Below im Test – Ein Nerd unterm Berg

Bereits auf der E3 2013, also mit Ankündigung der Xbox One wurde mit dem ID@Xbox Programm sowohl Ashen als auch Below angekündigt. Beide Titel hatten von Anfang an mein Interesse geweckt. Nun, 5 Jahre später, sind beide Titel im Game Pass gelandet. Below ist allerdings nicht der Debüt Titel von Capybara Games. Durch Spiele wie Super Time Force, Might and Magic Clash of Heroes oder Superbrothers: Sword & Sworcery hat das Studio bereits gezeigt, dass es vielfältige Fähigkeiten hat. Ob der neuste Titel von dem kanadischen Studio ein Hit ist, verrate ich euch im Test.

Der alte Mann und das Meer

Below im Test – Ein Nerd unterm BergEinsam treibt ein kleines Boot auf dem Meer, es regnet und stürmt. Dann landet unser namenloser Abenteurer am Strand einer völlig unbekannten und einsamen Insel. Links eine Treppe in Stein, welche aber verschüttet ist, rechts am Strand eine ausgebrannte Feuerstelle. Es war also schon jemand vor mir hier? Nach Erkundung des Strandes gibt es nur einen Weg, wir erklimmen die Steinwand, um ein riesiges Plateau der Insel zu erreichen. In dessen Mitte leuchtet etwas und wir werden wie eine Motte von dem Licht angezogen. Eine Laterne, welche wir mitnehmen. Ein wenig weitergewandert und wir stehen vor einem Höhleneingang. Nun kommt unsere gefundene Laterne zum Einsatz. Oder doch nicht? Nein, denn dieser fehlt es an Energie. Also die Fackeln aus der Tasche gepackt und es geht abwärts. Wir erforschen Höhlen, finden Gegenstände wie Moos, Stöcke, Stofffetzen und Asche. Aber unser Magen knurrt und die gefundenen Gegenstände sind eher ungenießbar. Kartoffeln, Rüben aber auch das ein oder andere Tier scheinen sich ebenfalls nach hier unten verirrt zu haben. Das gibt einen netten Eintopf am nächsten Lagerfeuer. Frisch gestärkt geht es immer tiefer. Rot leuchtende Wesen, welche uns angreifen? Was ist das? Was ist hier überhaupt los? Der Griff nach dem Schwert ist zwingend erforderlich. Wir wehren uns gegen die unbekannten Angreifer und sammeln die fallen gelassenen Energiekristalle auf und siehe da, unsere Laterne fängt an zu leuchten. Mit ihr können wir besondere Stellen im Berg öffnen, decken tödliche Fallen auf, bevor wir hineintappen und können Feinde in die Flucht zwingen. Es geht weiter hinab und neben Hunger und Durst wird nun auch die Kälte ein Problem. Der Weg zurück ist zu weit und die Hoffnung bald wieder eine Lagerstelle zu finden, treibt uns weiter an. Stärkere Gegner, klirrende Kälte und immer gefährlichere Fallen machen uns zusammen mit den weniger werdenden Lebensmitteln das Leben schwer und wir müssen resigniert feststellen, dass wir aus dieser Hölle aus Eis nicht mehr lebend herauskommen. Unser Wanderer stirbt den digitalen Tod, auch wenn er sich weit gequält hat.Below im Test – Ein Nerd unterm Berg

Auf ein Neues!

Below im Test – Ein Nerd unterm BergSo oder so ähnlich sieht wohl bei den meisten der erste Durchlauf des Spiels aus. Erklärt wird uns im Rouge-lite bis auf die Tastenbelegung absolut nichts. Der Spieler soll entdecken. Die Spielwelt, die Mechaniken, die Geschichte? Nein eine Geschichte gibt es wohl eher nicht zu entdecken. Im Gegenteil, wir schreiben unsere Geschichte quasi mit jedem Wanderer selbst. NPC's sucht man hier vergebens und auch Quests gibt es nur die, welche wir uns selbst stellen. Der Drang immer tiefer in diesen Berg vorzudringen ist zwar unausgesprochen aber allgegenwärtig. Below ist im Grundsystem so gut leserlich, dass selbst ungeübten Spielern schnell klar wird, was in diesem Spiel zu tun ist. Gegenstände und der aktuelle Status unseres Abenteurers werden mit klaren Symbolen dargestellt, die wohl in jeder Sprache ohne weiteres verständlich sind. Das gilt allerdings leider wirklich nur für das Grundkonzept des Spiels. Sobald es um etwaige Rätsel geht, wird es deutlich schwerer zu deuten was zu tun ist und der ein oder andere Spieler dürfte hier resignierend weiterziehen. In Below begeben wir uns in die beklemmende Atmosphäre, die eine Berghöhle so mit sich bringt. Zum einen Wissen wir nie was uns im nächsten Abschnitt erwartet, zum anderen schallt von den Wänden immer wieder ein nicht zuordbares Geräusch zu uns.

Below im Test – Ein Nerd unterm BergImmer wieder vorbeihuschende Schatten am Rand unseres Sichtfeldes halten auch bei uns einen gewissen Stresslevel hoch. Ohne Hilfsmittel ist der Sichtkreis deutlich eingeschränkt und wir sehen die meisten Gefahren erst, wenn wir unmittelbar daneben stehen. Mit einer Fackel oder aufgeladener Laterne lebt es sich da deutlich sicherer und wir bewegen uns leichter durch die Abschnitte. Diese sind nämlich fest und lediglich der Wanderer bewegt sich über den Bildschirm und sucht einen Gang zum nächsten Bildschirm. Bei der Suche nach dem nächsten Gang stoßen wir auf verschiedene Fallen, die sogar einen direkten Tod bedeuten können, wenn wir unbedacht hineinlaufen. Auch die Gegner sind nicht gerade ungefährlich. Während die kleinen Einzeller zu Beginn eher knuffig, als wirklich gefährlich sind, werden die darauffolgenden Gegner deutlich ungemütlicher. Hier gilt es die Kampfmuster zu erkennen und mit geschickten Ausweich-Moves oder dem Schild den Angriffen der Gegner zu entkommen. Zwar können Fehler im Kampf häufig mit Elixieren oder Bandagen korrigiert werden, muss dafür aber in den meisten Fällen der Gegner erst besiegt werden, da die Anwendung zu viel Zeit kostet. Wirklich ausruhen kann man sich immer nur an Feuerstellen. Hier können wir unbekümmert kochen oder das Lagerfeuer sogar als Schnellreise-Ziel auf Kosten von gesammelten Kristallen markieren. Oder wir legen uns schlafen und erreichen so unseren „Elfenbeinturm". Eine kleine Höhle wo sich unser Wanderer gedanklich niedergelassen hat und diverse Lagermöglichkeiten bestehen. Besonderheit: Die hier gelagerten Gegenstände bleiben auch nach dem Ableben des Abenteurers vorhanden und sind bei einem neuen Run schnell Verfügbar. Das gilt aber leider nicht für alle Gegenstände. Die Laterne muss sich in einem neuen Durchlauf deutlich schwerer wieder erkämpft werden, müssen wir doch die Leiche unseres Vorgängers auffinden, was mit größer werdender Tiefe immer kniffliger wird. Deswegen muss man zu jeder Zeit abwägen ob es klug ist, schnell weiter zu gehen oder eher gemächlich immer tiefer in den Berg vorzudringen.

Eine Handvoll Moos und eine Priese Stöcke - Fertig ist unsere Fackel

Below im Test – Ein Nerd unterm BergAuch das Crafting ist relativ selbsterklärend. Wir müssen immer drei Gegenstände miteinander kombinieren. Fehler kann man dabei keine machen, da man sobald ein Gegenstand im Inventar ausgewählt wurde nur noch die kombinierbaren Gegenstände aufleuchten und der Rest ausgegraut wird. Eine Art Journal über bereits erstellte Gegenstände gibt es allerdings nicht, wodurch Stift und Papier oder anderweitige Notizen lohnen. Ein wenig Old School aber schon irgendwie erfrischend. Beim Kochen gilt so ziemlich dasselbe mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass wir auf jeden Fall eine Flasche mit Wasser benötigen oder habt ihr schon mal einen Eintopf ohne Wasser und ohne Schüssel gekocht? Je nach Zutaten ergeben sich dann entweder eine Brühe, eine Suppe oder ein gehaltvoller Eintopf mit denen wir uns heilen, unseren Magen füllen und den Durst löschen. Einen ganz speziellen Touch erhalten die Gerichte dann noch mit den farbigen Pilzen, welche die einfache Nahrung noch mit besonderen Gimmicks verfeinern. Dadurch, dass man aber auch Nahrungsmittel ungekocht zu sich nimmt, ergibt sich ein etwas stressiger und teils frustrierender Lauf gegen die Zeit.

In der Darstellung trifft Below grade eine Kerbe in der sich viele Indies tummeln oder tummeln wollen. Der Low-Poly Look, den auch Ashen, AER oder das noch kommende Tunic haben, hat zwar ein wenig an Einzigartigkeit verloren, ist aber dennoch schön anzusehen. Durch den in den meisten Fällen fixierten Screen und dem kleinen wandernden „Punkt" auf dem Bildschirm kommt ein wenig das Rouge-Feeling von damals auf. Gerade auf großen Bildschirmen entfaltet dieses Arrangement einen schönen Effekt des Verloren seins. Die Licht und Schatteneffekte sehen stimmig aus und bringen eine schöne Spannung herein. Während meiner Spielsessions auf der Xbox One oder Xbox One X lief Below immer butterweich.

Fazit

Alles in allem hat sich für mich das lange Warten auf Below gelohnt. Ich habe das Gefühl, dass ich obwohl bereits investierten 20 Stunden bei weitem noch nicht alles gesehen habe und freue mich noch mehr Geheimnisse in dem Spiel zu entdecken. Dadurch, dass das Spiel im Gamepass auf der Xbox One verfügbar ist, gebe ich auf jeden Fall eine klare Spielempfehlung. Jeder der ein Spiel mit Story sucht oder dem Rouge-lite Genre abgeneigt ist, wird hier wohl keine Freude haben.


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