Inzwischen ist der zweite Tag angebrochen. Meine Muedigkeit vom Vortag war noch deutlich merkbar.
Um ein Land zu verstehen muesste man recht viel Zeit einkalkulieren, sollte zumindest die Landessprache sprechen und bereit sein neue Wege zu gehen.
Meine Zeit hier ist sehr begrenzt. Leider. Meine Polnischkenntnisse helfen mir sehr gut weiter, ein Bisschen Russisch kann ich auch noch und bei der gestrigen Rueckreise in das Hotel hat mich im Bus ein angeheiterter Weissrusse angesprochen, weil ich vom Busfahrer das Billett auf Polnisch bestellt habe. Generell reagiert man hier auf das Polnische ausgesprochen positiv.
Ich fuer meinen Teil reagiere so auf das Weissrussisch, das hier fast weniger praesent ist, als das Russische. Wenn man genau hinhoert, kann man beide Sprachen sogar unterscheiden.
Weissrussisch kommt mir etwas melodischer vor, als das Russische – und etwas weniger hart. Eine ausgesprochen schoene Sprache.
Weissruthenisch am Beispiel eines Busfahrers:
Gestern habe ich ueber die Revolution in Minsk geschrieben. Zugegeben – Umsturz gab es keinen und die Polizei hat so ruhig reagiert, dass sogar dem aergsten Revoluzzer die Lust vergehen wuerde, aber heute wurden Naegel mit Koepfen gemacht.
Gegen 7:00 morgens fingen vereinzelt wieder Leute an, gegen die steigenden Benzinpreise zu demonstrieren. Staus wurden gebildet, Hupkonzerte gespielt und die Polizei reagierte. Besonders schmerzhaft
Verhaftungen sind mir keine bekannt, aber jeder Demonstrant wurde zur Kasse gebeten. Strafen wegen unerlaubten Protesten. Um ehrlich zu sein eine sehr intelligente und interessante Variante, der Lage Herr zu werden:
Weissrussland befindet sich derzeit in finanziellen Schwierigkeiten. Russland half aus. Geholfen hat das wenig und Lukaschenko half sich selbst dann aus der Lage, indem er Russland fuer die Miesere verantwortlich machte.
Seitdem haelt sich die Fliessgeschwindigkeit des Geldhahns in Grenzen.
Die Chinesen verlieren langsam auch die Lust, da kaum etwas vom Segen zurueckkommt. Die Lage ist nicht allzu rosig. Strafen, die von unliebsamen Subjekten entgegengenommen werden, helfen zwar nicht so viel, loesen aber nicht so viel Unmut aus, wie Steuererhoehungen…
Noch ein Detail am Rande: Das Geld hier ist nicht allzu viel wert. Im Internet findet man folgende Angaben:
1 EUR = 4.418,87 BYR am 08.06.2011
Das ist jedoch nichts weiter als Propaganda. Die Wahrheit liegt nicht irgendwo herum, sondern am doppelten Betrag… Ich dachte, ein Foto davon gemacht zu haben… Morgen versuche ich es nachzuholen. Der weissrussische Rubel verliert uebrigens von Tag zu Tag…
Der Tag heute war interessant, da ich mir nicht nur das Museum des grossen Vaterlaendischen Krieges (2. Weltkrieg) angeschaut habe, sondern auch die Einkaufswelt in Minsk.
Zu viele Worte kann ich darueber nicht verlieren, da mich immer noch die Muedigkeit quealt und es morgen wieder frueh losgeht.
Der Feind. Auch die Feindesdarstellung will geuebt sein
Zum Museum:
Russland ist ja als Sieger aus dem 2. Weltkrieg hervorgegangen. Dies erkennt man im Museum relativ schnell. Es war uebrigens lange Zeit das Einzige seiner Art. Der Grossteil des Museums ist gesaeumt von Portraitfotos sowjetischer Helden, der Rest von Plakaten und Zeitungen aus jener Zeit.
Die gute Nachricht war, dass eine Freundin von mir vieles uebersetzt hat.
Die schlechte, dass die englischsprachige Museumsleitung gerade Urlaub hat…
Das ist aus dem Grund bedauerlich, da die Bildbeschreibungen nur in zwei Sprachen abgefasst sind, von denen ich nur eine sehr schlecht kann.
Weissrussisch und Russisch…
Die Maerkte:
Als ich verreist bin habe ich gehoert, dass aufgrund der nicht allzu rosigen Wirtschaftslage gerade ein arges Hungerproblem herrschen sollte.
Diese Meldung stellte sich recht bald als komplett falsch heraus. Die Maerkte sind voll. Teilweise ist das Angebot sogar groesser als in Polen!
Einziger Wermutstropfen dabei ist, dass anscheinend die Preise steigen. Fuer Euro-Besitzer ist dies jedoch nicht merkbar, da aufgrund des fallenden Rubel-Kurses der Euro gewinnt und gewinnt…
Dinge, die man in Polen uebrigens nicht bekommt sind sehr mineralstoffreiches Wasser und ein bei weitem groesseres Sortiment an Suesswaren.
Das Mineralstoffwasser ist jedoch fast untrinkbar, da salzig… Eine kurze Auflistung der Werte des „Darida“-Wassers (in Mg/l):
Na* + K*: 990-1400
Ca^2+: 30-65
Mg^2+: 10-35
SO4^3-: 340-500
Cl-: 1250-1700
HCO3-: 180-350
Da so eine Aufstellung ohne Vergelichswerte recht nutzlos ist sind hier die Werte des „Schischkain Les“ (Cone Forest)-Wassers (das jedoch seltsamerweise aus Russland importiert wird):
Na* + K*: 200
Ca^2+: 20
Mg^2+: 5
SO4^3-: 100
Cl-: 100
HCO3-: 400