Bei einigen Menschen, man muss es leider sagen, ist Benehmen Glücksache. Dabei wäre guter Rat gar nicht mal teuer. In verschiedenen Antiquariaten kann man heute noch das seinerzeit für den Preis von 3 1/2 Mark angebotene Buch “Der gute Ton oder das richtige Benehmen” für 9 bis 58 Euro (dann aber mit Goldschnitt) erwerben – je nach Zustand. Das Büchlein stammt aus dem Jahre 1898 und ist “ein Ratgeber für den Verkehr in der Familie, in der Gesellschaft und im öffentlichen Leben. Ein Hausschatz, in dem man Belehrung über das findet, was sich schickt und nicht schickt, wie man sich in diesem oder jenem Falle zu benehmen hat.” Heute nun soll vom Essen die Rede sein. Dazu weiß der Ratgeber: “Jeder bemühe sich, die Kunst des Essens recht vollkommen zu erlernen und zu handhaben, damit dem Zuschauer nicht der Appetit vergehe, sondern er welchen bekomme. Wie jede Kunst, so ist auch diese keineswegs leicht und einfach. Es ist viel Geduld, Ausdauer und beständige Uebung nötig, um sie in allen Winkelzügen zu begreifen und richtig auszuüben. Darum ist es am besten, man gewöhnt die Kinder gleich vom dritten Jahre an den richtigen Gebrauch der Werkzeuge, welche wir beim Essen benutzen; denn ‘früh übt sich, was ein Meister werden will’, und ‘jung gewohnt, alt getan’.” Was soll ich sagen? Ziemlich spät finde ich. Unsere Enkel können mit zwei bzw. drei Jahren schon ziemlich perfekt mit ihren Werkzeugen umgehen.
Guter Rat für gutes Benehmen muss nicht teuer sein.