Bekannte

Eine Bürgerversammlung findet statt

Mann 1: „Sie leben jetzt alle zusammen in einer alten Hütte am Rande der Stadt. Sie haben auch die $NochandereVolksgruppe dabei.“
Vorsitzender: „$NochandereVolksgruppe auch?“
Mann 1 (lacht verächtlich): „Sie sagen, Gott hat die Menschen nicht erschaffen, damit einige im Bett schlafen und andere in ’ner Scheune übernachten müssen. (Allgemeines Gelächter) Natürlich ist der wirkliche Grund, dass ihre Gruppe nun nicht mehr getrennt ist.“
Vorsitzender:  „Meine Herren! Ich denke, wir sind hier zusammengekommen, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden, um die unerfreuliche Situation so zu begrenzen, dass die Stadt verschont bleibt. Wir müssen unsere Familien beschützen und das Schlimmste verhüten.“
Mann 1: „Was ist mit $JungeFrau (die einen der Gruppe der Vergewaltigung bezichtigt hatte, was sich hinterher als Lüge herausstellt, Anmerk. von Molly)?“
(Empörtes Gemurmel) Den Namen hat sie ja genannt. Wir alle wissen, wer`s getan hat! Er läuft frei herum und tut so, als wäre nichts passiert.“
Mann 2: „Wenn unsere Frauen auf der Straße nicht mehr sicher sind, wird es langsam Zeit, dass wir etwas tun, anstatt zu reden. (Beifälliges Gemurmel) Einen Haufen Fremde, §AndereHerkunft und §AndereethnischeAbstammung – meinetwegen können sie sich da, wo sie herkommen so aufführen. Aber wir haben hier Gesetze, jawohl, und hier leben anständige Bürger, die diese Gesetze schützen werden!“
(Beifälliges Gemurmel)
Mann 3 (eben hereingekommen, lebt noch nicht lange in der Stadt): „Ich habe das Gefühl, dass Sie auf dem besten Weg sind, diese wertvolle Gesetze als erste zu missachten.“
Mann 2: „Wenn Sie eine Frau in dieser Stadt hätten, §Mann3, würden Sie wahrscheinlich anders darüber denken.“
(Beifälliges Gemurmel)
Vorsitzender: „Halt, meine Herren. Niemand von uns denkt daran, ein Gesetz zu missachten. Menschliche nicht und auch nicht die Gottes. Aber es können Zeiten kommen, die Sicherheit als oberstes Gebot fordern. ‚Gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist‘, wie das Buch sagt. Und ich sage, es ist höchste Zeit, dem Kaiser zu geben, was ihm gehört.“
Mann 3: „Was haben Sie für Vorschläge, §Vorsitzender?“
Vorsitzender: „Ich weiß nicht. Eigentlich gar keine. Ich dachte, deshalb sind wir ja alle hier.“
Mann 2: „Während wir uns hinter unseren Gardinen verstecken und darauf warten, dass der Herrgott etwas gegen diese Plage unternimmt, haben wir das Einfachste vergessen, nämlich zu zählen.“
Mann 1: „Wie meinen Sie das, ‚zählen‘?“
Mann 2: „Das sind 10 Mann. Lassen wir Unwichtige beiseite, so dass wir auf 10 kommen. 10 Mann – und wir sind eine Stadt!“
(Begeisterte Rufe)
Mann 1: „Ja genau, das ist DIE Idee!“
Mann 3: „Jetzt hört aber auf! Sind hier alle verrückt geworden? Denkt klar, absolut klar: Was haben die Euch getan?“
Mann 2: „Selbst in §HeimatvonMann3, §Mann3, soll es Gesetze gegen Angriffe auf wehrlose Frauen geben.“
Mann 3: „Wenn er das Gesetz gebrochen hat, ist es Sache des Gesetzes, ihn zu bestrafen. EINEN, nicht zehn!“
Mann 1: „Er nimmt uns auf den Arm! Welches Gesetz? Hier existiert kein Gesetz, so lange §ChefderExekutive weg ist.“
Mann 3: „Ich meine, es gibt eine ganze Menge Gesetze, sogar ungeschriebene, §Mann1. Was haben diese Männer getan, dass Sie hier sagen, die wollen die Stadt übernehmen? Vergessen wir mal das Mädchen-„
Mann 1 (spöttisch): „Wir sollen das Mädchen vergessen!“
Mann 3: „Jawohl: ich sage, wir wollen mal einen Moment von dem Mädchen absehen; was sind denn das für schreckliche und furchtbare Menschen?“
Mann 1 (in die Runde): „Ich bin gespannt, was jetzt kommt …“
Mann 3: „Dass sie Rosinen stehlen? Ja, ich hörte sowas. (Zu Mann 2) Besonders die §EthnischeHerkunft gingen in ihren Laden und haben eine Handvoll Rosinen geklaut, wenn sie glaubten, dass es keiner sieht. Sie sind laut und reden vulgär und sie trinken und singen stundenlang, das sind ihre Verbrechen. (Ironisch) Die fürchterlichsten Verbrechen, von denen ich je gehört hab. Und sie versetzten eine ganze Stadt so in Panik, dass man an lynchen und erschießen denkt.“
Mann 2 (aufgebracht): „Wenn Sie das so sehen, dann gehören Sie nicht hierher, dann gehören Sie auch zu diesen Brüdern!“
(Zustimmendes, empörtes Gemurmel)
Vorsitzender: „HALT! Sowas sollte man wirklich nicht sagen.“
Mann 2: „Doch, doch, und ich meine es so! Ich sage immernoch: die wollen die Stadt übernehmen. Ich sage, dass ich sie nicht mag. Anständige Menschen haben Angst, alleine auf die Straße zu gehen. Meine Frau traut sich allein gar nicht mehr aus dem Haus. Und selbst wenn ich bei ihr bin, quatschen die uns in ihrere komischen Sprache an und lachen sich kaputt, weil ich keine Waffe trage, die haben wir nämlich vor Jahren abgelegt. Ja, und deshalb sind wir heute Abend hier. Vielleicht warten sie nur auf etwas. Ja, sie warten auf den ersten Anlaß, sie wollen, dass einer von uns zuerst schießt.“
Mann 3: „Ach, und Sie wissen das?“
Mann 1: „Wieso wären die denn sonst hier?“
Mann 3: „Keine Ahnung. Und Sie? (In die Runde) Keiner von Ihnen? Hat schonmal einer von Ihnen mal daran gedacht, sie zu fragen?“
(Schweigen)
Mann 2: „Wir wollten Eins ehrlich zugeben: Vielleicht wollen wir gar keine Antwort, vielleicht haben wir Angst.“
Mann 3: „Ihr solltet welche haben. Aber nicht davor, was sie tun könnten, sondern vor dem, was Ihr anrichten könntet. An Euch selbst.“
Mann 2: „Die Leute sagen, das in §HeimatvonMann3 die kleinste Kleinigkeit genügt, um die Freiheit mit der Waffe zu verteidigen. Warum soll hier bei uns alles ganz anders sein?“
Mann 3: „Ihr seid alle selbstgefällig und vergesslich. Freiheit ist keine Axt! Freiheit ist etwas, wofür man kämpft, aber keine Keule, mit der man kämpft! Vielleicht fühle ich mich noch nicht als Bestandteil dieser Stadt, weil Dazugehörigkeit immer eine Zeit braucht, aber ich sage Euch, nachdem was ich hier sehe und was ich höre lege ich keinen Wert mehr darauf.“
Mann 2: „Ist das nun alles? Sind wir hierher gekommen, um festzustellen, dass wir nichts tun können?“
Vorsitzender: „Tja nun, wir sind doch alles vernünftige Menschen, §Mann2 ..“
Mann 2: „Ja, das ist vielleicht unser Problem. Warum sollen wir nicht abstimmen? ‚Sie warnen vernünftige Menschen‘, hört sich gut an, nicht wahr? Grabinschrift von §Stadt: ‚Sie waren vernünftige Menschen‘. Nur zu, quatscht weiter! Diese Stadt bekommt, was sie verdient!“
(Stürmt raus)

Szene entnommen bzw. abgeschrieben aus „Die Leute von der Shiloh Ranch„, Staffel 4, Folge 15 „Fremde in der Stadt“ (original: „A harvest of strangers“), 1966.


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