eigentlich? Geht es nur darum, ständig auf dem neuesten Stand zu sein, in jedem Netzwerk angemeldet, ständig und überall auf dem Laufenden und mit Allem und Jedem im Kontakt? Oder geht es vielleicht auch darum, zu hinterfragen, wie man sein Leben lebt?
Ed lebt nicht mehr im Hier und Jetzt, er lebt in seinen Replays. Neue Erfahrungen? Fehlanzeige. Alles ist nur eine Wiederholung des schon Dagewesenen. Dabei geht natürlich auch nichts verloren, alles wird gespeichert, in unzähligen Versionen – eine besser, aufregender und schöner als die Vorherige.
Vielleicht ist Replay – und so sehe ich es – auch ein Apell daran, sich auf ein Implantat zu verlassen, das nicht überwacht werden kann und das unter Garantie mehr kann als jeder Chip, das auch jederzeit bei einem ist und dabei auch noch zuverlässiger als jedes Computersystem – das eigene Gehirn.
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten, erschienen bei C.H. Beck, Januar 2012.
ISBN: 978-3406630057
Vielen Dank an den Verlag C.H. Beck für die Bereitstellung von Replay. Außerdem ein großes Dankeschön an Blogg dein Buch – für die “Vermittlung”.